Zehn Zylinder in der Formel 1:Ententanz in Südkorea

Sebastian Vettel überholt in Südkorea Fernando Alonso in der Gesamtwertung und gönnt sich ein paar Drinks, sein Cheftechniker sorgt lieber gegen die Schampus-Dusche vor. Ein Rapper versucht, ein wenig Glamour an die Strecke zu bringen und ein Japaner avanciert zum neuen Crash-Piloten. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes in der Kolumne Zehn Zylinder.

Saskia Aleythe und Jonas Beckenkamp

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Adrian Newey

South Korea Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Sebastian Vettel überholt Fernando Alonso in der Gesamtwertung und gönnt sich ein paar Drinks, während sein Cheftechniker lieber gegen die Schampus-Dusche vorsorgt. Ein Musiker versucht, ein wenig Glamour an die Strecke zu bringen und ein Japaner avanciert zum neuen Crash-Piloten. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes in der Kolumne Zehn Zylinder.

Von Saskia Aleythe und Jonas Beckenkamp

Adrian Newey: Manche Erfindungen sind so simpel, dass man sich nach ihrem Auftauchen fragen muss, warum sie niemand zuvor in die Welt gebracht hat. Das trifft auf Koffer mit Rollen zu, auf Helme mit Bierbechern und seit Sonntag auch auf die grandiose Idee von Red-Bull-Cheftechniker Adrian Newey: Um sich bei der traditionellen Sektdusche nach Sebastian Vettels Sieg in Südkorea vor brennenden Augen zu schützen, trat er mit einer Sportbrille auf den Balkon. Das sieht zwar nicht gerade hübsch aus, ist aber in seiner Zweckerfüllung außerordentlich effektiv. Genau wie Koffer mit Rollen und Helme mit Bierbechern. 

(ska)

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Sebastian Vettel

F1 Grand Prix of Korea

Quelle: Getty Images

Sebastian Vettel: Es dürfte kein Zweifel daran bestehen, dass der Weltmeister nach dem Erringen der WM-Führung am liebsten die ganze Schampus-Pulle alleine leer getrunken hätte - doch seine Mission ist vier Rennen vor Schluss ja noch nicht beendet, da bleibt kaum Zeit für ausuferndes Partymachen. Immerhin ein wenig feierbiestig zeigte sich Vettel nach seinem Sieg aber schon. "Wir können uns ein paar Drinks gönnen, bevor es nach Hause geht," erklärte der Red-Bull-Mann, dessen Dauergrinsen verriet: Hier freut sich der wohl fröhlichste Mensch von Yeongam an diesem Wochenende. Und das zu Recht: Aus dem kleinen Rückstand in der WM-Wertung auf Alonso ist jetzt ein zarter Vorsprung geworden. Trotzdem verzichtet Vettel auf Rechenspiele ebenso wie auf die große Siegersause. "Wir müssen uns jetzt auf uns konzentrieren und nicht anfangen zu rechnen. Es gibt schon genug Leute, die das machen. Da brauchen wir keine Mathematiker mehr. Ich freue mich jetzt auf das nächste Rennen." 

(jbe)

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Fernando Alonso

South Korea Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Fernando Alonso: Es war ein zaghaftes Lächeln, zu dem Fernando Alonso sich auf dem Podium dann doch noch durchringen konnte. Der Spanier war mies gelaunt, weil er nur Dritter geworden war, während Sieger Vettel ihm die WM-Führung klaute. Und so bildeten die beiden einen aufschlussreichen Kontrast: Hier der strahlende Gewinner Vettel, dort der konsternierte Alonso. Im Rennen hatte er viel versucht, er war erster Verfolger der beiden Red Bulls, doch immer wieder prallte der Ferrari-Pilot an der blauen Wand der beiden Führenden ab. Sechs Punkte liegt Alonso jetzt also hinter Vettel zurück - das nagt an der Laune des Asturiers: "Red Bull ist im Moment sehr schwer zu schlagen. Aber es werden noch vier schöne, letzte Rennen." 

(jbe)

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Strecke in Yeongam

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Quelle: AFP

Strecke in Yeongam: Ein paar Hügel am Horizont, eine verödete Sumpflandschaft und eine Hafenstadt mit dem Charme eines Luftschutzbunkers: So hieß Südkorea die sonst so glitzernde Welt der Formel 1 willkommen. Nirgends auf diesem Planeten wirkt eine Strecke für das PS-Spektakel so deplatziert wie in der grauen Szenerie der Provinz Süd-Jeolla. "Die Formel 1 ist am Arsch der Welt", schrieb die Schweizer Zeitung Blick schon 2010, als der Tross erstmals im südkoreanischen Niemandsland haltmachte. Das Rennen bleibt eines der umstrittensten der Saison - auch, weil die Atmosphäre beinahe gespenstisch anmutet. Die meisten Fahrer sind zwar von dem abwechslungsreichen Kurs begeistert, doch das Drumherum wirkt einfach trostlos. Die Südkoreaner interessieren sich so gut wie gar nicht für die Show in dem künstlich aufgeschütteten Areal einer früheren Wattküstenlandschaft. Und so blieben viele Tribünen in der sonst so funkelnden Formel-1-Kulisse leer.

(jbe)

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Psy

South Korea Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Psy: Der Musikgeschmack der Asiaten ist nicht erst seit dem Fernost-Erfolg von Tokio Hotel nur schwer mit Europa zu vergleichen. An die Strecke in Yeongam brachten die Organisatoren den derzeit beliebtesten Musiker Südkoreas, der den vielsagenden Namen "Psy" trägt. Den Rapper machte vor allem sein Musikvideo berühmt, in dem er mit einer Mischung aus Step-Aerobic und Ententanz den coolen Feger gibt. Das Guinness-Buch der Rekorde hat den Clip bereits zum populärsten Youtube-Beitrag der Geschichte gekürt. Als wandelndes Maskottchen gab er so manchem Formel-1-Piloten Nachhilfe in Punkto Hüftschwung und besonders Sebastian Vettel dürfte "Psy" gut in Erinnerung behalten: Bei seiner Zieldurchfahrt schwenkte der Musiker grinsend die Fahne.

(ska)

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Kamui Kobayashi

South Korea Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Kamui Kobayashi: Bremsen an sich ist eine leidliche Sache, vor allem in Sportarten, in denen der Schnellste als Sieger hervorgeht. Aber auch Nicht-Bremsen kann zu einer leidlichen Sache werden, vor allem in Sportarten, in denen das zum sofortigen Aus führt. In Südkorea zeigte Kamui Kobayashi seine Rowdy-Qualitäten, der in der ersten Runde kein Interesse an verringerter Geschwindigkeit zeigte und damit sich selbst, Nico Rosberg und Jenson Button das Rennende bescherte. Für den größten Unmut sorgte aber erst die uneinsichtige Begründung des Sauber-Piloten: "Ich habe einfach versucht, niemanden zu treffen, aber irgendjemand hat sehr früh gebremst." Das ist aber auch eine leidliche Sache mit dem Bremsen.

(ska)

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Nico Rosberg

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Quelle: AP

Nico Rosberg: Nico Rosberg ist derzeit wahrlich nicht zu beneiden. Erst vergangene Woche kegelte ihn das Crash-Sorgenkind Romain Grosjean mit einem üblen Fehler ins Kiesbett und diesmal erwischte ihn schon in der ersten Runde Kamui Kobayashi. "So macht es keinen Spaß. Ich bin jetzt zum zweiten Mal abgeschossen worden", schimpfte Rosberg, der mit Kritik nicht sparte: "Einige gehen einfach zu viel Risiko" - wer gemeint war, dürfte klar sein. Immerhin lag es diesmal nicht an Lotus-Fahrer Grosjean und so konnte Rosberg beinahe schon wieder lachen. "Eines kann ich sagen: Grosjean ist heute richtig vorsichtig gefahren." Ganz im Gegensatz zu Kobayashi.

(jbe)

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Nico Hülkenberg

F1 Grand Prix of Korea

Quelle: Getty Images

Nico Hülkenberg: Jedes Rennen braucht einen Nebenschauplatz, was nicht bedeutet, dass auch jedes Rennen einen solchen bietet. Der Start-Ziel-Sieg von Sebastian Vettel war zwar beeindruckend, hatte aber nicht die Qualität, schläfrige Zuschauer am Sonntagmorgen vorm Wiedereinnicken zu bewahren. Für den spannendsten Moment in Yeongam sorgte vielmehr Nico Hülkenberg: Der 25-Jährige machte bei einem Überholmanöver in der 40. Runde gleich zwei Plätze gut, kam auf Rang sechs und damit zu seinem zweitbesten Ergebnis der Saison. "Da hatte ich ein dickes Lächeln in meinem Gesicht und habe gejubelt, als hätte ich das Rennen gewonnen", sagte Hülkenberg, "das war hier ein Mega-Ergebnis, aber ich bin noch lange nicht am Ende. Mit mehr Erfahrung werde ich hoffentlich noch ein bisschen besser." Das dürfte auch für seine Zukunft entscheidend sein, schließlich gilt der Force-India-Pilot als erwünschter Kandidat für einen Cockpitplatz bei Sauber. 

(ska)

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Michael Schumacher

Formel 1: Grosser Preis von Korea

Quelle: dapd

Michael Schumacher: Jetzt, da endlich klar ist, dass er sich auf seiner Abschiedstournee befindet, wünscht man ihm eigentlich noch ein paar positive Momente. Doch es sieht so aus, als sei das Karriereende des Rekord-Weltmeisters mit immer mehr Unglück behaftet. Im fünftletzten GP seiner sportlichen Laufbahn war Schumachers Silberpfeil in Yeongam selbst für die Force-India- und Toro-Rosso-Boliden zu schwach - und das will etwas heißen. "Es gibt Rennen, in denen einfach nichts zusammen passt, die man schnell abhaken muss. Dies war eines dieser Rennen", klagte der Deutsche nach seinem enttäuschenden 13. Platz. Und so sagte Schumacher beinahe sehnsüchtig: "Ich freue mich auf meinen Ruhestand - so möchte ich es gerne formulieren. Ich denke, dass ich angesichts der Umstände genau die richtige Entscheidung getroffen habe."

(jbe)

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Lewis Hamilton

South Korea Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Lewis Hamilton: Für Sebastian Vettel bedeutete das Rennen in Südkorea einen großen Schritt in Richtung Titelverteidigung, für Lewis Hamilton hingegen brachte es den Abschied vom WM-Traum. "Die Logik sagt, dass es das vermutlich für mich war mit dem Sieg in der Weltmeisterschaft", sagte der McLaren-Pilot, der nun 62 Punkte Rückstand auf Vettel hat. Für den Briten kam es in der Tat ziemlich dicke: Zunächst hatte er mit technischen Problemen zu kämpfen, es folgte ein zusätzlicher Reifenwechsel und das freche Überholmanöver von Nico Hülkenberg. Damit nicht genug: Am Ende des Rennens löste sich ein Stück Kunstrasen, das sich ausgerechnet am Wagen von Hamilton verfing und fortan an mit ihm über die Piste bretterte. Für Hamilton heißt es nun: Einfach vergessen - den Sonntag im Speziellen und die WM im Allgemeinen.

(ska)

© SZ.de/jbe/jüsc
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