Zehn Zylinder der Formel 1:"Idiot, du hast es geschafft"

Mit neuem Helm fährt Weltmeister Sebastian Vettel schneller als die Teamleitung erlaubt. Im 700. Rennen des McLaren-Rennstalls in der Formel 1 spricht Lewis Hamilton hauptsächlich von Problemen, Fernando Alonso fingiert eine Aufgabe - und Michael Schumacher kommt auf einem Moped ins Ziel.

Sebastian Gierke

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Zehn Zylinder der Formel 1:Rubens Barrichello

South Korea Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Mit neuem Helm fährt Weltmeister Sebastian Vettel schneller als die Teamleitung es ihm erlaubt, im 700. Rennen des MC-Laren-Rennstalls in der Formel 1 spricht Lewis Hamilton hauptsächlich von Problemen, Fernando Alonso fingiert eine Aufgabe und Michael Schumacher kommt auf einem Moped ins Ziel.

Von Sebastian Gierke

Rubens Barrichello

Rubens Barrichello landete in seinem Williams-Cosworth in Südkorea abgeschlagen auf Platz 11. Doch der Brasilianer konnte einen großen Erfolg an diesem Wochenende verbuchen: Er bekam am Freitag am Rande des Großen Preises vom zweimaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel einen Helm geschenkt. Barrichello, mit bislang 319 Rennen der dienstälteste Pilot der Formel 1, hat bereits mehr als 20 Modelle daheim, darunter auch ein Unikat des verstorbenen Ex-Weltmeister Ayrton Senna. "Ich habe heute ein Riesengeschenk bekommen. Dieser Helm fehlte in meiner Sammlung. Vielen Dank, Vettel", teilte Barrichello via Twitter mit. Der Heppenheimer hatte den Kopfschutz im April beim Großen Preis von China benutzt.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sebastian Vettel

F1 Grand Prix of Korea - Race

Quelle: Getty Images

Sebastian Vettel hatte sich für Korea seinen Helm ganz speziell lackieren lassen: Zwei Sterne für - zwei WM-Titel. Den Kopfschutz des Red-Bull-Piloten zierten an der Oberseite zwei dezente goldene Sterne, in deren Linien die 19 Ortsnamen geschrieben stehen, an denen der Heppenheimer einen Sieg in der Königsklasse feiern konnte. Nach seinem Sieg in Yeongam, dem zehnten in dieser Saison, müsste er da also schon wieder nachbessern. Ungefährdet war sein Triumph. Er spielte mit der Konkurrenz, auf der letzten Schleife gelang ihm sogar noch die schnellste Rennrunde - gegen den Willen der auf Risiko-Minimierung bedachten Teamleitung. "Sie haben mir am Funk gesagt: 'Idiot, du hast es geschafft.' Das ist eigentlich ein bisschen dumm, eher etwas fürs Ego. Aber ich bin glücklich darüber", verriet Vettel anschließend mit breitem Grinsen.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Red-Bull-Team

South Korean Grand Prix

Quelle: dpa

Verraten hat Vettel auch, dass die Vorbereitung auf das Rennen in Südkorea nicht ganz optimal gelaufen war: "Wir waren vielleicht noch etwas berauscht", gab der Weltmeister zu. Rauschhaft könnte es auch weitergehen. Denn Red Bull holte auch die Konstrukteurs-WM vorzeitig. Als der österreichische Milliardär Dietrich Mateschitz vor sieben Jahren mit Red Bull in die Formel 1 einstieg, wurde er belächelt. Kaum einer hätte damals damit gerechnet, dass die einstige Party-Truppe mal die Königsklasse des Motorsports derart aufmischt - und dabei nicht einmal auf Partys verzichten muss. Wie einst McLaren, Williams oder Ferrari dominiert der Rennstall die Formel 1 derzeit nach Belieben. Zwei Fahrer-Titel und zwei Konstrukteurs-Trophäen in vier Jahren - mehr geht nicht.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Mark Webber

Mark Webber

Quelle: AP

Zum Konstrukteurs-Titel wichtige Punkte beigetragen hat natürlich auch Vettels Teamkollege. In Südkorea lieferte sich Mark Webber ein grandioses Duell mit Lewis Hamilton. Mit vollem Einsatz bekämpften sich die beiden. Ein Zweikampf, der alleine spektakulär genug war, um die Faszination Formel 1 zu erklären. Webber hatte gleich in der ersten freien Runde zwei Angriffe von Jenson Button abgewehrt und machte sich danach auf die Jagd auf den zweiten Platz. Aber weder beim zeitgleichen Reifenwechsel noch später auf der Strecke schaffte es der Australier, Hamilton zu knacken. Zweimal kam er vorbei, aber Hamilton konterte jeweils erfolgreich.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Lewis Hamilton

F1 Grand Prix of Korea - Race

Quelle: Getty Images

Spaß gemacht haben dürfte dieser Zweikampf eigentlich auch Lewis Hamilton. Doch der Brite hatte sich schon nach dem Sieg im Qualifying seltsam emotionslos präsentiert. Nach seinem zweiten Platz sagte Hamilton dann: "Es war ganz okay und lief nicht so schlecht." Doch gerade in diesem Rennen hätte der zuletzt in der Kritik stehende Hamilton zu gerne gewonnen: Es war das 700. Rennen von McLaren in der Formel 1. Doch Vettel verdarb dem britischen Traditionsrennstall die Jubiläumssause. Zudem soll es in Japan zu einem internen Wortgefecht zwischen Hamilton und der Teamführung gekommen sein. Anschließend gestand Hamilton: "Es wird eine Weile dauern, sich von den Problemen in diesem Jahr zu erholen."

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Zehn Zylinder der Formel 1:McLaren-Team

McLaren Formula One driver Lewis Hamilton of Britain makes a pit stop during the South Korean F1 Grand Prix at the Korea International Circuit in Yeongam

Quelle: REUTERS

"700 Rennen sind schon eine ganze Menge und der prozentuale Anteil an Siegen ist sehr hoch. Das ist entscheidend." Jenson Button hat das gesagt, neben Hamilton der zweite McLaren-Fahrer. Seit 45 Jahren gehört McLaren zu den Vorzeigeteams in der Königsklasse des Motorsports. Teamchef Martin Whitmarsh sagte: "700 Rennen sind ein gewaltiger Meilenstein. Natürlich sind wir sehr stolz." 1965 hatte der Neuseeländer Bruce McLaren den Traditionsrennstall gegründet. Der Brasilianer Emerson Fittipaldi (1974) und der Brite James Hunt (1976) feierten als Fahrer mit McLaren die ersten Weltmeisterschaften. Insgesamt achtmal konnte McLaren bislang die Konstrukteurs-WM gewinnen und liegt damit hinter Rekordsieger Ferrari (16 Titel) und dem Williams-Rennstall (9) auf Platz drei. Der Brasilianer Ayrton Senna und der Franzose Alain Prost holten in den 1980er und Anfang der 1990er Jahre jeweils drei Fahrertitel für McLaren. Dem Finnen Mika Häkkinen gelang das immerhin zweimal (1998 und 1999).

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Zehn Zylinder der Formel 1:Fernando Alonso

South Korea Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

"I give up." Diese für einen Profisportler ungewöhnlichen Worte funkte Fernando Alonso in der vorletzten Runde an sein Team. Motivationsprobleme beim Spanier? Keineswegs. Alonso versuchte in der letzten Runde noch einmal alles, um Button von Platz vier zu verdrängen. Der resigniert klingende Funkspruch war wohl nur ein Ablenkungsmanöver, sollte die Konkurrenten in Sicherheit wiegen. Alonso ist bekannt dafür, jede noch so kleine Möglichkeit, die sich ihm bietet, auch nutzen zu wollen. Und immerhin hat er noch die Chance auf WM-Rang zwei am Ende der Saison. Und der ist wichtig, denn um etwas anderes geht es ja auch schon lange nicht mehr bei der Fahrer-WM.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Vitali Petrow

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Quelle: AFP

Ein wenig bedröppelt blickte Vitali Petrow drein, nachdem er ausgeschieden war. Er musste einsehen: Wenn man sich beim Anbremsen an einem Fahrer orientiert, der sich gerade verbremst, kommt man ganz schnell in eine ziemlich prekäre Situation. Petrow war hinter Alonso hergefahren. Alonso konnte, als er bemerkte, dass er etwas zu schnell dran war, in die Auslaufzone ausweichen. Als Petrow bemerkte, dass er zu schnell dran war, befand er sich schon über dem Heck von Michael Schumacher. Mit einer solchen Wucht war Petrow dem Deutschen ins Auto gekracht, dass er wie über eine Rampe in die Luft schoss. Der Renault-Pilot bekam für den Unfall mit Schumacher von der Rennleitung eine empfindliche Strafe aufgebrummt. In der Startaufstellung zum nächsten Rennen in Indien wird der Russe um fünf Positionen nach hinten strafversetzt. Die Bedröppelung wird sich bei Petrow nach diesem Urteil noch verstärkt haben.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Michael Schumacher

Michael Schumacher

Quelle: AP

Michael Schumacher musste, nachdem er von Petrow abgeschossen worden war, ein etwas ungewöhnliches Gefährt nehmen, um zurück in die Box zu kommen. Den spektakulären Unfall nahm er ziemlich gelassen: "Ich habe das gar nicht so richtig mitbekommen. Gefährlich würde ich es nicht nennen. Das sind Rennsituationen, wie sie leider vorkommen", erklärte der 42-Jährige lakonisch. Ein wenig enttäuscht war er allerdings schon: "Das wären wichtige Punkte gewesen", sagte er, hielt kurz inne und verbesserte sich dann: "Das wären schöne Punkte gewesen." Die Zeiten, in denen Schumacher wichtige Punkte machte, Punkte, die über Titel entschieden, sind tatsächlich schon etwas her.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Nico Rosberg

Mercedes Formula One driver Nico Rosberg of Germany takes a corner during third practice session ahead of Sunday's South Korean F1 Grand Prix in Yeongam

Quelle: REUTERS

Obwohl, Schumacher hätte ein paar Punkte noch dringend nötig. Denn der Rekordweltmeister liegt hinter Nico Rosberg in der teaminternen Wertung. Und tatsächlich wirkte Rosberg in den vergangenen Wochen verunsichert, auch durch den Druck des Veteranen. Schumacher war klar im Aufwind, Rosberg machte Fehler. Der Wiesbadener liegt drei Rennen vor Schluss mit 67 Punkten auf Rang sieben der Fahrer-Wertung, sein Stallrivale ist mit sieben Zählern weniger Achter. Rosberg hätte aber den Vorsprung nach dem Ausfall Schumachers noch vergrößern können, doch er wurde in Yeongam in der letzten Runde noch von Jaime Alguersuari im Toro Rosso überholt. "Am Ende war einfach kein Gummi mehr drauf", gab Rosberg den Reifen die Schuld.

Mit Material von sid und dpa.

© sueddeutsche.de/hum/lala
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