Zehn Zylinder der Formel 1:Wenn Niki Lauda seine Mütze lüftet

Niki Lauda gewährt seltene Einblicke, Fernando Alonso klaut einem Kameramann sein Arbeitsgerät, der junge Jean-Eric Verne bringt Formel-1-Boss Bernie Ecclestone bei 300 Stundenkilometern zum Nachdenken. Und Sebastian Vettel hat einfach nur Pech. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes in der Kolumne "Zehn Zylinder".

Martin Anetzberger

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Zehn Zylinder der Formel 1:Lewis Hamilton

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Quelle: AFP

Niki Lauda gewährt bei der Siegerehrung seltene Einblicke, Fernando Alonso klaut einem Kameramann sein Arbeitsgerät, der junge Jean-Eric Verne bringt Formel-1-Boss Bernie Ecclestone bei 300 Stundenkilometern unfreiwillig zum Nachdenken. Und Sebastian Vettel hat einfach nur Pech. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes in der Kolumne "Zehn Zylinder".

Von Martin Anetzberger

Lewis Hamilton: Fuhr vom Start weg einem nie gefährdeten Sieg entgegen. Bekam deswegen auch nicht mit, wie sich hinter ihm die Teamkollegen Button, Alonso, Massa, Vettel und Perez einen hochattraktiven Kampf lieferten. Hatte auch ein wenig das Glück auf seiner Seite: Button verlor bei seinem ersten Boxenstopp mehr als zwei Sekunden und schied später wegen eines technischen Defekts auch noch aus. Machte Punkte auf WM-Spitzenreiter Alonso gut. Dürfte seine Position im Vertragspoker mit McLaren gestärkt haben. Auf die Frage, ob er schon wisse, für wen er in der kommenden Saison fahren werde, sagte er lächelnd: "Nein!"

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sergio Perez

Italian Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Sergio Perez: Machte seinem Ruf als Reifenflüsterer der Formel 1 alle Ehre. Startete vom zwölften Startplatz mit harten Reifen und kam bereits an Position zwei liegend erst in der 30. Runde zum Reifenwechsel. Fuhr mit den frischen Pneus danach eine schnellste Runde nach der anderen und überholte Alonso sieben Runden vor Schluss. In Reichweite des führenden Hamilton kam er allerdings nicht mehr. Mühte sich bei der Siegerehrung vom acht Meter hohen Podest, zumindest noch sein Sauber-Team mit der Champagner-Dusche zu erreichen.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Fernando Alonso

Fernando Alonso

Quelle: AP

Fernando Alonso: Nach dem Ausfall in Spa und dem schwachen Qualifying von Monza erwarteten viele, dass Fernando Alonsos Vorsprung in der Fahrer-WM schmelzen würde. Schließlich standen Vettel und Hamilton deutlich vor ihm in der Startaufstellung. Doch der Spanier kam eindrucksvoll zurück, war nach der zweiten Runde schon vom zehnten auf den sechsten Platz gefahren. Fuhr nach einem vergeblichen Angriff auf Vettel in der Curva Grande ein gutes Stück weit über Gras und Kies. Überholte den Deutschen wenig später trotzdem, profitierte vom Ausfall Buttons und überholte später auch noch den Teamkollegen Massa. Perez war am Ende dennoch zu schnell für ihn - nur ein minimaler Dämpfer. Stibitzte nach der Siegerehrung einem Fernseh-Team die Kamera, um das rote Meer unter ihm zu filmen. Prognose für den Gewinn des dritten Fahrer-Titels: zunehmend positiv.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Niki Lauda

Fernando Alonso, Niki Lauda, Formel 1

Quelle: AP

Niki Lauda: Hatte vor dem Rennen die entscheidende Frage gestellt: Wer findet auf der reifenraubenden Strecke von Monza die beste Taktik? Durfte nach dem Rennen mit auf das Siegerpodest, um Hamilton, Alonso und Perez zu interviewen. Tat das gleich in drei verschiedenen Sprachen. Klopfte den Top-Drei-Fahrern währenddessen fleißig auf die Schultern. Bot ihnen zu Ehren dann einen seltenen Anblick: Zog seine rote Mütze und deutete eine Verneigung an.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Jean-Eric Vergne

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Quelle: AP

Jean-Eric Vergne: Hatte sportlich eher weniger zum Großen Preis von Italien beizutragen. Lieferte aber den spektakulärsten Moment, als er wegen eines Defekts an der Radaufhängung bei einer Geschwindigkeit von mehr als 300 Stundenkilometern von der Strecke flog. Vielleicht bewegt diese Schrecksekunde Formel-1-Chef Bernie Ecclestone noch einmal zum Umdenken. Der hatte vor dem Rennen in Monza zur möglichen Einführung von geschlossenen Cockpits gesagt: "Das ist ein absoluter Blödsinn. Die Formel 1 sollte das bleiben, was sie ist. Unfälle wird es immer geben." Diesmal gab es keinen, weil Vergne zum Glück weit entfernt von anderen Autos durch die Luft geschleudert wurde.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Nico Rosberg

F1 Grand Prix of Italy - Qualifying

Quelle: Getty Images

Nico Rosberg: War im Qualifying auf den sechsten Platz gefahren. Erwischte dann den schlechtesten Start im Fahrerfeld, wurde bis auf Position 13 durchgereicht. Fuhr in der Folge ein taktisch kluges Rennen: Wusste um den hohen Reifenverschleiß seines Silberpfeils und kam deswegen zwei Mal an die Box. Der Lohn: Rang sieben und die schnellste Rennrunde im letzten Umlauf. Sagte danach: "Nach dem ersten Stopp ging es aber richtig ab mit einem neuen Satz Reifen. Dann hat es auch Spaß gemacht."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Michael Schumacher

Formel 1: Grosser Preis von Italien

Quelle: dapd

Michael Schumacher: Hatte im ersten freien Training am Freitag mit der Bestzeit auf sich aufmerksam gemacht. Fuhr im Qualifying als bester Deutscher auf den vierten Startplatz und war in seinem 301. Grand Prix als Sechster bester Deutscher. Hat es sich allein deswegen verdient, hier erwähnt zu werden. Sagte danach: "Es ist realistisch zu sagen, eine Runde mehr und ich wäre Fünfter geworden und noch eine Runde mehr, und ich wäre sogar Vierter geworden." Sagte aber nicht wie viele Runden mehr er gebraucht hätte, um das Rennen zu gewinnen. Sagte auch nichts zu seinem möglichen Karriereende.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sebastian Vettel

Formel 1: Grosser Preis von Italien

Quelle: dapd

Sebastian Vettel: Pechvogel des Wochenendes. Hatte im letzten Training vor dem Qualifying bereits mit einer defekten Lichtmaschine zu kämpfen, ging dennoch von einem passablen fünften Platz ins Rennen. Wäre dort nach dem ersten, langsamen Reifenwechsel vom formidabel fahrenden Fernando Alonso fast noch in der Boxengasse überholt worden. Wehrte wenig später in der Curva Grande einen weiteren Angriff des Spaniers ab. Musste Alonso wenig später dennoch vorbeilassen und bekam für das Curva-Grande-Duell obendrein eine umstrittene Durchfahrtsstrafe aufgebrummt. Stellte seinen Wagen auf Befehl seiner Box ("Mach den Motor aus!") fünf Runden vor Schluss neben der Strecke ab. Wieder wegen der Lichtmaschine. Prognose für die Mission Titelverteidigung: zunehmend negativ. Sagte noch während des Rennens sichtlich genervt: "Ich stehe hier, draußen wird noch gefahren."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Kimi Räikkönen

Formula One Grand Prix of Italy

Quelle: dpa

Kimi Räikkönen: Fiel während des Rennens in Monza nicht auf. Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen: Entweder er wurde von den Kameras selten gezeigt, oder er war einfach nicht an spektakulären Rennsituationen beteiligt. Oder beides zusammen. Die nüchternen Fakten lieferten nach dem Rennen aber ein spektakuläres Ergebnis auf dem Fernsehschirm: Räikkönen wurde Fünfter, schob sich in der Fahrerwertung an Vettel vorbei auf den dritten Platz. Das fiel dann schon auf.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Luca di Montezemolo

Ferrari-Praesident di Montezemolo will zwei kurze Formel-1-Rennen

Quelle: dapd

Luca di Montezemolo: Der Ferrari-Boss bietet ja des öfteren schrille Ideen an. Sorgte während des Wochenendes in Monza mit dem Vorschlag für Aufsehen, in Zukunft Formel-1-Rennen in zwei kürzere Einzelwettbewerbe aufzuteilen: "Eineinhalb Stunden sind für junge Menschen eine lange Zeit", sagte er. Vielleicht liege er diesmal falsch, aber man müsse jetzt etwas tun. Für den Großen Preis von Italien lag er definitiv falsch. Das Rennen gehörte zu den interessantesten und kurzweiligsten der Saison. Den jungen Menschen in den Cockpits, den Tausenden auf den Rängen und den Millionen vor den Fernsehschirmen waren die 1,5 Stunden wohl nicht zu lange. Ob Montezemolo deswegen aufhört, Ideen zu haben?

© Süddeutsche.de/mane/jüsc/rus
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