Zehn Zylinder der Formel 1:Miese Stimmung wegen Suzie

Sebastian Vettel muss seinen Teamkollegen vorbeilassen und vermisst das richtige Gefühl für seinen Rennwagen. Lewis Hamilton kühlt nach seinem Sieg sein Gemüt mit teuren Getränken und zwei Deutsche erleben ein sehr unterschiedliches Grand-Prix-Wochenende in Shanghai. Die zehn Zylinder des Rennens in China.

Vom Elmar Brümmer

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Zehn Zylinder der Formel 1:Fernando Alonso

Chinese Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Sebastian Vettel muss seinen Teamkollegen vorbeilassen und vermisst das richtige Gefühl für seinen Rennwagen. Lewis Hamilton kühlt nach seinem Sieg sein Gemüt mit teuren Getränken und zwei Deutsche erleben ein sehr unterschiedliches Grand-Prix-Wochenende in Shanghai.

Die zehn Zylinder des Rennens in China.

Fernando Alonso: Platz drei im vierten Rennen, das bedeutet eine Premiere für Ferrari und den ewigen Titelaspiranten Fernando Alonso - erstmals in diesem Jahr ein Podiumsplatz. "Das war auch für uns eine Überraschung", bilanziert der Asturier. Die neue, unfreiwillige Bescheidenheit in Maranello, die Alonso gleich zu einer Machtdemonstration in eigener Sache ummünzte. Stefano Domenicali, der zu Wochenbeginn seinen Hut nehmen musste, ist ihm ein echter Freund. Weshalb Alonso, sonst bekennender Egomane, seinen Erfolg dem ehemaligen Teamchef widmete: "Dieses Podium und alles was jetzt noch bis Juli passiert, ist das Ergebnis seiner Arbeit." Der Ferrari F 14 T ist etwas stärker geworden, er konnte die Red-Bull-Autos in Schach halten. Vor allem aber hat Alonso zu seiner gewohnten Stärke zurückgefunden. Er ist der wahre Garant für den Kraftakt.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Marco Mattiacci

Chinese Formula One Grand Prix

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Marco Mattiacci: Der erste Auftritt von Marco Mattiacci war sehr italienisch. Obwohl es den ganzen Tag über dem Shanghai International Circuit bewölkt war, nahm der neue Teamchef von Ferrari die dunkle Sonnenbrille nicht ab. Der 48-Jährige, bislang der oberste Verkaufschef in Nordamerika, entschuldigte sich später dafür. Seit ihn am Montagmorgen um 5.48 Uhr der Notruf von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo ereilte, habe er auf dem Weg von den USA über Italien nach China kaum geschlafen. Formel 1, das kannte er bislang nur aus dem VIP-Bereich, und zunächst wolle er einfach mal zuhören. Der Fiat-Konzern und Erfolgsmensch Montezemolo, früher selbst Rennleiter unter Enzo Ferrari, wollen mit dem neuen Manager wieder mehr Einfluss. Und vielleicht dann doch den bei Mercedes frühpensionierten Ross Brawn zurückholen - mit dessen Strategien erlebte Ferrari schließlich seine erfolgreichste Zeit.

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Chinese Formula One Grand Prix

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Lewis Hamilton: Niki Lauda, dem Aufsichtsratchef des Mercedes-Werksteams, hat Lewis Hamilton vor der Saison versprochen, sich nicht mehr ablenken zu lassen. Keine Eskapaden mehr, weniger Kumpels und Freunde aus dem Musikgeschäft an der Rennstrecke, die Beziehung mit Nicole Scherzinger befrieden. Und siehe da: Der Brite hält sich daran. Dritte Pole-Position, dritter Sieg in Serie, und all das mit unglaublicher Souveränität. Die neue Leichtigkeit des Hamilton-Seins, powered von einem überlegenen Auto. Mit 25 Grand-Prix-Erfolgen hat er den großen Juan Manuel Fangio in der ewigen Bestenliste eingeholt. Hamilton fuhr so souverän dem Triumph entgegen, dass ihn selbst eine in der vorletzten Runde verfrüht geschwungene Zielflagge nicht aus dem Konzept bringen konnte. Schmunzelnd stand er auf dem Siegerpodium, goss sich das meiste aus seiner Schampuspulle selbst über den Kopf. So kühlen Champions ihr Gemüt.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Nico Rosberg

Chinese Formula One Grand Prix

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Nico Rosberg: Auch nach Ende der Fernost-Tournee der Formel 1 noch WM-Tabellenführer zu sein, das tut dem Ego von Nico Rosberg gut. Aber zum dritten Mal Zweiter hinter Lewis Hamilton, das tut dem Wiesbadener weh. Vier Punkte trennen die beiden Mercedes-Piloten noch, die in Monte Carlo im gleichen Apartment-Haus leben. Hamilton hat den Lauf, Rosberg ist genervt. Die Qualifikation mit Rang vier versaut, auch wegen einer fehlerhaften Displaymeldung - und dann am Start nicht richtig in die Gänge gekommen. Und im Rennen? Nach einer Kollision erst nur Achter, später trotz ausgefallener Datenübertragung ins Auto druckvoll unterwegs, so dass es zu Rang zwei und zur schnellsten Runde des Rennens reichte. Eine schwache Genugtuung, aber immerhin überhaupt eine. Rosbergs Trotzreaktion: "In Barcelona muss jetzt mal wieder ein Sieg kommen."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Gene Haas

Gene Haas Formula One Press Conference

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Gene Haas: 28 Jahre ist es her, dass zum letzten Mal ein Rennstall aus den USA in der Formel 1 an den Start ging, seither träumen Bernie Ecclestone und die Automobilhersteller davon, auf dem Absatzmarkt Nordamerika wieder richtig Fuß zu fassen. Die Hoffnung wird konkreter: Nachdem der Große Preis im texanischen Austin ein voller Erfolg ist, wird erstmals wieder ein neuer Rennstall in der Formel 1 zugelassen - und der gehört Gene Haas, einem 61 Jahre alten Kalifornier. Er bekam nach offizieller Prüfung die Zulassung für die Saison 2015. An den Finanzen dürfte der amerikanische Traum nicht scheitern - Haas ist Werkzeugmaschinen-Fabrikant und besitzt einen erfolgreichen Nascar-Rennstall. Das Management des neuen Teams übernimmt ein Österreicher. Günther Steiner hat schon einmal wertvolle Aufbauarbeit geleistet - für Dietrich Mateschitz und Red Bull.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Daniel Ricciardo

Chinese Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Daniel Ricciardo: Dieses Grinsen ist einfach nicht wegzubekommen. Selbst nach vergeblicher Berufung von Red Bull in der Sensoraffäre grinste sich der neue Australier im Team eins. Mehr Adrenalin als durch den Verlust des zweiten Platzes beim Saisonstart könne man gar nicht aufbauen. Und das floss dann auch in China, wo sein Auto chancenlos schien. Aber es reichte dazu, sich kurz nach Alonso und vor allem deutlich vor Vettel als Vierter einzureihen. In Zahlen: mit 24 Sekunden Vorsprung. "Um ehrlich zu sein: Besser hätte ich mich nicht in das Team einfügen können. Ich fühle mich hier zuhause." Dass der 24-Jährige talentiert ist, wussten sie, aber dass er auch so abgezockt und überlegt fährt, ist eine Überraschung. Davon, dass er im Talentschuppen des Brauseherstellers anfänglich für zu nett gehalten wurde, redet keiner mehr. Der Konkurrenz ist das Lachen schon vergangen.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sebastian Vettel

Chinese Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Sebastian Vettel: Nicht nur der schwache Renault-Motor im Heck macht Sebastian Vettel langsam schlechte Laune, auch die sich häufenden Funksprüche, er möge doch bitte seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo vorbeilassen - denn der sei schneller. Er diskutierte ein wenig mit den Ingenieuren über Boxenfunk, und die ganze Welt hörte mit. Da bangt scheinbar einer nicht nur um seine Titelverteidigung, sondern auch um seine teaminterne Leader-Rolle. "Ich fühle mich in diesem Auto noch nicht so, wie ich mich gern fühlen würde", bestätigt der Weltmeister. Das kann beides bedeuten: Entweder muss der RB 10 (Spitzname: Suzie) mehr an ihn angepasst werden, oder Vettel muss seinen Fahrstil anpassen. Teamchef Christian Horner misst Vettels Trotz noch keine große Bedeutung bei: "Sebastian ist ein Racer. Und unterm Strich fahren sie beide für ein Team."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Kimi Räikkönen

Chinese Formula One Grand Prix

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Kimi Räikkönen: Ein Weltmeister im Schongang: Kimi Räikkönen fällt gegenüber Fernando Alonso deutlich ab, er ist in den Rennen praktisch nicht mehr vorhanden. Das lässt den wortkargen Ex-Champion im Frust über seinen Ferrari immerhin ganze Sätze bilden: "Es gibt einiges zu tun, weil wir das ganze Wochenende über Schwierigkeiten hatten." Vermutlich hat er sich das zumindest in Shanghai selbst zuzuschreiben, er ging mit den komplizierten Reifen einfach zu vorsichtig um - weshalb sie nicht richtig auf die nötige Temperatur kamen. Aber der 34-Jährige weigert sich, seinen Stil zu ändern, weil das in seinem Alter gar nicht mehr ginge. Und er verbittet sich Fragen nach seiner Renn-Lust: "Ich weiß gar nicht, warum immer ich nach meiner Motivation gefragt werde."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Nico Hülkenberg

Chinese Formula One Grand Prix

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Nico Hülkenberg: Gut, er ist jetzt nicht mehr WM-Dritter. Aber immerhin Vierter, hinter Hamilton, Rosberg und Alonso. Nico Hülkenberg ist der Wechsel vom Schweizer Sauber-Rennstall zu seinem alten Arbeitgeber Force India bestens bekommen. Zweimal Fünfter, zweimal Sechster - mit 26 Jahren, dem neuen Auto und dem Mercedes-Motor kann der Emmericher endlich sein Talent in Regionen zeigen, von denen das breite Publikum auch etwas mitbekommt. Sechster zu werden, das bezeichnet er jetzt schon als "normales, einfaches Rennen." Hülkenberg weiß, dass er dem Traum vom ersten Podiumsplatz seiner Karriere immer näher kommt. Nur im Entwicklungsrennen in der Force-India-Fabrik darf man jetzt nicht nachlassen: "Ich hoffe, da geht noch was nach vorne."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Adrian Sutil

Chinese Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Adrian Sutil: Er ist der Größte unter den Fahrern, und er hat mit der "99" die höchste Startnummer. Vor allem aber hat Adrian Sutil nach seinem Wechsel zum Sauber-Team bislang null Punkte. Und der Nullpunkt in China begann für den Gräfelfinger schon auf der Einführungsrunde, als der Ferrari-Leihmotor im Heck des Schweizer Rennwagens zu zicken anfing. Das Aggregat brachte keine Leistung mehr, nach zwei Runden wurde Sutil mit dem mysteriösen Problem in die Garage geschoben. Sutils bittere Bilanz: "Hoffnung ist immer da - es kann ja nicht schlechter werden als jetzt. Wir haben gerade eine Durststrecke. Aber alles Neue, was in Barcelona kommt, sollte uns beflügeln." Er hofft auf ein Leichtgewichtschassis, denn Auto und Turbo sind nicht nur zu langsam, sondern vor allem zu schwer. 20 Kilo sollen im Idealfall durch die teure technische Frühjahrsdiät eingespart werden.

© SZ.de/jbe
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