Zehn Zylinder der Formel 1:"Die indischen Frauen sind wunderschön"

702 Runden Erster: Sebastian Vettel holt sich in Indien einen Uralt-Rekord von Nigel Mansell und bedankt sich bei den Gastgebern mit ungewöhnlichen Worten. Lewis Hamilton erlebt ein Desaster-Rennen und kann nicht einmal über Erzfeind Felipe Massa lachen, der sich extrem dämlich anstellt.

Sebastian Gierke

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Zehn Zylinder der Formel 1:Indien-Grand-Prix

F1 Grand Prix Of India - Practice

Quelle: Getty Images

702 Runden Erster: Sebastian Vettel holt sich auf dem Buddh International Circuit vor den Toren Delhis einen Uralt-Rekord von Nigel Mansell und bedankt sich bei den Gastgebern mit ungewöhnlichen Worten. Lewis Hamilton erlebt erneut ein Desaster-Rennen und kann nicht einmal über Felipe Massa lachen, der sich extrem dämlich anstellt.

Von Sebastian Gierke

Hunde auf der Strecke, dazu jede Menge Staub, außerdem Stromprobleme und Einreisepapiere in epischer Länge für die Fahrer: Es gab einiges, was Anlass zur Sorge gab, im Vorfeld des ersten Formel-1-Rennens auf indischem Boden. Doch die Premiere ist geglückt. Von 1,2 Milliarden Indern waren 120.000 zum Zuschauen gekommen - und bei 30 Grad herrschte trotz Smog bei allen Zufriedenheit. Bei fast allen. Der indische Formel-1-Pilot Karun Chandhok (Lotus), der nur ein freies Training, nicht aber das Rennen bestreiten durfte, erklärte geknickt: "Das ist ungefähr so, als würde dir der Weihnachtsmann am Morgen ein Geschenk überreichen, und abends musst du es wieder zurückgeben."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sebastian Vettel

F1 Grand Prix Of India - Race

Quelle: Getty Images

Er kann es einfach nicht lassen. Wie schon in Südkorea war es eigentlich ein sorgenfreies Wochenende für Sebastian Vettel, doch wie schon in Südkorea war dem alten und neuen Weltmeister das mit der Sorglosigkeit ein bisschen zu langweilig: Kurz vor Rennende führte er zwar unangefochten, gab aber weiter Vollgas. Als er dann in der vorletzten Schleife eine Rundenbestzeit erzielte, bekam er aus der hörbar besorgten Box zugefunkt: "Die schnellste Rennrunde hast du, bring's jetzt nach Hause." Anschließend feierte Vettel die Pole Position, den Sieg, die schnellste Rennrunde und alle Führungskilometer. Zudem stellte er einen neuen Rekord auf, mit 702 Führungsrunden in einer Saison übertraf er die bisherige Bestmarke von Nigel Mansell aus dem Jahr 1992. Ein Grund beim Gastgeber danke zu sagen - und das tat er auf seine Art: "Apke desh ki ladakiya bahut sunder hai", sagte Vettel: Die indischen Frauen sind wunderschön.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Michael Schumacher

F1 Grand Prix Of India - Race

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Michael Schumacher lies in Indien wieder alte Klasse aufblitzen und fuhr von Startplatz elf auf Rang fünf vor, sein bestes Saisonergebnis. Dabei ließ der siebenmalige Formel-1-Weltmeister auch den weit vor ihm ins Rennen gegangenen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg hinter sich. "Ich hab mir meine Reifen eingeteilt und konnte länger draußen bleiben. Das machte den Unterschied aus", ließ Schumacher seinen Stallrivalen nach dem Rennen wissen.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Nico Rosberg

Formula One Grand Prix of India

Quelle: dpa

Nico Rosberg behauptete dagegen, das Team habe ihn mit der gegenüber Schumacher schlechteren Taktik losgeschickt. Doch Schumacher stellte cool klar: "Ich glaube nicht, dass es an der Strategie lag." Rosberg gerät damit immer stärker unter Druck.  Mit 75 Punkten hat der Wiesbadener in der Gesamtwertung nur noch fünf Zähler Vorsprung vor Schumacher. Auf Platz fünf hatte Rosberg es zuletzt im Mai geschafft, seither stagniert der 26-Jährige. Vor dem Indien-Rennen erhöhte die Teamspitze prompt das Werben um eine Vertragsverlängerung mit Schumacher. "Ich sehe keinen Grund, warum Michael 2013 zu alt sein sollte, bei uns zu fahren", sagte Teamchef Ross Brawn.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Lewis Hamilton

Lewis Hamilton

Quelle: AP

Lewis Hamilton holte zum Rundumschlag aus. Zum Entschuldigung-Rundumschlag. "Ich entschuldige mich beim Team, bei den Fans, bei den Sponsoren", erklärte er. "Das war ein Desaster-Rennen." Dabei war Hamilton, der in dieser Saison schon mehrfach wegen überharter Attacken bestraft worden war, dieses Mal gar nicht schuld. Er war in Runde 24 schon wieder mit seinem Dauerrivalen Felipe Massa aneinandergeraten und landete nach dem Unfall nur auf Platz sieben. Bestraft wurde diesmal aber der Brasilianer. "Dass er die Strafe bekommen hat, war eine Erleichterung", erklärte Hamilton, seine Stimmung konnte das aber auch nicht nachhaltig aufhellen: "Es hätte auch anders kommen können." Nicht einmal aus dem Unglück seines Lieblingsfeindes konnte Hamilton Genugtuung ziehen: Dabei stellte sich Felipe Massa wirklich zu dämlich an:

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Zehn Zylinder der Formel 1:Felipe Massa

Ferrari Formula One driver Massa drives with a broken front left suspension during the Indian first Formula One Grand Prix in Greater Noida

Quelle: REUTERS

"Schon wieder", funkte er an die Box. Nur das. Seine Vorderradaufhängung war gebrochen. Schon wieder. Gerade hatte er seine Durchfahrtsstrafe wegen der Kollision mit Hamilton hinter sich gebracht, da glaubte er, etwas abkürzen zu müssen. Schon wieder. Genau wie im Qualifying. Doch genau wie ihm Qualifying hielt die Aufhängung dem Aufprall auf einen der erhöhten Randsteine hinter den rot-weißen Kerbs nicht stand: Zwei Mal der gleiche Fehler an einem Wochenende. Wenigstens lachte Lewis Hamilton nicht.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Jenson Button

McLaren Formula One driver Button gives a thumb up after finishing second in the Indian first F1 Grand Prix at the Buddh International Circuit in Greater Noida

Quelle: REUTERS

Jenson Button allerdings, der lachte. Denn es war wie so oft in den vergangenen Wochen: Hamiltons Teamkollege machte einen tollen Job, Hamilton schimpfte. Button (240 Punkte) hat jetzt weiterhin beste Chancen auf den Platz hinter Sebastian Vettel in der Fahrerwertung, vor dem auch in Indien drittplatzierten Fernando Alonso im Ferrari (227). Mark Webber (221) und vor allem Hamilton (202) haben nur noch geringe Möglichkeiten. Doch der Jubel wirkte bei Button, wie auch bei Vettel und Alonso nachdenklich. "Wir sollten diesen Grand Prix diesen beiden Männern widmen", sagte Button und zollte damit, wie auch Vettel und Alonso, den verstorbenen Dan Wheldon und Marco Simoncelli seinen Respekt. Für IndyCar-Champion Wheldon und Motorrad-Weltmeister Simoncelli gab es vor dem Rennen eine Schweigeminute.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Witali Petrow

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Quelle: AFP

Als Fahranfänger hat einem der Fahrlehrer das mit einer Frage erklärt:  "Wenn du jetzt rechts auf den Randstreifen kommst, in welchem Straßengraben landest du dann?" Kunstpause ...  "Im linken Straßengraben natürlich."  Vor Schreck würde man nämlich das Lenkrad ruckartig und unkontrolliert herumreißen und quer über die Straße in den Graben schießen, so der Fahrlehrer. Ruckartig das Lenkrad herumgerissen hat auch Witali Petrow, quer über die Straße ist er auch geschossen, Fahranfänger ist er allerdings keiner, weshalb der russische Formel-1-Pilot seinen Renault gerade noch so auf der Straße halten konnte. Es war ein heikles Manöver  kurz vor Ende des Rennens, denn Autos mit 750 PS und dreckigen Reifen reagieren gemeinhin schon mal etwas überraschend auf plötzliche Lenkmanöver. Petrow hatte dennoch wenig Grund zum Feiern. Er landete abgeschlagen auf Platz zehn und bestätigte damit den schon mehrere Wochen andauernden Abwärtstrend bei Lotus Renault GP.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Adrian Sutil

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Quelle: AFP

So sehr hatte der indische Teamchef auf einen Podiumsplatz gehofft. Hier in Indien. Doch Adrian Sutil konnte Vijay Mallya diesen durchaus vermessen zu nennenden Wunsch nicht erfüllen. Dabei war es die letzte Chance, für sich zu werben. Vor dem kommenden Rennen wird es eine Entscheidung über die Zukunft Sutils beim seinem Team Sahara Force India geben. Teamchef Vijay Mallya hatte bislang stets betont, erst nach der Saison erklären zu wollen, wer 2012 für sein Team fährt. Jetzt kündigte Mallya aber überraschend eine Kehrtwende an. "Ich bin gebeten worden, früher zu entscheiden. Das werde ich respektieren", sagte der Milliardär. Zuletzt gab es wiederholt Gerüchte, Sutil solle durch Testfahrer Nico Hülkenberg ersetzt werde. In Indien jedenfalls zeigte Sutil eine gute Leistung, fuhr auf den neunten Platz und holte zwei Punkte für das Team beim ersten Heimrennen. Und Mallay? Der lobte Hülkenberg in den höchsten Tönen. "Er hat seine Sache sehr gut gemacht."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Romain Grosjean

Grosjean

Quelle: SZ

Bei der Frage nach dem Gewinner dieses Renn-Wochenendes darf man einen nicht vergessen: Romain Grosjean. Der Franzose durft zwar nicht fahren, doch am Rande des Grand Prix wurde bekannt, dass er wieder zurück ist in der Formel 1. Zumindest ein bisschen. 2009 hatte er es schon einmal versucht, sieben Rennen lang war er für Renault im Einsatz. Sieben extrem erfolgslose Rennen. Er wurde in die Nachwuchsserie GP2 abgeschoben. Die hat Grosjean jetzt gewonnen - und sich so einen neue Chance in einem Formel-1-Boliden erfahren. Teamchef Eric Boullier erklärte, Grosjean habe sich seit 2009 "in jeder Hinsicht verbessert". Und deshalb darf er jetzt in den letzten beiden Saisonrennen jeweils freitags für Renault das erste freie Training bestreiten. Besser als nichts. Als GP2-Champion schafften bereits Nico Rosberg, Lewis Hamilton, Timo Glock und Nico Hülkenberg den Sprung in die Formel 1.

Mit Material von sid und dpa.

© sueddeutsche.de/hum
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