Zum Tod von Box-Trainer Fritz Sdunek:Sie lachten, litten und kämpften

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Fritz Sdunek betreute zahlreiche Boxer, die engste und erfolgreichste Beziehung hatte er zu Vitali Klitschko. Nun ist der Trainer im Alter von nur 67 Jahren nach einer Herzattacke gestorben.

Von Benedikt Warmbrunn

Manchmal spielten Vitali Klitschko und Fritz Sdunek gemeinsam Tischtennis, es waren Momente, in denen sich beobachten ließ, wie gut sie harmonieren. Klitschko, der Boxer, spielte etwas steif. Sdunek, der Trainer, spielte etwas gebeugt, er ging leicht in die Knie. Sie sprachen kaum ein Wort. Aber sie lachten sehr viel.

Fritz Sdunek, geboren 1947 in Lüssow, hat viele Boxer trainiert, Dariusz Michalczewski oder Felix Sturm wurden unter ihm Weltmeister, auch Wladimir, der jüngere der beiden Klitschko-Brüder. Doch es war Vitali, der ältere Bruder, mit dem Sdunek seine größten Erfolge feierte. Und zu dem er die engste und persönlichste Beziehung aufbaute. Eine Beziehung, die von Blicken lebte, vom tiefen Verständnis von zwei Männern, die gemeinsam gejubelt haben. Und die vor allem gemeinsam gelitten haben.

Nach erfolgreichen Jahren als Amateurboxtrainer wechselte Sdunek 1994 zum Hamburger Profiboxteam Universum, zwei Jahre später wurde er dort Cheftrainer. Es war auch das Jahr, in dem er anfing, die beiden ukrainischen Boxbrüder zu trainieren. Früh erkannte er ihr Potenzial, über die Jahre verfeinerte er ihren Stil. 1999 wurde Vitali erstmals Weltmeister, mit dem 25. K.o.-Sieg in Serie. Doch der größte Kampf von Klitschko und Sdunek war eine Niederlage.

Platzwunde, dann Kampfabbruch

2003 stand Klitschko, damals nicht mehr Weltmeister, gegen den britischen Champion Lennox Lewis im Ring, der Kampf war kurzfristig zustande gekommen. Doch Sdunek und Klitschko überraschten Lewis mit einem aggressivem Stil. Klitschko traf immer wieder mit vielen ansatzlosen Schlägen, nach sechs Runden sahen ihn alle drei Punktrichter vorne. Dennoch verlor er. Platzwunde am linken Auge. Kampfabbruch.

Sdunek führte Klitschko später wieder zum WM-Gürtel, er begleitete seine Rückkehr, er achtete auf dessen Disziplin, als sich der Ukrainer immer mehr für die Politik interessierte. Und Sdunek, ein Freund des trockenen Humors, war es auch, der den immer höflichen, manchmal aber spröden Brüdern zu einem heiteren Charme verhalf, mit einer guten Laune, die auch durch mehrere gesundheitliche Rückschläge nicht gebremst wurde.

Vergangene Woche musste Sdunek nach einer Herzattacke in seiner Wohnung auf Gran Canaria ins Krankenhaus eingeliefert werden. Am Montag starb er an den Folgen in Hamburg. Er wurde 67 Jahre alt.

© SZ vom 23.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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