Zehn Zylinder in der Formel 1:Auf Busfahrt nach Südfrankreich

Sebastian Vettel beschwert sich über die Schleichfahrt der Mercedes-Piloten, sein Vater Norbert dagegen ist überhaupt kein Yacht-Typ. Lewis Hamilton wird wegen seines Hundes geschmäht und Kimi Räikkönen findet, dass Sergio Perez eine ordentliche Tracht Prügel verdient hat. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Von Michael Neudecker, Monaco

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Nico Rosberg

*** BESTPIX *** F1 Grand Prix of Monaco - Race

Quelle: Getty Images

Sebastian Vettel beschwert sich über die Schleichfahrt der Mercedes-Piloten, sein Vater Norbert dagegen ist überhaupt kein Yacht-Typ. Lewis Hamilton wird wegen seines Hundes geschmäht und Kimi Räikkönen findet, dass Sergio Perez eine ordentliche Tracht Prügel verdient hat. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Nico Rosberg: Jedes Jahr während des Formel-1-Rennens in Monaco muss mindestens einmal erwähnt werden, dass Nico Rosberg hier aufgewachsen ist. An diesem Wochenende wurde das besonders häufig erwähnt, denn Rosberg war der dominierende Mann. Drei Trainings, das Qualifying, das Rennen: Rosberg war jedes Mal der Schnellste. Er holte zum dritten Mal in Folge die Pole Position. Anders als in den beiden Rennen davor blieb die reifenzerstörende Art seines Autos allerdings ohne Folgen, weil es in Monaco enorm schwierig ist, zu überholen. Rosberg war auch deshalb im Rennen vom Start bis zum Ziel vorne, ganz so, wie es schon vor diesem Wochenende erwartet worden war. In Monaco zu gewinnen, "das ist etwas sehr, sehr Besonderes", sagte er. Ebenfalls wenig überraschend.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Sebastian Vettel

F1 Grand Prix of Monaco - Race

Quelle: Getty Images

Sebastian Vettel: War ein bisschen genervt, dass Nico Rosberg vom Start bis zum Ziel vorne war, und dass er wegen der engen Straßen von Monaco keine Möglichkeit hatte, ihn zu überholen. Wegen der reifenschonenden Fahrweise war Rosberg ja verhältnismäßig langsam unterwegs, anfangs fungierte zudem noch Lewis Hamilton als Puffer zwischen Rosberg und Vettel. Weshalb Vettel später feststellte: Man habe manchmal das Gefühl gehabt, die beiden seien "auf einer Busreise nach Südfrankreich" und nicht in einem Formel-1-Rennen. Sebastian Vettel war aber dann trotzdem der zweite Gewinner des Tages: Weil Kimi Räikkönen nur Zehnter wurde, baute Vettel, der Zweiter wurde, seinen Vorsprung in der WM-Wertung auf 21 Punkte aus.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Norbert Vettel

F1 Grand Prix of Japan - Race

Quelle: Getty Images

Norbert Vettel: Der Vater von Sebastian Vettel war in Monaco erstmals nach etwa einem Jahr wieder bei einem Rennen seines Sohnes dabei. Monaco ist das Rennen mit der höchsten High-Society-Dichte im Rennkalender, im Hafen liegen so viele Yachten, dass man das Wasser auf den ersten Blick kaum sehen kann. Der Zimmermann Norbert Vettel mag die High Society nicht besonders, er ist im Wohnmobil angereist. Er verbrachte darin auch die Tage in Monaco. Ist eher kein Yacht-Typ.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Keke Rosberg

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Quelle: AFP

Keke Rosberg: Der Vater von Nico Rosberg war auch da, ist aber oft dabei, wenn sein Sohn Rennen fährt. Er war ja selbst Rennfahrer: Keke Rosberg gewann vor 30 Jahren in Monaco, in seinem Team war übrigens ein Ingenieur namens Ross Brawn angestellt. Im Jahr davor, 1982, war Rosberg Weltmeister, er ist bis heute der einzige, der mit nur einem Sieg diesen Titel holte. Hat den kleinen Nico, dessen Teamchef Ross Brawn heute ist, früher immer mit an die Rennstrecke genommen. Ist eher kein Wohnmobil-Typ.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Kimi Räikkönen

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Quelle: AFP

Kimi Räikkönen: Erhielt sich die Chance, einen der vielen Schumacher-Rekorde einzustellen: Michael Schumacher fuhr einst 24 Rennen in Folge in die Punkteränge, Räikkönen ist jetzt bei Nummer 23 - weil er in der letzten Runde in Monaco Sauber-Fahrer Nico Hülkenberg überholte. War aber trotzdem ziemlich sauer nach dem Rennen. Es ist ja unwürdig für einen Kimi Räikkönen, in der letzten Runde um Platz zehn zu fahren, zumal er damit einige Punkte auf Sebastian Vettel in der WM-Wertung verlor. Konnte aber nichts dafür: Wurde während des Rennens von Sergio Perez touchiert. Antwortete daher auf die Frage, ob man mal mit Perez darüber reden müsse: Nein, "man müsste ihm mal eine aufs Maul hauen". Ist eher kein Diplomatie-Typ.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Sergio Perez

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Quelle: AFP

Sergio Perez: Hat einmal mehr seinen Ruf bestätigt: Gilt als ungestüm, freundlich ausgedrückt. Legte sich mit unnötig waghalsigen Überholmanövern mit drei ehemaligen Weltmeistern an. Kimi Räikkönen, Jenson Button und Fernando Alonso. Brachte alle drei in arge Bedrängnis. Button beschwerte sich über seinen Teamkollegen via Teamfunk, Räikkönen brachte seinen Ärger offen im Fernsehen zum Ausdruck, Alonso dürfte das ähnlich sehen. Immerhin: Button wurde Sechster, Alonso wurde Siebter, Räikkönen Zehnter - und Perez 16., also Letzter. Einen Vorteil hat Perez gegenüber den Dreien: Er bringt den finanzstarken Telekommunikationskonzern Telmex mit ins Team. Also viel, viel Geld.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Felipe Massa

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Quelle: AFP

Felipe Massa: War, wenn man so will, der auffälligste Fahrer des Wochenendes. Brachte das Kunststück fertig, im Qualifying und im Rennen auf exakt gleiche Art und Weise an der exakt gleichen Stelle auszuscheiden. Fuhr jeweils an einer Kurve geradeaus und krachte beide Male heftig in die Streckenbegrenzung, beide Male musste sein sehr ramponiertes Auto mit einem Kran von der Straße gehoben werden. Der Rennunfall am Sonntag hatte allerdings eine unerfreuliche Konsequenz: Erstmals in dieser Saison musste das Safety Car auf die Strecke. Später kam das Safety Car noch zwei weitere Male, zudem wurde das Rennen nach einem heftigen Unfall für 25 Minuten unterbrochen. Massa hatte damit allerdings nichts zu tun, er musste nach seinem Unfall eine Halskrause anlegen und wegen Nackenschmerzen ins Krankenhaus gebracht werden. Es geht ihm aber bereits besser, wie er selbst mitteilte.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Lewis Hamilton

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Quelle: AFP

Lewis Hamilton: An den vielen Hochhäusern direkt an der Strecke hängen während des Rennens zahlreiche Plakate und Spruchbänder, das kreativste hing an einem Hochhaus gleich neben dem Start: Auf ein weißes Laken hatte jemand "woof, woof, Roscoe" geschrieben. Roscoe ist der Hund von Lewis Hamilton, der schon vor zwei Wochen in Barcelona weltberühmt wurde. Auch in Monaco nun kam Roscoe wieder zur Sprache. In England sind die Reporter gerade ein wenig unzufrieden mit der Tatsache, dass Lewis Hamilton im Moment an seinem Teamkollegen Nico Rosberg nicht vorbeikommt und suchen eifrig nach Gründen. Fündig wurden sie bei Hamiltons Lebensstil. Der sei zu hinterfragen: Er würde seinem Hund Roscoe und seiner Freundin Nicole Scherzinger mehr Zeit widmen als dem Rennfahren, schrieb manches Blatt allen Ernstes, weshalb Hamilton bei einer Presserunde in Monaco etwas verärgert fragte: "Was zur Hölle hat der Hund mit meinen Rennen zu tun?" Die einzig mögliche Antwort: wuff, wuff.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Fürst Albert II.

Fürst Albert II. und Fürstin Charlene von Monaco

Quelle: dpa

Fürst Albert II.: Direkt unter dem Roscoe-Plakat saß am Sonntag Fürst Albert mit Gattin Charlène, aber das war natürlich nur Zufall. Neben der Start- und Ziellinie wird jedes Jahr ein Glaskasten aufgebaut, auf dem mittig das Fürstenlogo thront, in dem Glaskasten sind ein paar Stühle aufgestellt, ganz vorne sitzt eben der Fürst mit Frau. Von außen sieht der Glaskasten sehr merkwürdig aus, wie ein Aquarium, bei dem jemand das Wasser aus- und die Fürstenfamilie eingelassen hat. Dem Fürsten kommt allerdings eine wichtige Rolle am Rennsonntag zu: Er überreicht die Siegertrophäe.

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Zehn Zylinder in der Formel 1:Toto Wolff

Norbert Haug und Toto Wolff

Quelle: dpa

Toto Wolff: Der Motorsportchef von Mercedes hätte am Sonntagabend gerne über den ersten Sieg seines Teams in dieser Saison gesprochen, durfte aber nicht. Alle wollten immer nur eines von ihm wissen: Wie das nun gewesen sei mit den vermeintlich illegalen Reifentests? In der Nacht zum Sonntag kam heraus, dass Mercedes auf Bitte von Reifenhersteller Pirelli vor knapp zwei Wochen einen dreitägigen Reifentest absolvierte, weshalb Red Bull und Ferrari offiziell Protest gegen Mercedes einlegten. Die Konkurrenz wittert Wettbewerbsverzerrung, Wolff sagt, das sei deren Problem, nicht seines. "Wir haben nichts Illegales getan", wegen eines Vertrags zwischen Pirelli und dem Automobilweltverband Fia sei die Aktion regelkonform gewesen. Außerdem: "Wir wollen uns den Sieg nicht miesmachen lassen." Leichter gesagt als getan: Durch die Mercedes-Testfahrt hat die Reifendebatte neues Futter bekommen.

© SZ.de/jüsc/leja
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