Zwei Jahre nach dem Skiunfall:Warum Michael Schumachers Familie schweigt

Michael Schumacher

Der Schutz seiner Privatsphäre war ihm vor seinem Unfall heilig: Michael Schumacher auf einem Archivbild von 2012.

(Foto: dpa)

Was geht vor: die Neugier der Öffentlichkeit oder Michael Schumachers Privatsphäre? Seine Managerin Sabine Kehm macht sich die Entscheidung nicht einfach. Wir haben in der Schweiz mit ihr gesprochen.

Von Michael Neudecker, Gland

Der Irrsinn tritt bei Michael Schumacher regelmäßig auf, immer noch, zum Beispiel neulich, auf dem Titelblatt des Klatschmagazins die aktuelle: ein großes Foto von Michael Schumacher und seiner Frau Corinna, daneben in fetten Buchstaben "Ein Insider sagt: Er ist nicht mehr unter uns!"

Der frühere Rennfahrer Michael Schumacher ist vor zwei Jahren beim Skifahren verunglückt, er lag danach fast sechs Monate im Koma. Sein angebliches Ableben ist natürlich frei erfunden, und der sogenannte Insider ist in Wahrheit noch nicht einmal ein entfernter Bekannter, weshalb die Schumachers das Boulevardblatt verklagt haben, und das nicht zum ersten Mal. Seit Schumachers Unfall haben sie insgesamt eine dreistellige Zahl an Klagen gegen Verlage und Redaktionen eingereicht, sagt Schumachers Medienanwalt Felix Damm.

Spekulationen, die keine Grenzen kennen, begleiten Michael Schumacher seit zwei Jahren, denn niemand weiß, unter welchen Folgen des Unfalls er zu leiden hat. Kann er gehen? Kann er reden? Überhaupt: Wie geht's ihm? Diese Frage steht über allem, aber es gibt darauf keine Antwort. Die Familie schweigt beharrlich, und wenn man wissen will, warum, dann muss man mit Sabine Kehm reden, Schumachers Managerin.

"Momentan sehe ich keine Alternative"

Die SZ hat Kehm in ihrem Büro in Gland am Genfer See besucht und festgestellt: Man kann mit Sabine Kehm stundenlang über diese Frage diskutieren, denn sie überlegt viel und lange, ob der Weg des Schweigens und Klagens der richtige ist. "Momentan sehe ich keine Alternative", sagt sie.

Der Schutz der Privatsphäre war Schumacher schon vor seinem Unfall heilig, und Sabine Kehm will nicht einsehen, warum die Leute es akzeptierten, nichts über seine Kinder und sein Privatleben zu erfahren, bevor er beim Skifahren stürzte - und jetzt aber ständig über seinen Zustand informiert werden wollen.

Seine Gesundheit: das Privateste, das man sich bewahren kann. Sabine Kehm verteidigt diese Privatsphäre gemeinsam mit Felix Damm vehement, und wenn man ihr lange genug zugehört hat, dann ist da dieses Gefühl, ob man will oder nicht: Vielleicht gibt es tatsächlich keinen anderen Weg.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: