Zehn Zylinder in der Formel 1:Gebremst von der indischen Gurke

Kimi Räikkönen bleibt das ganze Wochenende über cool, Sergio Perez ignoriert Anweisungen aus der Box. Sebastian Vettel und Jenson Button beißen in eine saure Gurke (im Original: ककड़ी) - und Romain Grosjean bestraft sich selbst. Eine Zusammenfassung des Wochenendes in der Formel-1-Kolumne Zehn Zylinder.

Martin Anetzberger

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Fernando Alonso

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Quelle: AFP

Kimi Räikkönen bleibt das ganze Wochenende über cool, Sergio Perez ignoriert Anweisungen aus der Box. Sebastian Vettel und Jenson Button beißen in eine saure Gurke (im Original: ककड़ी) - und Romain Grosjean bestraft sich selbst. Eine Zusammenfassung des Wochenendes in der Formel-1-Kolumne Zehn Zylinder.

Von Martin Anetzberger

Fernando Alonso: Die zweitgrößte Überraschung des Tages: Enttäuschte im Qualifying als Neunter. Schlug Profit aus der Reifenlotterie kurz nach dem Start und nach dem Neustart. Lag nach den Fehlern des McLaren-Teams plötzlich an der Spitze. Hatte über weite Strecken das klar langsamere Auto als der junge Mexikaner Perez. Profitierte aber erneut vom Reifenwechsel. Lag sechs Runden vor Schluss trotzdem nur noch eine halbe Sekunde vor dem 22-Jährigen und profitierte wieder: diesmal von einem Verbremser des ungestümen Angreifers. Fuhr deswegen stressfrei ins Ziel. Stieg vor Freude auf die krumme Nase seines Ferrari, dachte in Doppelweltmeister-Manier sofort an die nächsten Rennen: "Der Sieg macht uns glücklich für die nächsten zwei Tage, aber es ändert nichts daran, dass wir das Auto verbessern müssen".

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Sergio Perez

Malaysian F1 Grand Prix - Race

Quelle: Getty Images

Sergio Perez: Die größte Überraschung des Tages: Spekulierte schon sehr früh auf den Wolkenbruch. Holte sich Regenreifen und war vor der Unterbrechung bereits vom neunten auf den dritten Platz vorgerückt. Lieferte sich nach den Patzern der McLaren-Fahrer Hamilton und Button ein Duell mit Fernando Alonso. Fuhr eine schnellste Runde nach der anderen, bis der Spanier sich Slicks holte. Holte sich nur wenig später auch Slicks und rückte dem Ferrari-Piloten wieder auf die Pelle. Wurde über Funk gebeten, keine Dummheiten zu machen und den zweiten Platz zu sichern. Hörte aber nicht hin und leistete sich prompt einen Verbremser. Der kostete zwar nur wenig Zeit, aber genug, um nicht mehr an den Doppelweltmeister heranzukommen. Sagte nach dem Rennen: "Ich dachte, dass sogar der Sieg möglich ist". Nicht nur er dachte das.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Lewis Hamilton

Malaysian F1 Grand Prix - Race

Quelle: Getty Images

Lewis Hamilton: Startete wieder von der Pole Position - und wurde wieder nur Dritter. Fuhr zunächst vorne weg, bis die Regenunterbrechung das Feld wieder komplett zusammenschob. Holte sich nach dem Neustart sofort Intermediate-Reifen. Das war zwar die richtige Entscheidung, er blieb aber zu lange in der Box stehen und musste Alonso passieren lassen. Fuhr das Rennen danach wenig spektakulär zu Ende, weil Alonso und Perez nicht einzuholen waren. Sah es nach dem Rennen aber gelassen, weil er wieder mit Champagner spritzen durfte und in der WM-Wertung nur knapp hinter Alonso auf Platz zwei liegt.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Kimi Räikkönen

Malaysian F1 Grand Prix - Race

Quelle: Getty Images

Kimi Räikkönen: Kann mit seinem Lotus-Team auf ein abwechslungsreiches Wochenende zurückblicken: In der Nacht zum Samstag brannte das zweistöckige Hospitality-Gebäude des Rennstalls aus. Das Team nahm es mit Humor und entschuldigte sich per Pressemitteilung, dass einige der Mitarbeiter eventuell ein wenig nach Rauch riechen könnten. "Iceman" Räikkönen blieb cool. Fuhr mit seinem Dienstwagen im Qualifying auf Platz fünf. Wurde aber fünf Plätze nach hinten versetzt, weil zuvor das Getriebe gewechselt worden war. Holte sich im Rennen die fünf verlorenen Plätze wieder zurück und landete am Ende - richtig: auf Rang fünf, garniert mit der schnellsten Runde des Rennens.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Sebastian Vettel

Malaysian F1 Grand Prix - Race

Quelle: Getty Images

Sebastian Vettel: Machte vom Start weg nicht den Eindruck, als könnte er mit seiner "Abbey" den silbernen McLaren-Autos gefährlich werden. Wechselte nach dem Neustart zu spät auf Intermediates, weil der Boxenfunk ausfiel. Kam auch deswegen nie in die Nähe des neuen Führungsduos Alonso/Perez. Fuhr hinter Hamilton auf dem vierten Platz, bis er sich beim Überrunden den Hinterreifen am Auto von Karthikeyan aufschlitzte. Musste daraufhin an die Box, um nicht als übermotorisiertes Dreirad weiterzufahren. Fiel aus den Punkterängen. Wurde deswegen aufgefordert, das Auto zu schonen und es in die Garage zu stellen. Wollte aber die Zielflagge sehen und fuhr weiter. Schimpfte nachher über die "Gurke" Karthikeyan, die sich überlegen solle, ob Autofahren der richtige Job für sie sei. Sagte darüber, dass Button auch mit dem Inder aneinandergeraten war: "Das ist mir wurscht."

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Jenson Button

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Quelle: AFP

Jenson Button: Flüchtete während der Regenpause in die McLaren-Unterkünfte. Trank dort einen Tee mit seinem Teamchef Martin Whitmarsh und holte sich einen trockenen Anzug. Biss kurz nach dem Neustart - schon lange vor Vettel - in die saure "Gurke" Karthikeyan. Hatte den Inder ebenfalls überrunden wollen. Bremste aber auf der noch nassen Strecke etwas spät und demolierte sich den Frontflügel. Musste in die Box, um sich eine neue Nase zu holen, wo er aber schon wenige Minuten zuvor war, um von Regen- auf Intermediate-Reifen zu wechseln. Verlor dadurch viel Zeit und viele Plätze und hatte mit dem Rennausgang nichts mehr zu tun.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Narain Karthikeyan

HRT Formula One driver Karthikeyan drives during the third practice session of the Malaysian F1 Grand Prix at Sepang International Circuit outside Kuala Lumpur

Quelle: REUTERS

Narain Karthikeyan: Buhmann des Tages, weil er zwei Mal bei Überrundungen den berühmten Kollegen Jenson Button und Sebastian Vettel in die Quere kam. Kam als Vorletzter ins Ziel, bekam nach dem Rennen noch eine Zeitstrafe aufgebrummt. Landete damit auf dem letzten Platz, was in Vettels Augen den sofortigen Abstieg in die Formel 3 bedeuten sollte. Wird den Schimpfnamen "Gurke" wohl nicht mehr los. Was der wohl auf Hindi heißt? Ein Internet-Übersetzungsdienst liefert das hier: ककड़ी.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Michael Schumacher

Formel 1 - GP Malaysia

Quelle: dpa

Michael Schumacher: "Wenn man sieht, wer hinter uns steht, dann können wir zufrieden sein", hatte Michael Schumacher nach dem Qualifying gesagt. Zu Recht: Zum ersten Mal seit Oktober 2006 durfte er wieder als einer der drei Schnellsten in ein Formel-1-Rennen gehen - und dann regnete es auch noch in Sepang. Das weckte bei seinen Fans Erinnerungen an seine früheren Siege auf nassem Asphalt. Verpatzte aber dann gleich den Start. Fiel auf Rang fünf zurück. Bekam vom Franzosen Romain Grosjean wenige Sekunden später einen Wischer. Drehte sich und fand sich auf dem 16. Platz wieder. Kämpfte sich bis zum Schluss immerhin wieder auf den zehnten Rang und holte damit den ersten WM-Punkt für das Mercedes-Team. Ein schwacher Trost.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Romain Grosjean

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Quelle: AFP

Romain Grosjean: Blieb im Gegensatz zu seinem Teamkollegen Räikkönen nicht wirklich cool. Brachte in der ersten Runde Schumacher zum Drehen. Bestrafte sich dafür drei Runden später selbst. Drehte sich nach einem Fahrfehler und fiel aus. Zu früh, um Button oder Vettel noch gefährlich werden zu können

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Nico Hülkenberg

Formel 1 - GP Malaysia - Hülkenberg

Quelle: dpa

Nico Hülkenberg: Im Gegensatz zum Albert Park von Melbourne vergangene Woche ließ ihn die Strecke von Sepang die volle Distanz absolvieren. Fiel während des Rennens nicht weiter auf. Soll hier aber trotzdem erwähnt werden, weil er immerhin Neunter wurde und damit Vettel, Schumacher, Rosberg und Glock hinter sich ließ. Mit anderen Worten: Er war bester Deutscher an diesem für die deutschen Fahrer eher durchwachsenen Sonntag.

© Süddeutsche.de/jüsc/lala
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