Zehn Zylinder der Formel 1:Alonso, der Teufel

Fernando Alonso erlebt ein schlimmes Wochenende, legt jedoch mit einer sauberen Verbalattacke nach. Sebastian Vettel befriedigt seinen Pokalfetischismus, Bernie Ecclestone bewirbt sich als Propagandaminister von Bahrain. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Von Elmar Brümmer

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Zehn Zylinder der Formel 1:Protestbewegung

Protesters are seen on a street after setting fire to garbage containers during clashes with riot police in Budaiya, west of Manama

Quelle: REUTERS

Fernando Alonso erlebt ein schlimmes Wochenende, legt jedoch mit einer sauberen Verbalattacke nach. Sebastian Vettel befriedigt seinen Pokalfetischismus, Bernie Ecclestone bewirbt sich als Propagandaminister von Bahrain. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Von Elmar Brümmer

Protestbewegung: Bahrains Kronprinz Salman bin Hamad al-Khalifa hatte ein Wochenende versprochen, an dem es lediglich um drei Dinge gehen sollte: "Um den Sport, um Konflikte zu überwinden und um die Menschlichkeit zu feiern." Angeblich 28.000 Menschen folgten diesem Aufruf am weiträumig abgeriegelten Sakhir International Circuit. Die Konflikte fanden in den schiitischen Dörfern statt, die sich gegen die sunnitischen Herrscher auflehnen - dort flogen Molotowcocktails, die mit Tränengas- und Blendgranaten gekontert wurden. Wie alle aus dem Formel-1-Tross versuchte auch Sebastian Vettel, sich nur auf seinen Job zu konzentrieren, gab aber immerhin zu: "Was hier drumherum passiert, kriegt man natürlich mit - und das ist nicht schön."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone

Quelle: Getty Images

Bernie Ecclestone: Mit 82 darf man schon mal Vergesslichkeit vorschützen. Angeblich erstaunt über die politischen Unruhen in Bahrain behauptete Bernie Ecclestone, bei der Rennvergabe im letzten Herbst nichts davon gewusst zu haben. Aber die Scheuklappen-These war nur so lange zu bemühen, bis der Grand-Prix-Promoter durch das Medienzentrum schritt, und die Lage im Gastland mit üblichem Zynismus kommentierte: "Ich denke, jeder, der wirklich über Menschenrechte reden möchte, sollte vielleicht mal nach Syrien gehen." In einem Gespräch mit der BBC bezeichnete der Brite Menschenrechte als Auslegungssache - und verglich sie mit Verkehrsregeln. Also, falls sie in Manama noch einen Propagandaminister brauchen können...

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Zehn Zylinder der Formel 1:Mark Webber

Bahrain Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Mark Webber: Was wäre die Formel 1 ohne Verschwörungstheorien? Höchstens eins Formel 0,5. So sorgte ein simples Abendessen in Dubai für eine Menge Spekulationen. Auf einem Dinner-Bild, dass es als Dessert sofort auf Twitter und Facebook zu sehen gab, geben Fernando Alonso und Mark Webber die Tischherren. Vettels größte Gegner, der eine davon aber noch sein Teamkollege. Sie grinsen in die Kamera, weil sie genau wissen, wie dieses Foto vom trauten Zusammensein interpretiert werden wird. Und prompt meldet sich im Namen von Vettel der oberste PS-Funktionär der Republik, Hans-Joachim Stuck (Deutscher Motorsport-Bund): "Wenn Webber die Chance bekommt, Vettel eins auszuwischen, kann ich mir vorstellen, dass er dies auch tun wird." Diesmal bekam sie der Australier nicht - Platz sieben, das ist im Vergleich mit Vettel: Unter ferner liefen.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sebastian Vettel

*** BESTPIX *** F1 Grand Prix of Bahrain - Race

Quelle: Getty Images

Sebastian Vettel: Da ist er wieder, der Pokalfetischismus. Jetzt, wo Papa Norbert einen ordentlichen Trophäenschrank für das Bauernhaus im Thurgau gezimmert hat. "Das ist die schönste Trophäe im ganzen Jahr, und ich bin froh, das größte Exemplar mitnehmen zu können", freut sich der Sieger und WM-Spitzenreiter. Noch wichtiger aber ist eigentlich die Zuversicht, die er jetzt haben kann, dass Red Bull das Reifen-Balance-Thema gelöst hat, ohne dass das auf Kosten des Tempos ging. Denn über weite Strecken konnte Vettel ein Rennen mit sich selbst fahren. Und als die Box ihn zum Schongang anwies, drehte er die schnellste Rennrunde. Ganz wie in alten Zeiten. Es ist das, was der Heppenheimer unter "kontrolliert" versteht. Ein Optimist am Optimum.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Kimi Räikkönen

F1 Grand Prix of Bahrain - Race

Quelle: Getty Images

Kimi Räikkönen: Die Sache mit dem Rosenwasser dürfte er persönlich nehmen. Die ewige Hitze stinkt ihm, jedes Mal, wenn er auf dem Podium erscheinen muss (und das ist jetzt zum dritten Mal in vier Rennen), guckt ein Sauna-Kopf aus dem schwarzen Lotus-Rennanzug. Aber ansonsten kann er sich sein stilles Lächeln leisten, das beinahe schüchtern wirkt. Davon darf sich keiner, auch nicht sein Kumpel Sebastian Vettel täuschen lassen. Denn der Finne ist nun der erste Herausforderer des Weltmeisters, jedenfalls nach Punkten. Und jagt eine Bestmarke: Am Sonntag hat er seine 21. Punkteplatzierung in Serie heraus gefahren, die letzte Räikkönen-Nullnummer datiert vom April 2012. Den Rekord hält Michael Schumacher, der 24 Mal in Serie punkten konnte.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Romain Grosjean

Bahrain Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Romain Grosjean: Die Formel 1 hat ihr enfant terrible wieder, aber der Pisten-Rowdie des letzten Jahres ist nicht mehr wiederzuerkennen. Das liegt nicht am zarten Versuch des Genfers, sich einen Bart stehen zu lassen. Doch der Lotus-Pilot, der mit französischer Lizenz startet, ist demütig geworden. Da mag das Mentaltraining mitspielen, dass ihn nach seinen Ramboeinlagen und einer Rennsperre nahegelegt worden war, aber vor allem lag es wohl an den durchwachsenen Darbietungen in den ersten drei Rennen. Grosjean klagte, dass er nicht das richtige Gefühl für sein Chassis und damit die Nutzung der Reifen finden könne. Schwupps, wurde ein neuer Lotus in die Wüste geflogen, der Fahrer dankte es mit dem dritten Platz. Und schon kommt schon wieder ein Stückchen alter Romain hervor: "Jetzt sind wir da, wo wir eigentlich sein sollten."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Fernando Alonso

Bahrain Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Fernando Alonso: Der Absteiger des Wochenendes, obwohl er doch am Anfang wie ein Siegkandidat aussah. Allerdings nur solange, bis er per Knopfdruck den Heckflügel am Ferrari öffnete, um in der Überholzone mehr Tempo zu bekommen. Die Lamelle ging nicht mehr zu, und das bremste den Spanier gewaltig ein. Ein außerplanmäßiger Boxenstopp ließ ihn dann sogar auf Rang 19 zurückfallen, am Ende kämpfte er sich bravourös auf Rang acht zurück. Schadensbegrenzung mit dem vielleicht ausgeglichen besten Rennwagen im Feld. Alonso holt die Attacke wie gehabt verbal nach: "Das waren jetzt zwei unglückliche Momente in drei Rennen. Aber die anderen werden auch noch technische Probleme bekommen, und dann werden wir unsere Chance nutzen." Ein roter Teufel.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Nico Rosberg

F1 Grand Prix of Bahrain - Race

Quelle: Getty Images

Nico Rosberg: Zweite Pole-Position für Mercedes in Serie, zweite Pole-Position für Nico Rosberg in seinem Formel-1-Leben. Die Freude hielt lediglich zwei, drei Runden, als er sich sehenswerte Duelle mit Alonso und Vettel liefern, und endlich wieder etwas für sein Rennfahrerimage und vor allem seine Racer-Seele tun konnte. Dann spielten die Reifen nicht mehr mit, die Mercedes-Box wies ihn dringend zum Spritsparen ein, das Rennen, die Chance und der ganze Tag waren versaut - mal wieder ohne seine Schuld. Die wohl formulierte Bilanz liest sich so: "So schön es war, von der Pole zu starten, so hart war es, am Ende als Neunter ins Ziel zu kommen." Aber die spontan gesprochene Variante trifft es besser: "Das war unglaublich, so etwas von ernüchternd - echt grausam."

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Zehn Zylinder der Formel 1:Sergio Perez

Bahrain Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Sergio Perez: Er gilt als Rotzlöffel unter den Rennfahrern, und selbst zwei Lernjahre im Schweizer Sauber-Internat haben nichts daran geändert. Vor dem Großen Preis von Bahrain musste sich der Mexikaner Sergio Perez beim Fahrerbriefing herbe Kritik für seine rüde, um nicht zu sagen: rücksichtslose Fahrweise gefallen lassen. Auf der Piste von Sakhir machte er munter so weiter, und als Lieblingsgegner hatte er sich ausgerechnet den McLaren-Teamkollegen Jenson Button ausgesucht. Der gilt als sehr besonnen und geduldig. Als ihm der ungestüme Perez bei einem Positionskampf dann ins Heck knallte, tobt der Routinier über Boxenfunk: "Könnt' ihr dem mal sagen, er soll sich beruhigen..." Resultat: Perez Sechster, Button Zehnter.

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Zehn Zylinder der Formel 1:Der Renault-Motor

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Quelle: AFP

Der Renault-Motor: Motorenlieferant in der Formel 1 zu sein, ohne dass man ein eigenes Team und damit die höchste Aufmerksamkeit für das eigene Produkt hat, ist ein undankbarer Job. So haben es selbst drei Weltmeistertitel von Sebastian Vettel nicht geschafft, das Vorurteil zu entkräften, dass der Renault-Achtzylinder im Vergleich mit Mercedes und Ferrari das schwächste aller Aggregate ist. Mehr noch: Wer weiß denn schon wirklich, dass in der rasenden Dose ein Motor aus Frankreich steckt? Beim Großen Preis von Bahrain erfuhren die Techniker aus Viry-Chatillon Genugtuung, die ersten Drei alle mit Renault-Power aufs Podium gefahren. Übrigens in der exakt gleichen Besetzung wie im Vorjahr.

© Süddeutsche.de/ebc
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