Zugang aus Mainz:Geis soll Schalke ordnen

Johannes Geis

Künftig bei Schalke: Johannes Geis (Archivbild).

(Foto: Fredrik von Erichsen/dpa)
  • Schalke 04 hat mit dem 22-Jährigen Johannes Geis einen Vierjahresvertrag geschlossen.
  • Auch Dortmund, Mönchengladbach und Leverkusen hatten zunächst Interesse an dem Mainzer Geis gezeigt. Zwischen Interesse und Nachfrage besteht jedoch ein Unterschied.
  • Geis soll für Dynamik im Spielaufbau sorgen, die Defensive sichern und nebenbei Freistoßtore schießen.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Als Horst Heldt bei der Vorstellung des neuen Trainers André Breitenreiter neulich erzählte, er habe dem FSV Mainz 05 ein Übernahme-Angebot für den Mittelfeldspieler Johannes Geis vorgelegt, rief er nicht nur Erstaunen, sondern auch das am Schalker Markt übliche Raunen hervor. Die einen wunderten sich über so viel Offenheit im Transfergeschäft, die anderen kritisierten den Manager schon mal vorsorglich für dessen gefährliches Bekenntnis. Sie witterten einen Imageschaden für den Klub, nachdem erst kurz zuvor der ebenfalls öffentlich umworbene Nationalspieler Sami Khedira einen Job bei Juventus Turin statt in Gelsenkirchen angenommen hatte, und dies letztlich damit begründete, dass in Schalke "ein bisschen zu viel Unruhe" geherrscht habe.

Am Dienstagvormittag hat Schalke 04 nun bekanntgegeben, mit dem 22-jährigen Geis - zurzeit mit der U 21 bei der EM in Prag aktiv - einen Vierjahresvertrag geschlossen zu haben. Prompt hieß es in den Kommentaren der schnellen Medien, dem Verein sei "ein Transfercoup" gelungen und dem Manager ein sogenannter Königstransfer. Manche Königsblaue machten den zuletzt arg bedrängten Heldt gar zum Helden, weil er mit dem Geschäft die bösen Nachbarn ausgestochen haben soll.

Auch Borussia Dortmund hatte Interesse an Geis gezeigt, ebenso Mönchengladbach und Leverkusen. Zwischen Interesse und Nachfrage besteht allerdings ein Unterschied, die Konkurrenz für die Schalker war nicht so hart, wie es den Anschein hatte. Zunächst sah es so aus, als ob der Mainzer Manager Christian Heidel ein Wettbieten moderieren dürfte, doch während man in Leverkusen den Preis für Geis zu hoch befand und in Gladbach andere Prioritäten bei der Neubesetzung des Kaders gesetzt wurden, entspannte sich auch in Dortmund die Bedarfslage: Die vermeintliche Leerstelle, die Ilkay Gündogan hinterlassen würde, wird nun offenbar vom reumütig zurückkehrenden Gündogan selbst besetzt.

Gutes Geschäft für Mainz

Am Ende war also Schalke der Klub, der Johannes Geis als neuen Chef-Ordner des zuletzt konfusen Mittelfeldes am dringendsten brauchte, ausländische Interessenten (angeblich Lazio Rom, Atlético Madrid) stellten keine Konkurrenz dar. Mainz lässt sich mit rund zehn Millionen Euro Ablöse plus Bonuszahlungen für den Verlust entschädigen. Ein gutes Geschäft: Geis war vor zwei Jahren nach der Ausbildung zum Profi für eine knappe Million aus Fürth gekommen. Noch am Dienstag gaben die Mainzer bekannt, dass mit Teilen des Erlöses als Ersatz für Geis der Schweizer Nationalspieler Fabian Frei vom FC Basel verpflichtet werden konnte.

Geis, in Schweinfurt geboren, wird in Schalke eine zentrale Position einnehmen, er soll für Dynamik und Tempo im Spielaufbau sorgen, die Defensive sichern und nebenbei seine schon als Markenzeichen geführten Freistoßtore hinzufügen. Er ist somit die Junior-Alternative zu Khedira, für den sich außer Heldt und Aufsichtsratschef Clemens Tönnies auch Trainer Roberto Di Matteo stark gemacht hatte. Als der den Wirren im Saisonfinale zum Opfer fiel und Heldt keine Zeit mehr für einen Transfercoup hatte, zog Khedira Turin vor. Die ihm zugedachte spielerische Führungsrolle soll nun Geis übernehmen, obwohl er kaum älter ist als die Kollegen Goretzka, Meyer, Draxler oder Sané. Heldt betonte, Geis habe schon als Kapitän in Mainz firmiert: "Das zeigt, dass er Verantwortung übernehmen will."

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