Zehn Zylinder der Formel 1:Vettel: "Die ganze Saison hat Mut und Kraft gegeben"

Der Ferrari-Pilot beendet die Saison mit positiven Eindrücken und Mercedes könnte bald einen jungen Deutschen ins Fahrerfeld hieven. Das F1-Wochenende in der Zusammenfassung.

Von Elmar Brümmer

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Lewis Hamilton

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Quelle: AP

Hat drei Mal hintereinander verloren, seit er als Titelverteidiger feststeht, das macht keine besonders gute Laune. Nein, Lewis Hamilton lässt es nicht locker angehen im Duell mit Nico Rosberg. Er regt sich über eine (seiner Meinung nach) schlechte Strategie von Mercedes im Finale auf. Der Brite mag am Ende auf der Strecke etwas an Zauber verloren haben, was er auf eine veränderte Fahrzeugabstimmung schiebt - aber es ändert nichts an seinen großen Taten. Denn immer, wenn es darauf ankam, war er da: "Es war ein unglaubliches Jahr für mich." Mit dem endgültigen Durchbruch zum Weltmann ist Hamilton das Gesicht der Formel 1. Und er setzt nach dem Finale schon wieder Nadelstiche: "Weltmeister klingt besser als Rennsieger." Weihnachtsgeschenke für den Monaco-Nachbarn Rosberg wird es nicht geben: "Das haben wir noch nie getan. Warum jetzt damit anfangen?"

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Nico Rosberg

Formula One Grand Prix of Abu Dhabi

Quelle: dpa

Die Mini-WM, zu der er die letzten drei Rennen erklärt hatte, konnte der Vize-Champion gewinnen. Ein Sieg-Hattrick und gar sechs Pole-Positionen in Folge, doch auf die Frage "Warum nicht eher" gibt es (noch) keine Antwort: "Ich genieße erstmal den Moment, der Rest ist Vergangenheit." Nach dem vorzeitigen Verlust der Titelchance war Rosberg einen Tag lang ziellos durch Texas gefahren, irgendwo hat er dabei seine neue Motivation gefunden. Plötzlich ist er nervenstark und fehlerfrei: "Es läuft einfach momentan perfekt bei mir. Und es ist gut, mit so einem positiven Gefühl in die lange Winterpause zu gehen. Urlaub brauche ich keinen, von mir aus könnte es morgen weiter gehen." Auf ein Abendessen mit Hamilton verzichtet er dankend - und lachend. Die Psycho-WM 2016 hat schon am ersten Advent 2015 begonnen.

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Fernando Alonso

Formula One Grand Prix of Abu Dhabi

Quelle: dpa

Nach 28 von 55 Runden kommt der Urlaubsantrag von Fernando Alonso über Boxenfunk: "Wenn kein Safety-Car mehr kommt, würde ich empfehlen, das Auto abzustellen." Überrundet und auf Platz 17, das ist seine angestammte Region in dieser Saison mit dem indiskutablen McLaren-Honda, aber irgendwann reißt auch die Geduld bei einem Rennfahrer. Trotz eines Schmerzensgeldes von angeblich 30 Millionen Euro. Interessant ist der neuerliche Sarkasmus des Asturiers deshalb, weil er offenbar in seinem bis Ende 2017 laufenden Vertrag eine Klausel hat, nach der er ein Sabbatical einlegen kann - bis das Honda-Aggregat endlich konkurrenzfähig ist. Das verunsichert selbst den hartgesottenen Teamchef Ron Dennis. Alonso ist eben ein ganz besonderer, sehr eigener Charakter. Vielleicht ist die Drohung auch nur eine gezielte Motivation.

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Kimi Räikkönen

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Quelle: AP

Stallorder zu Gunsten des Nummer-Zwei-Piloten, dass hat es bei der Scuderia Ferrari auch selten gegeben. Kimi Räikkönen durfte sie in Abu Dhabi erleben, weil seine Chancen auf Rang drei im Rennen wichtiger waren als der Kampf von Sebastian Vettel um Platz fünf - und weil der Deutsche ohnehin schon als WM-Dritter feststand. Der Finne hat ein durchwachsenes Jahr hinter sich, mit fünf Ausfällen. Da ist ein "nettes, sauberes Wochenende" und der Podiumsplatz ganz zum Schluss eine willkommene Motivation, so wie WM-Platz vier vor seinem Landsmann Valtteri Bottas. In der neuen Saison, wenn Mercedes richtig angegriffen werden soll, wird Vettel die Hilfe seines Kumpels brauchen. Für den 36 Jahre alten Räikkönen, immerhin letzter Weltmeister für Ferrari, kann 2016 das Abschiedsjahr sein. Noch zweifelt er ein wenig: "Wir können viel versprechen - aber ob es so kommt?"

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Pascal Wehrlein

Pascal Wehrlein

Quelle: dpa

Wenn alles nach Plan läuft, dann gibt es in der neuen Saison wieder ein deutsches Fahrerquartett: Mercedes würde gern seinen DTM-Champion Pascal Wehrlein zu Ausbildungszwecken in der Formel 1 unterbringen. Der 21-Jährige steuert schon am Dienstag den Silberpfeil bei Reifentests in der Wüste, aber er will mehr als Ersatzfahrer sein. Deshalb ist ein Einsatz beim Schlusslicht-Rennstall Manor geplant, der künftig mit Mercedes-Leasingmotoren beliefert wird. Aber die Briten bauen gerade das Team um, und sie hätten lieber einen Bezahlfahrer als ein Talent am Start. Verhandlungssache also. Aber darin ist Mercedes-Teamchef Toto Wolff gewieft - der Österreicher ist auch an einer Managementagentur für Rennfahrer beteiligt.

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Carlos Ghosn

File photo of Carlos Ghosn, CEO of the Renault-Nissan Alliance, presenting Nissan IDS concept car at the 44th Tokyo Motor Show in Tokyo

Quelle: REUTERS

Nicht Bernie Ecclestone, sondern der 61 Jahre alte Brasilianer wird darüber entscheiden, wie es mit der Formel 1 weitergeht - vermutlich noch in dieser Woche. Denn ohne das "Oui" des Vorstandsvorsitzenden von Renault, weiterhin die Red-Bull-Teams mit Motoren zu beliefern und den Lotus-Rennstall als Werksteam zu übernehmen, würde es düster aussehen. Ghosn hat sich in Abu Dhabi auf einen Poker mit Bernie Ecclestone eingelassen. Er will Bonuszahlungen im hohen zweistelligen Millionenbereich und das gleiche Mitspracherecht wie die Traditionsteams, und offenbar gibt es nach der vierten Verhandlungsrunde den erhofften Konsens. Dann aber fängt die Arbeit erst richtig an, denn die viel kritisierte Motorenabteilung der Franzosen muss komplett umgebaut werden.

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Sebastian Vettel

F1 Grand Prix of Abu Dhabi

Quelle: Getty Images

Das erste Jahr bei Ferrari liegt hinter dem Heppenheimer, der vierte Rang - von Startplatz 15 aus - ist ein programmatisches Resultat: Vettel in Lauerstellung. Eine Rolle, die ihm liegt, und die er mit dem dritten Rang in der WM und drei Saisonsiegen untermauert hat. "Es bleibt viel Positives im Kopf nach diesem ersten Jahr", sagt er, "die ganze Saison hat Mut und Kraft gegeben. Wir wissen alle, wo wir hinwollen. Die zweite Geige ist zwar besser als die fünfte oder sechste, aber wir wollen die erste Geige spielen." Das Erste, woran er nach dem letzten Rennen denken konnte, war die Testfahrt am Dienstag: "Da geht es wieder mit Vollgas los." Es fehle überall noch ein bisschen, bei den Fahrern, beim Auto und beim Motor. Aber: "Man muss ja auch mal sehen, wo wir am Anfang des Jahres standen."

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Nico Hülkenberg

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Quelle: AFP

Siebter im Finale, Zehnter in der Gesamtwertung, das ist nicht schlecht für den dritten Deutschen in der Formel 1, aber es entspricht auch nicht ganz seinen Erwartungen: "Für mich war es eine Saison, mit der ich nicht wirklich zufrieden sein kann. Es bleibt mir also nix anderes übrig, als es besser zu machen." Hülkenberg hatte oft technisches und strategisches Pech, für ordentliche Leistungen ist er immer gut. Aber auf das Podium hat er es, im Gegensatz zu seinem Force-India-Kollegen Sergio Perez, noch nicht geschafft. Immerhin trug er zur besten Saison des Mittelfeldteams aus Mittelengland bei: "Ich habe ein paar Sachen lernen müssen, das wird mich stärker machen." Seinen Le-Mans-Sieg wird er in keinem Fall verteidigen können 2016, denn Porsche setzt nur noch zwei Autos mit Stammfahrern ein im nächsten Jahr.

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Max Verstappen

F1 Grand Prix of Abu Dhabi

Quelle: Getty Images

Er ist der Vorbote der nächsten Generation, und er benimmt sich schon nach seinem Debütjahr wie ein alter Fuhrmann: Der Niederländer drückt und drängelt, als ob ihm keine Zeit mehr bliebe. Beste Rennfahrermentalität, und das mit gerade mal 18. Den Führerschein hat er erst seit Herbst, die Freundin seit Sommer, und im Winter zieht er um nach Monte Carlo. Alles richtig gut gelaufen in der Rookie-Saison, solche Überraschungen kann die bisweilen festgefahrene Formel 1 brauchen. Im letzten Rennen wurde er Zwölfter, zwei Zeitstrafen machten daraus Platz 16, am meisten ärgerte ihn ein eigener Verbremser. Am guten Eindruck mit 49 WM-Punkten und Gesamtrang zwölf ändert das nichts. Jetzt sind Ferrari, Red Bull und Mercedes hinter dem Toro-Rosso-Piloten her.

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Maurizio Arrivabene

F1 Grand Prix of Abu Dhabi - Practice

Quelle: Getty Images

Der Ferrari-Teamchef hat seine erste Saison am Kommandostand ohne Herzinfarkt überstanden, was gut für ihn, für Ferrari und die Formel 1 überhaupt ist. Solch' emotionale Manager gibt es nicht mehr viele. Der 58-Jährige ist ein Vulkan, er gibt mal den Kumpel (vor allem mit seinem fahrenden Personal), und mal den Bulldozer. Das wurde bei einem heftigen Geplänkel in der Box mit einem englischen Kameramann in Abu Dhabi deutlich. "Ein normaler Vorfall" sagt Ferrari dazu, Arrivabene hätte sich nur schützend vor seine Crew gestellt. Das war ja erst das Warm-Up. "Wir wissen, dass wir im nächsten Jahr einer noch größeren Herausforderung ausgesetzt sind", sagt der Italiener. Nicht klar wird, ob sein Gesichtsausdruck bei diesen Worten ein breites Lächeln oder ein Zähnefletschen ist.

© SZ.de/jbe/dd
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