Zlatan Ibrahimovic:"Ibrakadabra", der dreiste Falschparker

Zlatan Ibrahimovic ist der spannendste Fußballer des Planeten - und der am meisten von sich überzeugte. Die Sprüche des Schweden sind legendär, seine Tore sind es auch.

Von Carsten Eberts

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Lionel Messi und Cristiano Ronaldo mögen verzeihen: Für viele ist Zlatan Ibrahimovic der spannendste Typ im Weltfußball. Für diese Erkenntnis brauchte es nicht erst seinen spektakulären Fallrückzieher im Länderspiel gegen England Ende 2012, mit dem er ein unvergessenes Tor der Fußballgeschichte erzielte. Kein Spieler schafft es, so großkotzige Sprüche zu reißen - und diese auch noch mit Leistung zu bestätigen. "Gibt es einen Verteidiger, den Sie fürchten?", wurde Ibrahomivic einst von einem Journalisten gefragt. Die Antwort: "Nein, denn wer mich stoppen will, muss mich umbringen."

Paris Saint-Germain's Zlatan Ibrahimovic of Sweden fights for the ball with Lekhwiya's Karim Boudiaf during their friendly soccer match in Doha

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Ebenfalls zugeschrieben wird ihm folgendes Zitat: "Ich selbst bin mein eigenes Idol." Diese Maxime folgte er bis vor kurzem beim französischen Klub Paris Saint-Germain, der Ibrahimovic 2012 mit dem Geld seiner katarischen Eigentümer an die Seine holte (rund 20 Millionen Euro). Sein Jahresgehalt: 15 Millionen Euro - damit gilt er als bestbezahlter Profi der Welt. Zu viel für einen egoistischen Stürmer in einer durchschnittlichen Liga? Sogar der französische Haushaltsminister kritisierte das exorbitante Salär. Ibrahimovic war es egal. Gleich im ersten Spiel schoss er gegen den FC Lorient zwei Tore, glich damit den 0:2-Rückstand aus. Ibrahimovic sagt: "Qualität hat nun mal ihren Preis. Ich verstehe die Kritik nicht. Je mehr Geld ich verdiene, desto mehr Steuern bekommt Frankreich."

Zlatan Ibrahimovic of Ajax

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Doch wie wurde Ibrahimovic zu einem der weltbesten Stürmer? Nach seiner Ausbildung in der Jugend von Malmö FF erhielt er beim schwedischen Klub mit 17 Jahren seinen ersten Profivertrag. Zum Training kam er laut eigener Aussage mit geklauten Fahrrädern, viele Jahre später schrieb er in seiner Biographie: "Ich habe so viel Scheiß gebaut, dass ich kaum wage, mich an alles zu erinnern."

Als Malmö im Jahr 2000 abstieg, suchte der Stürmer nicht etwa das Weite, sondern ging mit in die zweite Liga und schoss den Klub mit zwölf Saisontreffern zurück in die erste Liga. Erst 2001 verließ Ibrahimovic sein Heimatland und ging für knapp acht Millionen Euro zu Ajax Amsterdam. Unter Trainer Co Adriaanse spielte er zunächst wenig, das änderte sich, als Ronald Koeman neuer Coach wurde. Gleich in seinem ersten Jahr wurde Ajax mit Ibrahimovic holländischer Meister.

Ajax gewinnt Pokal mit Golden Goal

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Wie wichtig Ibrahimovic für seinen neuen Klub war, zeigte er im Pokalfinale gegen den FC Utrecht. In der Verlängerung traf er zum 3:2 für Ajax - weil damals noch nach der "Golden Goal"-Regel gespielt wurde, hatte Ajax in diesem Moment gewonnen. Ibrahimovic feierte mit nacktem Oberkörper.

Fussball: Laenderspiel 2004, SWE-ENG 1:0

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Das große Interesse an seiner Person ahnte Ibrahimovic damals bereits: 2003 ließ er seinen Vornamen "Zlatan" (seine Eltern stammen aus Bosnien-Herzegowina) vom schwedischen Namen- und Patentamt schützen, als "höchstwahrscheinlich Zlatan Ibrahimovic meinend". Das klingt zwar doof, beschreibt das Ego des Stürmers jedoch ganz gut. Weitere Spitznamen, die ihn während seiner Karriere begleiten: "Super Zlatan" und "Ibrakadabra".

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Natürlich wurde die holländische Liga bald zu klein. 2004, nach der zweiten Meisterschaft mit Ajax, wechselte Ibrahimovic für 19 Millionen Euro in die Serie A zu Juventus Turin. Weil sich Sturmkollege David Trezeguet alsbald verletzte, wurde der Schwede sofort Stammspieler. Doch nicht alles verlief reibungslos: Um seine Schnelligkeit auszunutzen, setzte ihn Coach Fabio Capello häufig als Außenstürmer ein. Das funktionierte erst, dann schlitterte Ibrahimovic jedoch ins erste Formtief seiner Karriere. In 70 Spielen schoss er deshalb nur 28 Tore - eigentlich eine unterirdische Quote für Ibrahimovic. Als Juventus im Zuge des großen Fußballskandals zum Zwangsabstieg verdonnert wurde, zögerte der Schwede nicht lange. Und verließ den Klub.

Inter Milan's Ibrahimovic is challenged by Liverpool's Skrtel during their Champions League soccer match in Milan

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Nach der WM 2006 ging er zu Inter Mailand, die Ablösesumme in der damals noch solventen italienischen Seria A betrug stolze 24,8 Millionen Euro. Es wurde Ibrahimovics erfolgreichste Zeit als Vereinsfußballer: Obwohl er schlecht in seine erste Saison fand, stand im Sommer 2007 die italienische Meisterschaft. Von 2008 bis 2010 verteidigte Inter den Titel. Das Sturmspiel bei Inter war ganz auf den Schweden ausgerichtet, in 88 Spielen schoss er insgesamt 59 Tore. 2008 wurde er zum italienischen "Spieler des Jahres" gewählt.

fotbollsfest

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Zwischenzeitlich, in der Qualifikation zur EM 2008 in Belgien und den Niederlanden, kam es zu einem unrühmlichen Vorfall. Als die Mannschaft beim Spiel gegen Liechtenstein im Hotel übernachtete, verließ er mit seinen Kollegen Christian Wilhelmsson und Olof Mellberg das Hotel. Ihr Ziel: ein Nachtclub. Prompt wurden sie nach Hause geschickt. Erst sieben Monate später durfte Ibrahimovic zurückkehren.

Zur EM 2008 war dann alles vergessen. Und Ibrahimovic wurde sogar ein eigener Song gedichtet. Das Projekt Elias feat. Frans komponiert das Lied "Who's Da Man", was in Schweden auf Platz eins der Charts landete und auch bei Youtube ein Riesenhit wurde. Der kleine Frans reimt schauerlich und singt: "I love you, isch liebe dich, Zlatan Ibrahimovic."

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Mit seinem Wechsel zum FC Barcelona im Juli 2009 stieß Ibrahimovic in oberste Sphären. 50 Millionen Euro überwies Barça an Inter Mailand - und gab obendrein noch Samuel Eto'o als Zugabe drauf. Die Ablösesumme wurde auf 250 Millionen Euro festgesetzt, sein Gesamtverdienst inklusive Prämien betrug zwölf Millionen Euro (netto pro Jahr, wohlgemerkt). Damit war Ibrahimovic zum damaligen Zeitpunkt der teuerste Fußballer des Planeten. Zum Start schoss er in fünf Ligaspielen je einen Treffer, dann ließen seine Leistungen jedoch nach. Der Grund dafür, jedenfalls nach Ibrahimovics Version: das schwierige Verhältnis zu Trainer Pep Guardiola.

FC Barcelona - Deportivo Xerez

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Ibrahimovic konnte mit seinem eher sanftmütigen Trainer wenig anfangen. Aus dieser Zeit stammt auch eines seiner berühmtesten Zitate. "Diesen Philosophen brauchen wir hier nicht. Der Zwerg und ich reichen." Mit "Philosoph" war Guardiola gemeint, mit "Zwerg" Lionel Messi (links im Bild). Ein weiterer Vorwurf an Guardiola, der Ibrahimovic wegen nachlassender Leistungen zum Reservespieler degradierte: "Ich bin ein Ferrari und du fährst mich wie einen Fiat." Guardiola entgegnete: "Wenn ich nur zweimal mit ihm gesprochen habe, hatte das seine Gründe." Trotz Fünfjahresvertrag war schon nach einer Saison wieder Schluss. Ibrahimovic zürnte, Guardiola sei der Alleinschuldige daran, dass es bei Barça nicht geklappt hatte. Auch Guardiola räumte später Fehler im Umgang mit seinem exzentrischen Stürmer ein. Der Weg führte Ibrahimovic zurück...

Zlatan Ibrahimovic

Quelle: dpa

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... nach Italien. Diesmal zum AC Mailand. Zunächst auf Leihbasis für ein Jahr, danach überwies Milan 24 Millionen Euro nach Barcelona. Der Wechsel war zumindest provokant, da Ibrahimovic schließlich vorher für den Stadtrivalen Inter gekickt hatte. Die Inter-Fans geißelten den Schweden als "Verräter", Ibrahimovic war es herzlich egal. In 29 Spielen war er an 27 Toren direkt beteiligt, er traf sogar im ersten Aufeinandertreffen mit seinem alten Klub Inter (Milan siegte 1:0). Erstmals seit sieben Jahren gewann der AC Mailand am Saisonende die Meisterschaft. Trotz Vertrag bis 2015 verließ Ibrahimovic seinen neuen Klub 2012 bereits wieder. Sein nächstes Ziel: Paris Saint-Germain.

Deutschland - Schweden

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Im Herbst 2012 sorgte der Schwede in der Nationalmannschaft für gewaltiges Aufsehen. Und zwar gleich doppelt: Im Oktober drehte er mit den Schweden in einem unfassbaren Spiel in Berlin einen 0:4-Rückstand gegen die deutsche Mannschaft zu einem 4:4. Alle schwedischen Tore fielen in der letzten halben Stunde, noch nie war der DFB-Elf dergleichen widerfahren. "Als Spieler ist das eine der allergrößten Sachen, die ich erlebt habe", erklärte Ibrahimovic nach dem Spiel. Da wusste er noch nicht, was sich nur wenige Wochen später ereignen würde.

Zlatan Ibrahimovic

Quelle: imago sportfotodienst

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Okay, der englische Torwart Joe Hart machte nicht die beste Figur bei seinem Kopfball außerhalb des Strafraums als Abwehrversuch. Doch wie Ibrahimovic die Situation nutzte, war hochspektakulär: Im Test-Länderspiel gegen die Briten nutzte er in der 90. Minute einen verunglückten Kopfball des Keepers weit vor dem Strafraum zu einem Fallrückzieher aus 30 Metern - der Ball senkte sich tatsächlich über Hart hinweg ins Tor. Für Englands Steven Gerrard war es "wahrscheinlich das beste Tor, das ich jemals live gesehen habe". Ibrahimovic selbst sagte nur: "Hart war sehr weit draußen und ich habe einfach probiert, den Ball ins Tor zu kriegen."

Sweden v France - Group D: UEFA EURO 2012

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Wo wir gerade bei rekordverdächtigen Leistungen sind - Ibrahimovics Rekordliste ist lang. Der Schwede ist bislang der einzige Spieler, der für sechs verschiedene Klubs (Amsterdam, Turin, Inter Mailand, Barcelona, AC Mailand, Paris) in der Champions League getroffen hat. Sechsmal in sieben Jahren, von 2005 bis 2011, wurde er zudem zum schwedischen "Fußballer des Jahres" gewählt. Die Gesamtablösesumme für all seine Transfers beträgt 170 Millionen Euro. Keiner schaffte mehr - jedoch auch, weil kein Topspieler bislang so häufig den Klub wechselte wie Ibrahimovic.

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Von Mitspielern und Journalisten wird Ibrahimovic als schwieriger Typ beschrieben. Frodi Benjaminsen, Kapitän der Färöer, soll nach einem Länderspiel gesagt haben: "Er hat die ganze Zeit auf dem Platz verächtlich über mich und meine Elf geredet. Mir hat er auf dem Weg in die Halbzeit erklärt, wo er spielt und was er verdient. Total kindisch." Auch die Journalisten bekamen Ibrahimovics Launen zu spüren. Auf die Frage eines Reporters, woher Ibrahimovic diverse Kratzer im Gesicht habe, antwortete er: "Fragen Sie doch mal Ihre Frau." Ibrahimovic sagt über all die unschönen Geschichten: "Von allem, das über mich geschrieben wird, sind 95 Prozent reine Fiktion. Ungefähr 2,5 Prozent haben eine gewisse faktische Richtigkeit. Und vielleicht 2,5 Prozent sind wahr."

Paris Saint-Germain's Zlatan Ibrahimovic arrives for a training session at the Aspire Academy of Sports Excellence in Doha

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In ein schwedisches Wörterbuch wurde übrigens das Verb "zlatanieren" aufgenommen, es steht für: dominieren, den Ton angeben. Wohl auch wegen Geschichten wie dieser, die sich einst in Paris zutrug: Weil ihm der Spieler-Parkplatz bei PSG zu weit von der Umkleidekabine entfernt war, parkte Ibrahimovic mit seinem Sportwagen auf den nähergelegenen Trainer-Plätzen - und zwar quer. Dem Parkplatz-Wächter rief er zu: "Mein Auto bleibt hier. Wenn es einen Strafzettel gibt, bezahlst du." Seinen feixenden Mitspielern richtete er aus: "Wenn ich in der Kabine parken will, dann parke ich in der Kabine."

Paris Saint-Germain player Ibrahimovic's girlfriend Seger and their son attend his team's friendly soccer match against Lekhwiya in Doha

Quelle: REUTERS

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Übrigens häufig dabei: Lebensgefährtin Helena Seger, ein schwedisches Model, mit dem er zwei Kinder hat. Nun zieht die Familie Ibrahimovic weiter, denn Zlatan gab seinen Abschied aus Paris bekannt - mit noch unbekanntem Ziel. Und zwar wie es sich gehört, mit einem ordentlichen Spruch. Via Twitter erklärte er: "Ich kam als König und gehe als Legende."

Bei der Fußball-EM in Frankreich bestritt er sein letztes Spiel im schwedischen Trikot - und verkündete nun seinen Wechsel zu Manchester United. Dort schoss er erneut viele schöne Tore, riss sich aber im April zwei Kreuzbänder. Die Fortsetzung seiner Karriere ist ernsthaft in Gefahr.

© Süddeutsche.de/ebc/bavo
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