Aus in Wimbledon:Zverev schimpft auf den Linienrichter

Aus in Wimbledon: Hadert mit sich: Alexander Zverev scheidet in Wimbledon gegen Ernests Gulbis aus.

Hadert mit sich: Alexander Zverev scheidet in Wimbledon gegen Ernests Gulbis aus.

(Foto: AP)
  • Alexander Zverev scheidet in Wimbledon - geschwächt von einer Krankheit - bereits in der dritten Runde aus.
  • Sein letzter Auftritt wird von Buh-Rufen und Differenzen mit dem Linienrichter begleitet.
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Von Gerald Kleffmann, Wimbledon

Das Ende war zu Beginn des fünften Satzes abzusehen. Als Ernests Gulbis, dieser gedanklich so schnelle Stratege, der so wunderbar über alles Mögliche referieren kann, den Moment ergriff, der sich ihm bot. Alexander Zverev wirkte angeschlagen, müde, gezeichnet, und das war verständlich. Er hatte in Paris bei den French Open drei Partien über fünf Sätze bestritten. Er hatte sich erholt davon, aber doch eine Verletzung danach auskurieren müssen. In Wimbledon jetzt hatte Zverev auch gleich in der zweiten Runde wieder über die volle Distanz gehen müssen, sogar über zwei Tage. Das Duell mit dem Amerikaner Taylor Fritz war ja wegen Dunkelheit abgebrochen worden. Danach hatte Zverev gestanden, er hätte auch noch einen Magenvirus zur verkraften gehabt. Er hätte sich bei einer Pause auf dem WC übergeben.

Als Gulbis sich in den fünften Satz gegen Zverev an diesem Samstag gerettet hatte, ahnte er, worauf es jetzt für ihn ankäme: "Ich habe schlau gespielt", sagte er später. Gulbis, 29, aus Riga, beschäftigte Zverev, spielte links und rechts und Stopp und Lob. Das zermürbte den besten deutschen Profi. Entkräftet schlich Zverev zum Netz nach 3:20 Stunden Spielzeit. Die war nicht das Problem, es war die Summe der Belastungen. Gulbis trifft nach dem 7:6 (2), 4:6, 5:7, 6:3, 6:0-Erfolg im Achtelfinale auf Kei Nishikori. Für Zverev, die Nummer drei der Weltrangliste, endet seine vierte Teilnahme in Wimbledon mit einer Enttäuschung. Er wird nun auch einige Punkte in der Weltrangliste verlieren. 2017 hatte er noch die Runde der letzten 16 erreicht.

Es war aber auch aus einem anderen Grund eine Niederlage mit Beigeschmack. Ende des dritten Satzes hatte Zverev mal wieder gezeigt, dass er sein Temperament nicht immer kontrollieren kann. Nachdem er einen Linienrichter offenbar kurz verbal angegangen war, sprach der Stuhlschiedsrichter eine Verwarnung aus. Daraufhin maulte Zverev, sagte Unfreundliches, schlug mit dem Schläger aufs Netz. Es gab Buh-Rufe. Beim Seitenwechsel hatte sich Zverev nicht beruhigt, im Gegenteil. Jetzt sagte er Beleidigendes.

Zverev stänkert gegen den Linienrichter

"Braucht er Aufmerksamkeit oder was?", rief er zum Stuhlschiedsrichter und meinte damit den Linienrichter, der eine "hörbare Obszönität" von Zverev zuvor als Vergehen gemeldet hatte. Was der Linienrichter gehört haben will? "Fragen Sie ihn?", antwortete Zverev später einem Journalisten kurz angebunden. In der Aufzeichnung des Matches war immerhin klar zu hören, was Zverev in der Folge weiter geschimpft hatte. "Braucht er Aufmerksamkeit oder was braucht er?", rief er zum Stuhlschiedsrichter. "Also glaubst du ihm und nicht mir? Seit wann kann ein Linienrichter ein Warning aussprechen?" Er schüttelte den Kopf, trank einen Schluck. Und sagte laut: "Er will nur wichtig sein einmal auf einem großen Platz in Wimbledon. Darum geht es ihm. Damit man sich einmal an sein Gesicht erinnert." Später sagte er noch: "Was er gesagt hat, ist egal. Er ist nur ein Linienrichter."

Als er bei der Pressekonferenz dazu befragt wurde, sagte Zverev kopfschüttelnd: "Ich kann mich nicht erinnern, was ich gesagt habe." Er bereue oder bedaure jedenfalls seine Worte nicht, "ich habe nichts riesengroß Falsches gesagt". Grundsätzlich zog Zverev für sich eine positive Bilanz, der Virus habe ihm eben diesmal zugesetzt. Im vierten Satz gegen Gulbis habe er sich gefühlt, als habe ihm jemand "den Stecker gezogen". Er werde noch viele Jahre nach Wimbledon kommen, "ich mache mir keine Sorgen", betonte der 21-Jährige. "Ich habe allen gezeigt, dass ich über fünf Sätze spielen kann." Für ihn sei es nur "eine Frage der Zeit, wann ich bei Grand Slams viel, viel besser werde".

Er verabschiedete sich in Wimbledon aber erst einmal mit dem Satz: "Ich bin auf dem Boot in Monte-Carlo. Hier werdet ihr mich nicht mehr sehen."

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