Zehn Zylinder in der Formel 1:"Wie auf der A 5 im Stau"

Sebastian Vettel erinnert sich in Australien an eine deutsche Autobahn, Jenson Button feiert seinen Sieg in Melbourne brav mit Champagner, Lewis Hamilton steht genervt auf dem Podium und Timo Glock feiert das beste Ergebnis seines Rennstalls. Die zehn Zylinder in der Formel 1.

Jürgen Schmieder

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Sebastian Vettel

Australia Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Sebastian Vettel erinnert sich in Australien an eine deutsche Autobahn, Jenson Button feiert seinen Sieg in Melbourne brav mit Champagner, Lewis Hamilton steht genervt auf dem Podium und Timo Glock feiert das beste Ergebnis seines Rennstalls. Die zehn Zylinder in der Formel 1.

Von Jürgen Schmieder.

Sebastian Vettel: Taufte seinen Dienstwagen der Saison tatsächlich "Abbey", was doch einen krassen Unterschied zu "Kinky Kylie" aus der vergangenen Saison darstellt. Musste schon beim Qualifying (Platz sechs) einsehen, dass sich sein Fahrzeug auch von der Geschwindigkeit her vom Modell der Vorsaison unterscheidet. Fuhr im Rennen auf den zweiten Platz, erklärte einem Reporter dann: "Wenn man von Platz sechs nach vorne fährt auf Rang zwei, dann ist das eine Verbesserung - dafür muss man kein Genie sein." Wurde dann kurz ernst: "Man hat schon gesehen, dass die McLaren ein wenig schneller unterwegs sind als wir, daran müssen wir arbeiten." Schaltete dann aber schnell wieder in den Witz-Modus. Nachdem ein LKW zum gestrandeten Auto von Witali Petrow unterwegs war, das Safety-Car ausbremste und unter den Boliden fast einen Massencrash verursachte, sagte Vettel: "Ich habe gedacht, ich stehe mitten auf der A5 im Stau. Ich habe nur noch das Känguruh vermisst, ansonsten ging es drunter und drüber."

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Mark Webber

Australia Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Mark Webber: War mal ein talentierter Formel-1-Fahrer, dem durchaus der Gewinn des WM-Titels zugetraut worden war. Hatte in den vergangenen beiden Jahren feststellen müssen, dass Teamkollege Vettel stets schneller war als er - und dass er mittlerweile in einem Album der Nicht-Weltmeisterfahrer mit Rubens Barricchello, Eddie Irvine und David Coulthard hängt. Schaffte im Qualifying einen Erfolg, als er Vettel besiegte - musste es jedoch als Niederlage verbuchen, weil es nur Platz fünf bedeutete. Verbesserte sich im Rennen mit spektakulären Zweikämpfen zwar auf den vierten Rang, lag am Ende aber zwei Plätze hinter Vettel. Der Begriff "Der ewige Zweite" ist in vielen Fällen kein Defätismus, sondern eine versteckte Hommage. Wenn er allerdings auf ein Team aus zwei Menschen angewandt wird, dann ist es eine knallharte Beleidigung.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Lewis Hamilton

Australia Formula One Grand Prix

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Lewis Hamilton: Hatte die vergangene Saison leicht zusammenfassen können: Trennung vom Vater, Trennung von Freundin Nicole Scherzinger, Trennung vom Erfolg. Hält Sport und Leben für zwei recht einfache Sachen, verfuhr in der Winterpause deshalb so: Versöhnung mit dem Vater, Versöhnung mit der Freundin. Sicherte sich in der Qualifikation sogleich die Pole Position. Verlor jedoch am Start gegen Jenson Button und an der Boxengasse während einer Safety-Car-Phase gegen Sebastian Vettel. War deshalb gar nicht zufrieden, stand bei der Siegerehrung recht genervt auf dem Podium -  Freundin Nicole Scherzinger hatte dagegen im Plausch mit Lenny Kravitz (links) ihren Spaß.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Jenson Button

Australian F1 Grand Prix - Race

Quelle: Getty Images

Jenson Button: Kann unglaublich gut aussehen. Kann auch Party. Kann aber auch Autofahren. Hatte das vor drei Jahren in Melbourne bewiesen, als er erst das Rennen gewonnen und sich dann für eine halbe Stunde mit seiner Freundin verdrückt hatte. Gab diesmal schon nach dem ersten Freien Training am Freitag an: "Ich habe schon oft genug bewiesen, dass ich ein Rennen gewinnen kann, ohne zuvor auf die Pole Position gefahren zu sein." Untermauerte diese Aussage mit einem herausragenden Start, als er Kollege Hamilton überholte und den Vorsprung in der ersten Kurve schön verteidigte. Gewann das Rennen, zog sich aber diesmal nicht mit der Freundin zurück, sondern feierte ganz brav mit Champagner auf dem Podium.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Michael Schumacher

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Quelle: AFP

Michael Schumacher: Hat vor vielen Jahren die Eigenschaft entwickelt, bei Erfolg euphoriebremsende Aussagen zu machen und bei Misserfolg Optimismus zu verbreiten, als wäre er ein Coach von Burn-Out-Patienten. War vor vielen Jahren auch mal Weltmeister, was bei dem Fahrerfeld dieser Saison (sechs Weltmeister) nun wahrlich nichts Besonderes ist. Schaffte im Qualifying den vierten Platz, besiegte dabei Nico Rosberg - und äußerte sich danach skeptisch. Lieferte sich elf Runden lang ein schönes Duell mit Sebastian Vettel, schied dann aber mit Getriebeschaden aus. Sagte danach, dass das Rennen in Australien nicht unbedingt als Gradmesser dienen würde, dass sein Rennstall aufgeholt habe und dass er gerne das nächste Rennen beenden würde. Typische Schumacher-Aussagen eben.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Nico Rosberg

Australian F1 Grand Prix - Race

Quelle: Getty Images

Nico Rosberg: Hatte sich bei den Renn-Wochenenden in der vergangenen Saison angehört wie eine Schallplatte, die einen Sprung hat und deshalb die gleiche Melodie immer und immer wieder spielt: War beim Freien Training stets optimistisch, nach dem Qualifying zuversichtlich und nach dem Rennen bitter enttäuscht. Wirkte nach dem Rennen in Australien, als hätte ihm jemand gesagt, dass er auch in dieser Saison die kaputte Schallplatte wieder auflegen muss. Zeigte ein ordentliches Qualifying, mühte sich im Rennen - kam am Ende aber mit einem platten Reifen nur auf Platz zwölf. Sagte danach: "Wir haben das Auto für das Rennen nicht optimal abgestimmt. Ich bin aber sehr guter Dinge, dass wir in Malaysia den Aufwärtstrend fortführen können."

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Fernando Alonso

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Quelle: AFP

Fernando Alonso: Hatte vor dem Saisonstart zugeben müssen, das Auto nicht zu verstehen. Das ist ungefähr so schlimm, als würde Lionel Messi erklären, er würde die Eigenschaften des neuen Fußballs nicht kapieren. Sah sich nach dem Rennen in Australien um und stellte verblüfft fest, dass er als Fünfter über die Ziellinie gekommen war. "Wir hatten ein schwieriges Rennen, doch das war uns schon vorher klar", sagte er, "nach diesem Qualifying auf Platz fünf zu fahren und damit hinter den beiden Red Bulls und McLarens zu stehen, ist meiner Meinung nach ein ziemlich gutes Ergebnis." Forderte aber sogleich, künftig nicht mehr hinter den beiden Red Bulls und McLarens stehen zu wollen: "Wir müssen das Auto verbessern. Wir möchten nämlich ganz vorne mitmischen."

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Nico Hülkenberg

F1 Grand Prix Of Australia - Practice

Quelle: Getty Images

Nico Hülkenberg: Wenn ein Fahrer ausscheidet, dann steigt er gewöhnlich aus dem Auto aus, zieht seinen Helm ab und marschiert zurück ins Fahrerlager. Nico Hülkenberg ließ seinen Helm an, wahrscheinlich wollte er nicht, dass jemand sieht, wie er auf dem 20-minütigen Rückmarsch ein Schimpfwort an das andere reiht. Er war als Neunter gestartet, hatte gar einige Plätze gewonnen - und schied aus. "Ich habe eingelenkt und plötzlich von hinten einen Schlag bekommen. Der hat mir die gesamte Aufhängung und den Reifen kaputt geschlagen. Ich weiß nicht genau, was passiert ist. Es ist sehr übel." Er vermutet gar, dass die Rennstrecke ihn nicht möge: "Irgendwie scheint der Albert Park etwas dagegen zu haben, mich eine komplette Distanz fahren zu lassen."

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Timo Glock

Formel 1 - GP Australien - Glock

Quelle: dpa

Timo Glock: War am Freitag einer der glücklichsten Menschen in Australien, sein Team Marussia bekam nämlich die Starterlaubnis. Allerdings ist diese späte Genehmigung ungefähr so, als würde man einer Partei einen Tag vor der Bundestagswahl erlauben, doch gewählt werden zu dürfen. Schaffte Platz 21 in der Qualifikation. War am Sonntag dann wohl einer der glücklichsten Menschen der ganzen Welt. Schaffte mit Platz 14 das beste Ergebnis in der Geschichte seines Rennstalls. Will mit Marussia am Ende der Saison Zehnter in der Konstrukteurswertung werden. Das scheint durchaus möglich zu sein.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Kamui Kobayashi

Kamui Kobayashi

Quelle: AP

Kamui Kobayashi: Fährt beim Rennstall Sauber, muss sich dort gegen den Mexikaner Sergio Perez wehren, der vom laut Forbes-Liste reichsten Mannes der Welt gesponsert wird. Bekam während des Rennens Hilfe von seinem Teamkollegen, der eine Runde vor dem Ende mit Nico Rosberg zusammenprallte. Durfte deshalb ohne Probleme überholen und wurde am Ende Sechster. Weil Perez auf Platz acht kam, darf Sauber das Wochenende als gelungen und sich selbst derzeit als "best of the rest" betrachten - also als Team, das hinter den führenden Rennställen die stärkste Vorstellung bot.

© SZ.de/segi/lala
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