Zehn Zylinder der Formel 1:Vettels Freund, das Safety Car

Seine Mechaniker versagen im Kopfrechnen, doch das Safety Car bringt Sebastian Vettel noch auf Platz drei. Kimi Räikkönen rast muffelig zu seinem ersten Sieg seit 2009 - und Bernie Ecclestone überzeugt mal wieder mit einem gänzlich skurrilen Vorschlag. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes in der Kolumne Zehn Zylinder.

Saskia Aleythe

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Zehn Zylinder der Formel 1:Kimi Räikkönen

Formula One Grand Prix of Abu Dhabi

Quelle: dpa

Seine Mechaniker versagen im Kopfrechnen, doch das Safety Car bringt Sebastian Vettel noch auf Platz drei. Kimi Räikkönen rast muffelig zu seinem ersten Sieg seit 2009 - und Bernie Ecclestone überzeugt mal wieder mit einem gänzlich skurrilen Vorschlag. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes in der Kolumne Zehn Zylinder.

Von Saskia Aleythe

Kimi Räikkönen: Kimi Räikkönen redet nicht gern, vor allem nicht öffentlich und in ein Mikrofon, was ihm in Kombination mit seiner emotionslosen Mimik und Gestik den Beinamen "Iceman" eingebracht hat. In manchen Situationen muss der Finne jedoch sprechen, über den Boxenfunk am Sonntag klang das dann ziemlich mürrisch. Als er sich nach dem Ausfall von Lewis Hamilton an die Spitze des Fahrerfeldes gesetzt hatte, gab er zu verstehen, das Rennen allein nach Hause fahren zu wollen, den Vorsprung auf Fernando Alonso wollte er nicht wissen und ingesamt einfach in Ruhe gelassen werden. Eine eigentümliche Strategie, die ihn am Ende jedoch zum Erfolg führte: Er fuhr zum Sieg in Abu Dhabi und seinem ersten für Lotus. Für Räikkönen, der nach seinem Ferrari-Ausstieg 2009 in diesem Jahr sein Formel-1-Comeback feierte, war es der 19. Sieg seiner Karriere. Auf die Frage, was in ihm vorgehe, antwortete der Weltmeister von 2007 standesgemäß: "Nicht viel."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Anthony Hamilton

British Touring Car Championship - Brands Hatch

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Anthony Hamilton: Eltern sind geübt darin, Druck auszuüben. Das kann ganz subtil geschehen, beispielsweise mit der Anmeldung bei einem Schönheitswettbewerb oder einem Zeichenkurs für Hochbegabte. In der Familie Hamilton pflegt man eher die direkte Variante. "Ich bin sicher, dass Lewis Mercedes innerhalb von drei Jahren zum Weltmeister macht", sagte Anthony Hamilton über seinen Sohn Lewis vor dem Rennen in Abu Dhabi. Hamilton, der nach der Saison von McLaren zu Mercedes wechselt, brachte dieser Satz kein Glück: In dem Rennen startete er zwar von der Pole Position und behauptete sich lange an der Spitze, nach etwa 20 Runden trudelte er wegen eines technischen Defekts jedoch langsam von der Strecke.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Red-Bull-Renningenieur

F1 Grand Prix of Abu Dhabi - Qualifying

Quelle: Getty Images

Red-Bull-Renningenieur: Unter den Traumberufen kleiner Jungs steht der des Rennfahrers ganz weit oben, Kinder mit Vorliebe für Mathematik sind ungefähr so beliebt wie Hausaufgaben vor den Ferien. Dabei sollte sich jeder Geschwindigkeitsfanatiker einen guten Kopfrechner warmhalten, um ihn bei Gelegenheit in sein Team holen zu können. Im Qualifying von Abu Dhabi fuhr Sebastian Vettel auf Platz drei, musste dann aber auf Anweisung eines Renningeneurs sein Auto auf der Strecke abstellen - Partner Renault befürchtete einen Schaden am Motor. Auf den letzten Platz strafversetzt wurde der Deutsche aber, weil zu wenig Sprit im Tank war. 0,85 statt der erforderlichen 1,2 Liter zu diesem Zeitpunkt. Die Ursache: womöglich ein Berechnungsfehler. Es ist aber auch eine Krux mit der Mathematik.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sebastian Vettel

Formel 1 - GP Abu Dhabi

Quelle: dpa

Sebastian Vettel: Wer einen solchen Sponsor wie er hat, muss sich um passende Wortspiele keine Gedanken mehr machen. Nach dem Rennen in Indien glänzte Sebastian Vettel damit, in der Presse würde ab und zu "Bullshit" geschrieben, womit er sich auf Gerüchte zu einem Ferrari-Wechsel bezog. In Abu Dhabi nun ließ er verlauten, das Rennen "bei den Hörnern gepackt" zu haben. Wer aus der Boxengasse heraus auf Rang drei saust - wenn auch unter Mithilfe des Safety Cars - kann das guten Gewissens behaupten. Zumal Vettels Aufholjagd selbst durch einen ungeplanten Boxenstopp aufgrund eines demolierten Frontflügels nicht gestört werden konnte. Beeindruckt hat Vettel in diesem Rennen nicht nur mit einer überragenden Fahrleistung, sondern auch mit seinem Ehrgeiz ("Hätte ich die Chance gehabt, von Platz drei zu fahren, hätte es wohl anders ausgesehen") und seinem Selbstbewusstsein ("Um ehrlich zu sein, habe ich daran geglaubt"). Und dann sagte er noch etwas Schönes: "Wenn man sich nicht niederboxen lässt, muss man auch nicht wieder aufstehen."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Safety Car

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Quelle: AFP

Safety Car:  Wenn das Safety Car ausrücken muss, löst das bei Formel-1-Piloten meist gemischte Gefühle aus. Für den Führenden ist das damit verbundene Zusammenrücken des Fahrerfelds uneingeschränkt schlecht, für Dahinterplatzierte hingegen schrumpft naturgemäß der Rückstand. In Abu Dhabi fuhr das Safety Car gleich zwei Mal auf die Strecke - und wurde damit zum heimlichen Teamgefährten von Red Bull. Denn Sebastian Vettel profitierte in seiner Aufholjagd, auch wenn er sich in der ersten Safety-Car-Phase noch den Frontflügel zertrümmerte. Glaubt man einer Prognose des Deutschen, wird das Safety Car wohl auch in den kommenden Formel-1-Rennen zum Einsatz kommen müssen: "Bremspedal ist für alle im Moment kein Begriff. Wir stehen alle auf dem Gas."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Mark Webber

Mark Webber

Quelle: AP

Mark Webber: Mark Webber stichelt gerne, vor allem gegen seinen Teamkollegen Sebastian Vettel. In Abu Dhabi hatte der Australier nun die lang ersehnte Gelegenheit, vor dem Deutschen ins Ziel zu kommen. Er ging von Position zwei ins Rennen, also ganz weit vor Vettel. Doch beim Start schien Webber eine Kunstpause hinzulegen - vielleicht war er vom beginnenden Sonnenuntergang und den bunten Funkellichtern an der Rennstrecke gerührt. Er kam jedenfalls erst sehr spät vom Fleck und musste schon in der ersten Runde Fernando Alonso vorbeiziehen lassen. Und der war von Rang sechs gestartet. Nach einem Zusammenstoß mit Sergio Pérez und Romain Grosjean legte Webber noch eine Pirouette auf den Asphalt und schied immerhin formschön aus. Ob ihn das persönlich weiterbringt, ist eher anzuzweifeln. 

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Zehn Zylinder der Formel 1:Fernando Alonso

Formula One Grand Prix of Abu Dhabi

Quelle: dpa

Fernando Alonso: Dass er noch hungrig auf die WM-Führung ist, betont Fernando Alonso bei jeder Gelegenheit. In den Vereinigten Arabischen Emiraten muss dem Spanier nun schon das Wasser im Mund zusammengelaufen sein, lag er nach dem Qualifying mit Position sechs doch komfortable 18 Plätze vor seinem Rivalen Sebastian Vettel. Mit Platz drei und einem Vettel ohne Punkte wäre Alonso in Abu Dhabi die Fahrt an die Spitze gelungen - bekanntlich kam dann doch alles anders. Lediglich drei Zähler machte Alonso gut. "Ich bin schon glücklich, wir waren nicht so konkurrenzfähig an diesem Wochenende. Der zweite Platz war das Maximum heute. Wir kämpfen bis zum Ende weiter", betonte er erneut. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali gestand: "Wir hätten natürlich gerne mehr Abstand auf Sebastian erreicht, wenn man sieht, von wo aus er losgefahren ist." Nach diesem Rennwochenende fährt Alonso also wieder hungrig nach Hause.

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Zehn Zylinder der Formel 1:David Coulthard

Formula One Grand Prix Abu Dhabi

Quelle: dpa

David Coulthard: Sportreporter müssen so einiges aushalten, Moderatoren auch. Jessica Kastrop bekam in Live-Übertragungen von Sky bereits mehrfach Bälle an den Kopf, einmal wurde sie vom Stuttgarter Khalid Bouhlarouz beim Aufwärmen für eine Partie gegen Mainz 05 knallhart erwischt. Für David Coulthard wurde es am Wochenende zwar weniger schmerzhaft, dafür aber umso feuchter. Als der ehemalige Formel-1-Pilot gerade versuchte, Stimmungskanone Kimi Räikkönen einen Funken Emotion zu entlocken, wurde Sebastian Vettel übermütig. Feige von hinten schüttete der Red-Bull-Pilot Coulthard das Rosenwasser (in Abu Dhabi gibt es keinen Champagner) über den Kopf. Im feinen Jackett gab sich der Brite aber erstaunlich unbeeindruckt - die Duschen scheint der Vize-Weltmeister von 2001 einfach gewohnt zu sein. 

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Zehn Zylinder der Formel 1:Nico Rosberg

Formula One Grand Prix of Abu Dhabi

Quelle: dpa

Nico Rosberg: Während die letzten Formel-1-Rennen im asiatischen Raum aufgrund ihres ereignislosen Charakters deutsche Zuschauer nicht gerade zu Gefühlsausbrüchen animierten, war die Veranstaltung in Abu Dhabi alles andere als eine gemütliche Kaffee-und-Kuchen-Unterhaltung. Die Autos schleuderten wild durch die Gegend, gleich sechs Piloten mussten ihr Rennen vorzeitig beenden. Den spektakulärsten Unfall erlebte Nico Rosberg. Bei einem Überholmanöver wurde Narain Karthikeyan plötzlich langsamer, seine Lenkstange war gebrochen. Das bremste Rosberg dermaßen rapide aus, dass dieser über den Wagen des Inders flog und sich mit seinem Mercedes beinahe überschlug. Rosberg landete im Reifenstapel und verließ seinen Wagen unverzüglich. "Alles okay. Es war nicht so heftig", sagte er später, "das war schon ein großer Schrecken." Wohl auch an mancher Kaffeetafel.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Bernie Ecclestone

Formel 1 - GP Abu Dhabi

Quelle: dpa

Bernie Ecclestone: Irre war in Abu Dhabi nicht nur das Formel-1-Rennen, sondern auch ein Vorschlag von Bernie Ecclestone. Der britischen Zeitung Daily Express offenbarte der Geschäftsführer der Formel 1 seine Idee einer Maulwurf-Prämie. Der 82-Jährige plant nicht nur eine Budgetobergrenze von 250 Millionen Dollar pro Rennstall, er hat auch einen ausgefeilten Plan, um Schummeleien zu unterbinden. Sollte es zu Tricks kommen, will er die Teammitglieder mit einer stattlichen Summe dazu animieren, die eigene Crew zu verpetzen. "Die Leute innerhalb der Teams wissen, wenn dort etwas vor sich geht", so Ecclestone, "ein Anreiz von 500.000 Dollar könnte sie ermutigen, zu reden."

© Süddeutsche.de/ska/mane/holz
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