Zehn Zylinder der Formel 1:Wenn es selbst dem Grid Girl zu heiß wird

Der Job in der Startaufstellung hat seine Tücken, Lewis Hamilton ist schneller als die britische Olympia-Mannschaft, Placido Domingo kann seinen Text. Und während sich Jenson Button gerne quält, findet es Sebastian Vettel "superheiß". Eine Zusammenfassung des Wochenendes in der Formel-1-Kolumne Zehn Zylinder.

Martin Anetzberger und Frieder Pfeiffer

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Zehn Zylinder der Formel 1:Kimi Räikkönen

F1 Grand Prix of Hungary - Race

Quelle: Getty Images

Der Job in der Startaufstellung hat seine Tücken, Lewis Hamilton ist schneller als die britische Olympia-Mannschaft, Placido Domingo kann seinen Text. Und während sich Jenson Button gerne quält, findet es Sebastian Vettel "superheiß". Eine Zusammenfassung des Wochenendes in der Formel-1-Kolumne Zehn Zylinder.

Von Martin Anetzberger und Frieder Pfeiffer

Kimi Räikkönen: Gehört auch in seiner Comeback-Saison nach zwei Jahren Formel-1-Pause zu den stärksten Fahrern im Feld. Liegt in der Fahrer-WM auf dem fünften Rang mit Außenseiterchancen auf den Titel. Kam Sieger Lewis Hamilton von allen am nächsten, weil sein Lotus prima in Schuss ist und sein Team eine gute Reifenstrategie ausgetüftelt hatte. Doch näher als eine knappe Sekunde schaffte er es nicht an den Briten heran. Blickte bei der Siegerehrung, als wäre sein Rennen wie das von Michael Schumacher gelaufen. "Zweiter ist nicht ganz so gut für mich", sagte er. Ein Lächeln ist also frühestens beim ersten Saisonsieg zu erwarten.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Grid Girl

Formel 1 - GP Deutschland

Quelle: dpa

Grid Girl: Der Job der Damen in der Startaufstellung klingt einfach: Vor Beginn des Rennens bitte knapp bekleidet auf der Start- und Zielgeraden die Startnummern der Fahrer hochhalten. Die tatsächlichen Schwierigkeiten sind in dieser Tätigkeitsbeschreibung nicht enthalten. So wurde es in Ungarn einem der heißen Mädchen selbst zu warm. Sie wurde verlassen - von ihrem Körper, kollabierte und musste von der Strecke getragen werden. Die gute Nachricht: Sie wurde umgehend von einer anderen Dame im Minirock ersetzt.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Michael Schumacher

F1 Grand Prix of Hungary - Qualifying

Quelle: Getty Images

Michael Schumacher: Im Training den Mercedes etwas demoliert, in der Qualifikation auf Rang 17 abgebremst, im Rennen schon vor der grünen Ampel nahezu alle Chancen weggeschmissen, als er es sich auf dem falschen Startplatz bequem machte - Michael Schumachers Wochenende war schon am Sonntag um 14 Uhr so gegen die Wand gefahren wie das des schwächelnden Grid Girls. Während dieses sich erholte, kam es für den siebenmaligen Weltmeister noch schlimmer. Nachdem er nach seinem Fauxpas aus der Boxengasse starten musste, raste er im Frust wenig später derart unbedacht an den Garagen vorbei, dass er geblitzt wurde. Die Folge: Durchfahrtsstrafe, zwischenzeitig Letzter, schon zur Hälfte des Rennens überrundet. Immerhin: Er hatte bereits nach 60 Runden Feierabend.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Lewis Hamilton

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Quelle: AFP

Lewis Hamilton: Holte die 150. Pole Position für das McLaren-Team in der Formel 1. Brachte diese nach 69 Runden fehlerfrei und unspektakulär ins Ziel, Saisonsieg Nummer zwei. Blieb auch ruhig, als Kimi Räikkönen ihm in den letzten Runden gefährlich nahe kam. Wurde nach der Fahrt von seinem Team mit Lob überschüttet. Schüttete daraufhin kräftig zurück und hatte auch für die zweit- und drittplatzierten Lotus-Piloten Räikkönen und Romain Grosjean noch lobende Worte übrig: "Ihr wart ziemlich schnell, Jungs. Und auch eure Stopps waren sehr schnell." Leicht gesagt, wenn man selbst noch schneller ist. Hamilton war sogar schneller als das britische Olympia-Team. Am Eröffnungswochenende der Spiele war er der erste Brite, der auf einem Podium die Hymne hörte.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Timo Glock

Formel 1: Grosser Preis von Deutschland

Quelle: dapd

Timo Glock: Ist in diesen Monaten nicht der Glücklichste aller Formel-1-Fahrer, weil er sich vom solventen Marussia-Team voraussichtlich etwas mehr erwartet hatte als Kämpfe in der letzten Reihe. Wie wohl er sich im erfolglosen Team fühlt, kann nur vermutet werden. Fest steht jedoch, dass die Zuneigung zuletzt nicht zunahm. Im Qualifying wurde Glock vom Verkehr auf der Strecke aufgehalten. Und so sehr sich sein Team in einer PR-Offensive bemühte, die Zitate des deutschen Piloten zu glätten, war schnell klar, wem Glock die Schuld am Stau und der damit verpassten Chance gab. "Der erste Run war nicht so glücklich, da haben wir uns selbst teamintern im Weg gestanden", war die erste diplomatische Version. Dann wurde Glock in Richtung seines Teamkollegen Charles Pic, der Warnungen über den Boxenfunk ignoriert hatte, doch noch deutlicher: "Vielleicht versteht er den englischen Funk nicht", grantelte Glock und zeigte kein Interesse an einer Aussprache. "Das ist sinnlos", meinte er verärgert: "Es ist zum zweiten oder dritten Mal passiert, das muss das Team lösen." Im Rennen hatte Glock dann freie Fahrt. Er wurde Vorletzter  - direkt vor ihm: Teamkollege Charles Pic.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Placido Domingo

Hungarian Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Placido Domingo: Der Spanier kann singen, und wie. Er ist ein Weltstar, sowohl aufgrund seiner Stimme als auch mit dem Dirigentenstock. Als Experte für Formel-1-Rennen in Ungarn war Domingo bislang jedoch nicht bekannt. War ihm egal. "Ist es nicht fantastisch, dass in London die Spiele beginnen und du hier gewinnst, Lewis?", fragte er und sprach von einer "spannenden Saison". Na ja, Opernsänger können eben nicht nur singen. Sie können auch schauspielern und Text auswendig lernen.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sebastian Vettel

Hungarian Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Sebastian Vettel: Sah nicht glücklich aus nach seinem vierten Rang. Wer ihn darauf ansprach, lebte gefährlich. "Ich weiß nicht, was ihr euch erwartet. Wir sitzen anderthalb Stunden in der Kiste, es ist schweineheiß, und wenn man dann im Verkehr feststeckt, ist das blöd", schimpfte der Weltmeister. "Man kann ja auch nicht drüberfliegen." Die Temperaturen erhitzten das Gemüt, klar war jedoch, dass Vettels Rennwagen an diesem Tag zu mehr fähig war als zu Platz vier. Allein, abheben kann er nun wirklich nicht. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn Vettel in der ersten Kurve an Romain Grosjean vorbeigekommen wäre. Es reichte nicht ganz, stattdessen überholte ihn Jenson Button. Vierter statt Zweiter, nur zwei Punkte auf Fernando Alonso in der WM-Wertung aufgeholt. Und dafür eineinhalb Stunden in einer heißen Kiste gesessen. Da kann man auch mal unleidig werden.

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Zehn Zylinder der Formel 1:McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh

Singapore Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh: Einen Fahrer lotste die McLaren-Box souverän von der Pole Position ins Ziel. Jenson Button jedoch passte die Stoppstrategie seines Teams um Chef Martin Whitmarsh gar nicht. Als Sebastian Vettel hinter dem Briten feststeckte, war über den McLaren-Funk plötzlich etwas von einem mysteriösen Plan B zu vernehmen. Ein Bluff, um den Deutschen zu verwirren? Eine durchdachte Änderung der Rennstrategie? Oder einfach nur Quatsch? Fest steht: Button wurde dreimal an die Box geholt, musste Vettel vorbeilassen und wurde am Ende Sechster. Wohl doch Quatsch.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Jenson Button

Hungarian Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Jenson Button:  Apropos Button. Der ist nach eigener Aussage "ein Landjunge", wie er dem Sportinformationsdienst verriet. Er liebe die Berge und das Meer. Deshalb sei er nach Monaco gezogen - wäre auch unsere erste Wahl gewesen. Außerdem sei seine Leidenschaft der Sport. Nein, nicht der Motorsport. Er versucht sich bei Triathlon-Wettkämpfen oder Radrennen. "Es ist mein Traum, einmal einen Ironman zu absolvieren. Dich zehn Stunden zu quälen, macht dich unheimlich stark. Danach weißt du, was Schmerzen sind." Wenn Vettel von "schweineheiß" spricht, wird Button wohl erst richtig warm.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Narain Karthikeyan

Hungarian Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Narain Karthikeyan: Der indische HRT-Pilot hatte zu Beginn der Saison beim Rennen in Sepang den Zorn von Sebastian Vettel auf sich gezogen, weil der Doppelweltmeister sich beim Überrunden den Reifen an ihm aufschlitzte. Vettel nannte ihn daraufhin kreativ eine "Gurke". Der Inder wollte dem Deutschen diesmal offensichtlich etwas Gutes tun. Setzte vier Runden vor Schluss sein Auto als einziger Pilot in Ungarn neben die Piste, genau in dem Moment als Vettel nach einem späten Reifenwechsel eine Safety-Car-Phase gebraucht hätte, um noch am Franzosen Romain Grosjean vorbeizukommen. Leider - aus Vettels Sicht - reichte Karthikeyans Unfall nur für die gelbe Flagge. So könnte man Vettel nun in den Mund legen: "Die indische Gurke kann nicht mal Unfall."

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/sid/mane/fred
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