Zehn Zylinder der Formel 1:"Ich habe viel Spaß gehabt"

Michael Schumacher verliert erst ein Rad, überholt dann jedoch 18 Kollegen. Nico Rosberg freut sich über den Red-Bull-Stau hinter sich, Mark Webber gelingt ein brutales Manöver in der "Eau Rouge", die übrige Konkurrenz von Sebastian Vettel ist konsterniert - und gratuliert schon mal zum Titel. Die Formel-1-Kolumne.

Carsten Eberts

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Zehn Zylinder der Formel 1:Lewis Hamilton

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Quelle: AFP

Michael Schumacher verliert erst ein Rad, überholt dann jedoch 18 Kollegen. Nico Rosberg freut sich über den Red-Bull-Stau hinter sich, Mark Webber gelingt ein brutales Manöver in der "Eau Rouge", die übrige Konkurrenz von Sebastian Vettel ist konsterniert - und gratuliert schon mal zum Titel. Die Formel-1-Kolumne.

Von Carsten Eberts

Beim Start plötzlich ganz weit neben der Strecke, ging kurz darauf im allgemeinen Reifenverwirrspiel trotzdem in Führung. Fiel bald wieder zurück, sorgte dann für die Schrecksekunde des Rennens, als er bei einem Überholmanöver mit Kamui Kobayashi kollidierte. "Ich weiß nicht genau, was passiert ist", sagte Hamilton später: "Ich bin getroffen worden, da war das Rennen vorbei. Aber mir geht es gut." Was passiert war? Hamilton kam von der Strecke ab, zerfetzte zunächst eine Werbebande, krachte dann heftig in die Streckenbegrenzung, blieb kurzzeitig regungslos im Auto sitzen, stieg erst Sekunden später aus. Sagte aber auch: "Wir waren sowieso nicht schnell genug, um mithalten zu können. Die WM ist nicht mehr in Reichweite." Das galt dem Sieger Sebastian Vettel.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Kamui Kobayashi

Sauber Formula One driver Kobayashi of Japan stands in the pit during the third practice session of the Belgian F1 Grand Prix

Quelle: REUTERS

Ramponierte sich bereits beim Start den Frontflügel, fuhr aber trotzdem weiter. Das klappte so gut, dass der Japaner kurzzeitig sogar auf Rang fünf geführt wurde - wann hatte es das zuletzt gegeben? Fährt Kobayashis Sauber vielleicht sogar besser, wenn der Frontflügel schief hängt? War am schlimmen Abflug von Hamilton zumindest mitschuldig, weil er dem Briten wenig Platz gewährte. Ließ später trotzdem noch seinen Frontflügel wechseln und beendete das Rennen standesgemäß: auf Platz zwölf.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sebastian Vettel

Formula One Grand Prix of Belgium

Quelle: dpa

Schaute vor dem Rennen so finster drein, als hätte er seinen eigenen Startplatz (Rang eins) mit dem von Michael Schumacher (Rang 24) tauschen müssen. Der Grund: Vettel sorgte sich um seine Reifen, die das Qualifying schlecht überstanden hatten. Würden ihm die Pirelli-Gummis im Rennen erneut Probleme bereiten? Startete schlecht, musste Nico Rosberg passieren lassen, machte sich fortan wieder Sorgen um seine Reifen: Er könne "sehen, wie sich Blasen bilden", funkte er in die Box. Wechselte deshalb schon nach sechs Runden die Reifen, was ihm gut bekam. Wechselte später noch ein paar Mal die Reifen, kämpfte sich immer wieder heran. Sagte hinterher: "Der Start war eine Pleite, aber danach hatte ich viel Spaß und viele Zweikämpfe. Wenn man ein Rennen dann so beenden kann, kann man mit allem zufrieden sein." Hat in der Gesamtwertung nun 92 Punkte Vorsprung. Damit kann er wirklich zufrieden sein.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Mark Webber

Red Bull Formula One driver Vettel of Germany celebrates after winning the Belgian F1 Grand Prix in Spa-Francorchamps

Quelle: REUTERS

Blieb beim Start fast stehen, musste zahlreiche Kollegen passieren lassen. Begann fortan seine persönliche Aufholjagd, überholte Ferrari-Pilot Fernando Alonso mit einem brutalen Manöver in der berüchtigten "Eau Rouge": nicht innen, wie es normalerweise läuft, sondern außen! Auch am Ende schnell unterwegs, schneller sogar als Sebastian Vettel, jedoch nicht mit der Vollmacht ausgestattet, seinen Teamkollegen noch zu attackieren. Beendete das Rennen somit auf Rang zwei, klatschte Vettel artig ab, umarmte seinen wenig geliebten Gefährten sogar kurz, lächelte dabei. Ein Doppelsieg trägt also auch im erfolgsverwöhnten Red-Bull-Team zu Klimaverbesserungen bei.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Jenson Button

Formula One Grand Prix of Belgium

Quelle: dpa

Musste schon nach vier Runden in die Box und ließ sich einen neuen Frontflügel verpassen. Lag deshalb kurzzeitig gar auf Platz 19. Absolvierte fortan ein weitaus unauffälligeres Rennen, kämpfte sich wieder nach vorne, holte sich kurz vor Schluss Rang drei von Alonso. "Er hat die Gegner wirklich gejagt", sagte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh: "Er hätte heute sogar um Platz eins fahren können. Daraus versuchen wir, Honig zu saugen für die Zukunft." Jenson Button dürfte in diesem Gedankenspiel eine dicke, fette, summende Biene sein.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Fernando Alonso

Formula One Grand Prix of Belgium

Quelle: dpa

Hielt sich beim Start aus den größten Scharmützeln raus, arbeitete sich unauffällig nach vorne und schnappte sich nach sieben Runden den Führungsplatz. Nach Hamiltons Abflug und der anschließenden Safety-Car-Phase gegen die Angriffe von Vettel jedoch machtlos. Vom brutalen Manöver seines Kollegen Webber zwar beeindruckt, jedoch nicht verärgert. "Das war schon okay, das war ein fairer Kampf", sagte Alonso über seinen Freund. Wurde am Ende jedoch nur Vierter. In Sachen WM-Gesamtwertung erklärte der Spanier: "Wir werden unser Bestes tun, solange es mathematisch noch drin ist."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Norbert Haug

Norbert Haug Interview

Quelle: dapd

War nach dem Rennen sichtlich genervt, obwohl er mit den Leistungen seiner Piloten Michael Schumacher (Platz fünf) und Nico Rosberg (Platz sechs) sehr zufrieden sein konnte. Der Grund: Überholmanöver unter Teamkollegen sind in der Formel 1 kaum noch möglich, ohne dass sich daraus eine Diskussion um eine mögliche Stallorder entspinnt. So auch bei Schumachers Überholvorgang kurz vor Rennende gegen Rosberg. "Wer uns das zutraut, dem ist nicht zu helfen", keifte Haug zurück: "Wer uns kennt, weiß, dass wir so was nie machen würden. Wer so denken will, soll so denken. Wir machen's nicht." Hatte sich dann jedoch beruhigt und sagte noch etwas Nettes über Schumacher: "Ein sensationelles Rennen."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Nico Rosberg

Nico Rosberg

Quelle: AP

Vor dem Start schrecklich optimistisch, schließlich hatten seine Reifen im Qualifying "mit am besten" ausgesehen. Legte dann einen fulminanten Start hin, überholte Hamilton, Massa und Webber, attackierte in der dritten Kurve sogar Vettel - und schlüpfte vorbei. "Es war sehr schön, zu führen", erklärte Rosberg: "Kein Mensch vor dir, Stau von Red Bulls hinter mir." Fiel dann jedoch zurück, musste kurz vor Schluss noch Schumacher passieren lassen. "Am Ende musste ich dann Sprit sparen", erklärte Rosberg: "Ich musste die ganze Zeit am Limit fahren, musste sehr viel Sprit benutzen. Es war halt ungünstig, dass Michael dann von hinten mit den besseren Reifen kam." Das klang nun wirklich nicht nach Stallregie.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Michael Schumacher

Michael Schumacher

Quelle: AP

Verlor durch eine Mechaniker-Tölpelei im Qualifying ein Hinterrad, reagierte darauf ausgesprochen milde ("Wir sind letztlich alle nur Menschen"). Weiß seit seinem Comeback schließlich, dass er doch nur ein ganz gewöhnlicher Mensch ist. Ging vom letzten Platz ins Rennen, fuhr sogleich auf Platz 15 vor, kurz danach auf Rang 13, über Rang neun sogar auf Position sechs. Zwei Runden vor Schluss überholte er auch noch Teamkollege Rosberg und beendete das Rennen auf Platz fünf. Ist vielleicht doch noch der Star der Formel 1, wie so viele Jahre zuvor? "Nachdem es so schlecht angefangen hatte, konnte es für uns nicht mehr schlechter werden", erklärte Schumacher nach dem Rennen: "Von daher war es ein richtig schönes Erlebnis. Ich habe viel Spaß gehabt. Der fünfte Platz ist das Maximum unserer Möglichkeiten." 18 überholte Fahrer in nur einem Rennen sicherlich auch.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Adrian Sutil

F1 Grand Prix of Belgium - Qualifying

Quelle: Getty Images

Hatte ebenfalls eine treffliche Aufholjagd hingelegt - allerdings eine, über die am Ende niemand sprach. Die 18 Plätze von Schumacher konnte Sutil schließlich nicht toppen, bei ihm waren es nur acht Plätze. Seine gute Laune ließ sich Sutil trotzdem nicht verderben: "Nachdem ich von Position 15 aus ins Rennen gegangen bin, müssen wir mit dem siebten Rang heute sehr glücklich sein", sagte Sutil: "Als das Safety-Car auf die Strecke ging, bin ich sofort an die Box gekommen, was mir geholfen hat, da ich ein paar Plätze gutmachte. Danach verlor ich nur noch eine Position an Schumacher." Über den sprachen später alle. Über Sutil niemand. Ungerechte Formel-1-Welt!

© sueddeutsche.de/ebc/hum
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