Zum Ende der Blatter-Ära:"I'll be back!"

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Die Fifa-Ethikkomission hat entschieden: acht Jahre Sperre für Sepp Blatter. Der Fußball-Präsident nennt das "eine Schande". Anderen geht das Urteil dagegen nicht weit genug. Eine Zitatensammlung.

Von René Hofmann

Seit 1975: Vierzig Jahre lang war Joseph "Sepp" Blatter beim Fußball-Weltverband Fifa beschäftigt. Erst als Direktor für Entwicklungsprogramme, später als Generalsekretär, seit 1998 als Präsident. Mit dem Spruch der Fifa-eigenen Ethikkommission, die am Montag eine Achtjahressperre gegen Blatter, 79, aussprach, endete eine Ära. Bei der Gelegenheit wurde viel gesagt. Hier einiges, was in Erinnerung bleiben wird:

"I'll be back" - "Ich komme wieder".

Einer der wenigen Sätze des österreichischen Schauspielers Arnold Schwarzenegger in seiner Rolle als Terminator im Kinofilm von 1984.

"Der suspendierte Fifa-Präsident Sepp Blatter hat ein dornenreiches Jahr hinter sich, doch er gibt nicht auf. Sein größter Wunsch ist es, in Würde von der Bühne abzutreten. Der 79-jährige Walliser wird verkannt, sein Idealismus unterschätzt. Sein Erfolg beeindruckt. (. . .) Blatter hat bis jetzt alle Anfeindungen überlebt. Seine Gegner konnten ihm nie ein Fehlverhalten nachweisen. Das Begleitgetöse trübte freilich den Blick auf die eindrücklichen Leistungen dieses Ausnahme-Schweizers, der als eine Mischung aus Sonderbotschafter und Entwicklungshelfer rastlos um den Planeten tourte."

Roger Köppel, Chefredakteur der Weltwoche , am Donnerstag, den 17. Dezember 2015, als Begründung, warum Blatter für das Magazin "der Schweizer des Jahres" ist.

"Er hat bemerkenswerte Arbeit für den Weltfußball geleistet. Sein Beitrag im humanitären Bereich ist kolossal. Dieser Person sollte man den Friedensnobelpreis geben."

Russlands Staatspräsident Wladimir Putin, ebenfalls am 17. Dezember.

Am gleichen Tag muss Blatter vor der Ethikkommission der Fifa aussagen. Die Anhörung dauert den ganzen Tag. Erst gegen 17 Uhr verlässt Blatter das Fifa-Hauptquartier. Wenig später folgte eine Stellungnahme seiner Anwälte. In dieser heißt es:

Über allen Gipfeln ist Ruh'? Von wegen! Sepp Blatter räumt die Spitze des Fußball-Weltverbandes Fifa mit mächtig viel Getöse. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

"Präsident Blatter freut sich auf ein Urteil zu seinen Gunsten, weil dies die Beweislage erfordert. Die Beweise zeigen, dass sich Präsident Blatter angemessen verhalten hat und sicher nicht gegen den Ethikcode der Fifa verstoßen hat. Die Untersuchung muss geschlossen und die Suspendierung aufgehoben werden."

64 Stunden später verkündet die Kommission ihr Urteil - Blatter wird für acht Jahre gesperrt. Zur Begründung heißt es:

"Das Verfahren gegen Joseph S. Blatter betraf in erster Linie eine Zahlung der Fifa von CHF 2 Millionen im Februar 2011 an Michel Platini. In seiner Eigenschaft als Fifa-Präsident bewilligte Joseph S. Blatter die Zahlung an Michel Platini, die einer rechtlichen Grundlage im zwischen den beiden Offiziellen am 25. August 1999 schriftlich abgeschlossenen Vertrag entbehrte. Weder in seiner schriftlichen Eingabe noch in seiner persönlichen Anhörung konnte Joseph S. Blatter eine andere rechtliche Grundlage für diese Zahlung nachweisen. Seine Behauptung einer mündlichen Absprache wurde als nicht überzeugend erachtet und von der Kammer abgewiesen. (. . .) Joseph S. Blatters Handlungen entbehrten ethischen Verhaltens, verstießen gegen die anwendbaren Gesetze und Bestimmungen sowie das Fifa-Regelwerk, soweit auf ihn anwendbar, und zeugten von einem Missbrauch seiner Stellung als Fifa-Präsident."

"Das ist eine Schande. Man stellt mich als Lügner hin. Das geht nicht. Nicht nach 40 Jahren. Das ist respektlos, auch gegenüber der Justiz. Da stimmt etwas nicht."

Blatters erste Reaktion auf das Urteil.

"Es tut mir leid, dass ich immer noch ein Punching-Ball bin. Es tut mir leid für den Fußball. Es tut mir leid für die Fifa. Und es tut mir leid für mich."

Blatters zweite Reaktion auf das Urteil bei einer Pressekonferenz vor rund 100 Journalisten.

"Zu sagen, dies wäre ein guter Tag für die Fifa, ein guter Tag für den Fußball, wäre völlig falsch."

Blatters dritte Reaktion.

"Ich werde kämpfen, für mich, für die Fifa."

Blatters vierte Reaktion.

"Im Rahmen der Erwartungen."

Reinhard Rauball, Interimspräsident des Deutschen Fußball-Bundes, über das Strafmaß gegen Blatter.

"Genug."

Lennart Johansson, früherer Präsident der europäischen Fußball-Union und Blatters Gegenspieler, zum gleichen Thema.

"Viel zu wenig."

Javier Tebas, Chef der spanischen Fußball-Profiliga, ebenfalls zum Strafmaß.

"Blatter kann nicht zwischen sich selbst und der Fifa unterscheiden. Er glaubt, es wäre ein und dasselbe, und das ist ziemlich traurig."

Greg Dyke, Vorsitzender des englischen Fußball-Verbandes.

"Wenn es nicht Blatter wäre, könnte er mir leid tun. (. ..) Die Art und Weise, wie er sein Rechtsverständnis dokumentiert, ist zwar nicht überraschend, aber immer wieder erschreckend. (. . .) Selbst in dem Alter kann man noch eine normale Wahrnehmung haben."

Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende des Bundestag Sportausschusses.

"Die Fifa-Dinosaurier sind endgültig ausgestorben . "

Kommentar der Daily Mail.

"Blatter sagte in einer bizarren Rede elf Mal ,Sorry'. Aber er bat nicht um Verzeihung. Mit solch einer Gabe für Melodramatik hätte Blatter in einem anderen Leben Country-Sänger werden können."

Die britische Zeitung The Sun über Blatters Pressekonferenz nach dem Urteil.

"Müssen wir jetzt Mitleid haben? Drei Tage vor dem Heiligen Abend wirst Du, Joseph, aus Deinem Stall gejagt. Mit Schimpf und Schande. Drei Tage vor dem Fest der Liebe schlägt Dir Hohn und Spott entgegen. Nein, das ist keine schöne Weihnachtsgeschichte. Müssen wir jetzt Mitleid haben? Nein! Weil Du genau dieses Spiel auch mitgespielt hast. Unliebsame Weggefährten wurden von heute auf morgen aussortiert. Macht und Machterhaltung war stets die oberste Devise. Um jeden Preis. Deine Ära ist endgültig vorbei. Dieses patriarchale und marode Gebilde muss und wird von Grund auf erneuert. Und das ist gut so. Besinnliche Weihnachtstage haben mit Besinnung zu tun. Das Spiel ist aus. Der Einzige, der das nicht realisieren will, bist Du selber."

Felix Bingesser, Sportchef der Schweizer Boulevard-Zeitung Blick , in einem Offenen Brief an Blatter.

"Es ist noch nicht zu Ende. I'll be back."

Blatters Abschiedsworte auf seiner Pressekonferenz nach dem Ausschluss.

© SZ vom 24.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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