Zehn Zylinder der Formel-1-Saison:Spanischer Samurai entdeckt Twitter

Fernando Alonso ist trotz des verpassten WM-Titels ein gefeierter Mann der Formel-1-Saison. Das spannendste Duell liefern sich Narain Karthikeyan und Pedro de la Rosa. Kimi Räikkönen fährt in eine Sackgasse und motzt per Funk - und Sebastian Vettel kreiert die lustigsten Sprüche. Die Köpfe der Formel-1-Saison.

Jonas Beckenkamp und Jürgen Schmieder

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Zehn Zylinder der Formel-1-Saison:Narain Karthikeyan

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Quelle: AFP

Fernando Alonso ist trotz des verpassten WM-Titels ein gefeierter Mann der Formel-1-Saison. Das spannendste Duell liefern sich Narain Karthikeyan und Pedro de la Rosa. Kimi Räikkönen fährt in eine Sackgasse und motzt per Funk - und Sebastian Vettel kreiert die lustigsten Sprüche. Die Köpfe der Formel-1-Saison.

Von Jonas Beckenkamp und Jürgen Schmieder

Narain Karthikeyan: Lieferte sich das wohl spannendste Duell der Saison. Das bekam nur keiner mit, weil das Fernsehen meistens die zeigt, die vorne fahren. Deshalb sprachen viele Menschen auch nicht über diesen überaus dramatischen Wettkampf, sondern darüber, dass Karthikeyan von Sebastian Vettel als "Gurke" bezeichnet wurde. Dieses Duell, es war spannend bis zuletzt: Die HRT-Piloten Karthikeyan und Pedro de la Rosa kämpften um den vorletzten Platz in der Fahrerwertung. Beide holten keine Punkte, weshalb die beste Saisonplatzierung den Ausschlag geben musste. Bis zum letzten Rennen gaben beide Piloten alles - doch am Ende war der 15. Platz von Karthikeyan entscheidend. Den holte der Inder in Monaco - und auch nur deshalb, weil alle anderen Piloten ausgeschieden waren. Man sollte jedoch nicht lästern, das mag der Inder gar nicht: "Ich kann diesen Blödsinn nicht mehr hören", sagte er auf die anhaltende Kritik.

(jüsc)

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Zehn Zylinder der Formel-1-Saison:Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen

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Kimi Räikkönen: Die Statistiker haben nachgezählt - Kimi Räikkönen hat in dieser Saison pro Rennwochenende nie mehr als 100 Worte gesagt. Allerdings liegt die Witz-pro-Wort-Quote bei ihm so hoch wie bei John Stewart. Als er im letzten Saisonrennen vom Kurs abgekommen und in eine Sackgasse gefahren war, sagte er. "Vor elf Jahren war das Tor noch offen, diesmal hat es jemand zugemacht." Er ist der einzige Pilot in dieser Saison, der bei jedem Rennen ins Ziel kam, was am Ende zu Rang drei reichte. Er konnte sogar einen Grand Prix gewinnen - und sorgte auch da mit exakt neun Worten für Erheiterung. Sein Team wollte ihm Anweisungen geben, der Finne sagte nur: "Lasst mich in Ruhe. Ich weiß, was ich tue." Dann stellte das Team den öffentlichen Funk ab. Teamchef Eric Boullier sagte: "Was Sie hörten, waren nur die freundlichen Kommentare." Nach dem Rennen meldete sich Räikkönen für zwei Wochen ab: "Wenn ich beim nächsten Rennen da bin, ist das Team froh."

(jüsc)

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Zehn Zylinder der Formel-1-Saison:Psy

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Quelle: AFP

Psy: Es gibt Phänomene, die überrumpeln einen einfach - plötzlich sind sie da und keiner weiß, woher sie kamen. Seit der koreanische Tanzbär Psy beim Rennen in Yeongam seinen "Gangnam Style" vorführte, scheint die Welt aus den Fugen geraten. Die Erdbevölkerung tanzt Gangnam. Überall auf dem Planeten horten sich Aerobic-Begeisterte zusammen, um die konfusen Wackelbewegungen des Popkünstlers nachzuahmen. Es ist ein bisschen wie das Revival des "Macarena" aus den Neunzigern. Was das ganze mit der Formel 1 zu tun hat? Nun, immerhin schaffte es Psy, Sebastian Vettel und Mark Webber ein paar Tanzmoves abzutrotzen, wobei der Deutsche eindeutig die bessere Figur abgab. Der Gangnam Style, diese Mischung aus asiatischem Lassoschwingen und nervösem Auf-die-Uhr-Schauen, war somit ein prägendes Unterhaltungselement im diesjährigen Rennzirkus. 

(jbe)

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Zehn Zylinder der Formel-1-Saison:Bernie Ecclestone

Nuerburgring-Sanierer glauben im Paechterstreit an Einigung

Quelle: dapd

Bernie Ecclestone: Der Formel-1-Chef machte im Fahrerlager auf Business as usual: Reden, Händeschütteln und fotografieren lassen. Sonderlich beeindruckt schien Bernie Ecclestone nicht von der 66-Millionen-Dollar-Forderung der BayernLB. Der Fall in Kürze: 66 Millionen Dollar waren die Summe, die der verurteilte Ex-Vorstand Gribkowsky dem Geschäftsführer der Königsklasse als Provision beim Verkauf der Formel 1 an die Investmentfirma CVC gegeben hatte. Zwei Drittel davon waren an den Banker zurückgeflossen. Nun aber will die BayernLB sogar mehr als 400 Millionen Dollar Schadenersatz. Damit wird es eng für Ecclestone: In der Königsklasse laufen bereits detaillierte Planungen, den Briten als Vermarkter abzulösen. Sollte tatsächlich Anklage wegen Bestechung erhoben werden, will sich das Führungsgremium der Firma Delta Topco, die als Obergesellschaft des Rennsport-Imperiums fungiert, über einen Interims-Chef beraten.

(jbe/jüsc)

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Zehn Zylinder der Formel-1-Saison:Adrian Newey

South Korea Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Adrian Newey: Das rührige Bild des Autotüftlers mit der Schweißerbrille spiegelt einen der witzigsten Momente dieser Saison wider. Sebastian Vettels Chef-Ingenieur brachte zur Siegerehrung in Südkorea den nötigen Schutz mit, um die Schampusdusche zumindest im Gesicht unbeschadet zu überstehen. Wie wichtig der Brite für die Entwicklung bei Red Bull ist, zeigte sich vor allem in der zweiten Hälfte des Rennjahres. Im Sommer optimierte er mit seinen Ideen und Umbaukniffs den Boliden Vettels, so dass dieser plötzlich Erfolge in Serie feiern konnte - schon war im Rennzirkus vom "Aerodynamik-Genie" und "Superhirn" die Rede. Besonderes Lob erhielt er sogar von der Konkurrenz: "Adrian ist einfach genial, phänomenal", schwärmte Lewis Hamilton: "Er tut Dinge, die ich mir nicht einmal vorstellen kann. In Indien war Sebastian im ersten Abschnitt so schnell, wie ich es nicht einmal hätte sein können, wenn ich 200 Prozent gebracht hätte."

(jbe)

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Zehn Zylinder der Formel-1-Saison:Fernando Alonso

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Quelle: AFP

Fernando Alonso: Bekommt auf jeden Fall den Titel des einfallsreichsten Twitter-Schreibers der Saison. Schrieb einmal: "Wenn das Schwert bricht, kämpfe mit der Hand. Wenn sie dir deine Hände abhacken, schlag den Feind mit deiner Schulter, wenn es sein muss mit den Zähnen." Schrieb wenig später: "Ein Samurai arbeitet ohne Unterlass, ohne Ermüdung und ohne sich auch nur im Geringsten entmutigen zu lassen, bevor er sein Ziel erreicht hat." Und dann: "Wir können nicht umkehren. Wir kämpfen lieber, als dass wir die Ehre verlieren, weil wir nicht gekämpft haben." Schrieb nach dem Rennen in Brasilien: "Wenn man kein Gold hat, gewinnt Silber an Wert." Wird von den Experten trotz des zweiten Platzes gefeiert - auch deshalb, weil nicht wenige glauben, dass Alonso der beste Fahrer der Saison 2012 gewesen ist und nicht Sebastian Vettel. In quasi allen italienischen Zeitungen stand deshalb: "2013 braucht er unbedingt ein anderes Auto." Es würde nicht überraschen, wenn Alonso dazu twittern würde: "Ein Samurai läuft notfalls zu Fuß über die Rennstrecke."

(jüsc)

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Zehn Zylinder der Formel-1-Saison:Romain Grosjean

Formel 1 - GP Belgien

Quelle: dpa

Romain Grosjean: Galt dereinst als großes Motorsporttalent. Durfte sich schon im Jahr 2009 bei den letzten sieben Rennen bei Renault in der Formel 1 versuchen - verlor allerdings deutlich gegen Teamkollege Fernando Alonso. Empfahl sich dann in den Serien Auto GP, FIA-GT1 und GP2 erneut für ein Cockpit - und stellte in dieser Saison einige Rekorde auf: meiste Unfälle in den ersten zwölf Saisonrennen (sieben), meiste Feinde im Fahrerlager (alle 23) und die wenigsten Siege gegen den Teamkollegen (zwei). Kollege Kimi Räikkönen holte im Lotus-Renault mehr als doppelt so viele Punkte, dafür sammelte Grosjean Spitznamen: "Der Verrückte aus Kurve eins" (Mark Webber), "Crash Kid" (David Coulthard), "wahnsinniger Experte" (Niki Lauda). Bernie Ecclestone regte einen Gang zum Optiker oder die Anschaffung eines Blindenhundes an. Wurde am Ende Achter.

(jüsc)

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Zehn Zylinder der Formel-1-Saison:Mark Webber

Formel 1 - GP USA

Quelle: dpa

Mark Webber: Es darf als einigermaßen überraschend gelten, welche Wandlung der australische Teamkollege von Sebastian Vettel in dieser Saison durchgemacht hat. Vom Rumpelstilzchen, das sich über zu wenig Aufmerksamkeit beschwert, mauserte sich Mark Webber zu einer Art "elder statesman" der Formel 1. Es dauerte 36 Lebensjahre, ehe er verstand, dass er auch als Adjudant eine wertvolle sportliche Kraft sein kann - klaglos stellte er seine Ansprüche hinter seinem schnelleren, jüngeren und populäreren Partner zurück, das verdient Respekt. Der hätte Webber auch gebührt, als ihn in Austin beim vorletzten Grand Prix der Saison eine ahnungslose Texanerin beim Essen ansprach: "Was, Sie kommen aus Australien - und können so gut Englisch?" So ist das eben, wenn man nicht in der ersten Reihe steht. 

(jbe)

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Zehn Zylinder der Formel-1-Saison:Michael Schumacher

Europe Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Michael Schumacher: Immerhin ging seine schillernde Fahrer-Karriere noch mit einem Rekord zu Ende - beim vorletzten Grand Prix in Austin übertraf Michael Schumacher seinen früheren Ferrari-Kollegen Rubens Barrichello in Sachen gefahrene Rennkilometer: 80.067 lautete die bisherige Bestmarke des Brasilianers. Dass es schon solcher Nebensächlichkeiten bedarf, um überhaupt etwas Positives über das Comeback des Rekord-Weltmeisters zu sagen, zeigt, wie schwer es Schumacher zuletzt hatte. Sein Mercedes war einfach nicht konkurrenzfähig, es häuften sich die Frustmomente und so landete der frühere Seriensieger immer öfter im Niemandsland der Formel 1. Als feststand, dass er endgültig aufhört, lockerte sich bei Schumacher dann wenigstens die Stimmung. Warum auch nicht, schließlich bekommt er zum Abschied einen echten Silberpfeil geschenkt. Vor dem letzten Rennen sind ein paar Tränen im Gesicht Schumachers gesichtet worden.

(jbe)

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Zehn Zylinder der Formel-1-Saison:Sebastian Vettel

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Quelle: AFP

Sebastian Vettel: In den vergangenen Tagen ist so viel über Sebastian Vettel geschrieben worden - also soll er an dieser Stelle selbst reden. Hier sind die besten Vettel-Sprüche der Saison 2012:

- "Das Auto ist kein Pferd. Man verliert auch mal Öl oder Benzin, aber das riecht besser, als wenn ein Pferd etwas verliert."

- "Wir saßen im selben Flugzeug von Indien nach Dubai. Da hat Mark gesagt, wenn das Flugzeug jetzt abstürzt, wäre es ganz schlecht für die Konstrukteurs-WM."

- "Ich hoppele hier rum wie ein Kaninchen!" (in Monaco per Funk über die Bodenhaftung seines Autos)

- Wie im echten Leben gibt es eben ein paar Gurken, die auf der Strecke fahren. Da muss man überlegen, ob Autofahren für ihn der richtige Job ist." (über Narain Karthikeyan)

- "Ich habe gedacht, ich stehe mitten auf der A5 im Stau." (in Melbourne über den Abschleppwagen auf der Strecke)

© SZ.de/jbe/ebc
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