Zürich:Fifa-Spitze um Blatter soll 79 Millionen Franken kassiert haben

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Gute alte Zeit: Der damalige Fifa-Boss Sepp Blatter und mit dem damaligen Generalsekretär Jérôme Valcke im Jahr 2015.

(Foto: AFP)

Diese Summe sollen Blatter, Valcke und Kattner allein in den vergangenen fünf Jahren an Gehältern und Bonus-Zahlungen erhalten haben. Die Verträge unterzeichnete sich das Trio offenbar meist gegenseitig.

Von Johannes Aumüller und Thomas Kistner

Der Fußball-Weltverband Fifa erhebt schwere Vorwürfe gegen sein früheres Spitzenpersonal. Der langjährige Präsident Sepp Blatter, der frühere Generalsekretär Jérôme Valcke sowie der erst vor zwei Wochen fristlos entlassene Finanzchef Markus Kattner sollen allein in den vergangenen fünf Jahren insgesamt 79 Millionen Schweizer Franken an Gehältern und Bonus-Zahlungen erhalten haben - weitgehend beruhend auf Verträgen, die lediglich Mitglieder aus diesem Trio und/oder der langjährige und 2014 verstorbene Fifa-Vize und Blatter-Vertraute Julio Grondona unterzeichneten.

Die Fifa listet detailliert verschiedene Verträge auf, die dem Trio diese Millionenzahlungen sicherten. So vermerkt sie, dass das Trio im Dezember 2010 insgesamt 23 Millionen Schweizer Franken Bonus für die abgelaufene WM in Südafrika erhalten haben soll. Auch für die Weltmeisterschaften 2014 und 2018 hätte es Zusatzleistungen in Höhe von zusammengerechnet 14 beziehungsweise 15,5 Millionen Schweizer Franken gegeben.

Üppige Verträge für Valcke und Kattner

Zu entnehmen ist der Darstellung außerdem, dass Valcke und Kattner kurz vor der Präsidentschaftswahl 2011, als noch unklar gewesen sei, ob Blatter im Machtkampf gegen den Katarer Mohammed bin Hammam wiedergewählt würde, üppig ausgestattete 8,5-Jahres-Verträge erhalten hätten. Damit seien Valcke und Kattner mögliche Zuwendungen in Höhe von bis zu 17,5 bzw. 9,8 Millionen Schweizer Franken gesichert worden.

Kurios muten auch die Vorgänge im Mai 2015 an. Nur wenige Tage nach der Wiederwahl Blatters erhielt der Schweizer einen neuen Arbeitsvertrag, der ihm drei Millionen Franken Jahresgehalt, einen Jahresbonus von bis zu 1,5 Millionen sowie einen zusätzlichen Legislaturperioden-Bonus von bis zu zwölf Millionen zusicherte. Auch der Vertrag von Finanzchef Kattner wurde an diesem Tag verlängert. Problematisch sind die Untersuchungsergebnisse aber auch für Domenico Scala, den langjährigen und im Mai nach einer Auseinandersetzung mit Infantino zurückgetretenen Chef der Compliance-Kommission. Er zeichnete diese beiden Verträge ab.

Nach Angaben der Fifa könnten zumindest manche dieser Kontrakte gegen das Schweizer Recht verstoßen. Deshalb habe der Weltverband auch die Bundesanwaltschaft in der Schweiz sowie die Behörden in den USA informiert. Die Bundesanwaltschaft hatte bereits am Freitagmittag gegenüber der SZ bestätigt, dass es am Donnerstag in der Fifa-Zentrale erneut eine Hausdurchsuchung gegeben hat. Dabei seien Dokumente und elektronische Daten sichergestellt worden. Die Durchsuchung solle "die bisherigen Erkenntnisse im Strafverfahren bestätigen beziehungsweise ergänzen".

Die Bundesanwaltschaft ermittelt bereits seit dem vergangenen Jahr rund um die Fifa. Im Mai 2015 eröffnete sie ein Strafverfahren im Zusammenhang mit der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 gegen Unbekannt. Damals gab es auch die erste Razzia. Aus diesen Untersuchungen und der Sichtung der sichergestellten Dokumente leiteten sich im Herbst und im Frühjahr weitere Strafverfahren ab: Diese richten sich gegen Sepp Blatter wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie gegen den früheren Generalsekretär Jérôme Valcke ebenfalls wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung.

Gegen den im Mai nach einem offenkundigen Machtkampf mit Infantino und wegen "Verletzung der treuhänderischen Verantwortung" entlassenen Kattner gibt es bisher kein Verfahren. "Die Untersuchungen richten sich nach wie vor nur gegen die von der BA in früheren Stellungnahmen bekannt gegebenen Personen sowie gegen Unbekannt", hieß es von Seiten der Staatsanwaltschaft.

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