Zehn schnellste 100-Meter-Sprinter:Jede Menge Lug und Trug

Von den zehn schnellsten Sprintern der Geschichte sind bis heute nur zwei unbelangt: Der jamaikanische Weltrekord-Mann Usain Bolt und sein Kollege Nesta Carter. Alle anderen 100-Meter-Läufer in den Top Ten wurden als Doper überführt, gesperrt oder standen vor Gericht. Einer dealte sogar mit Heroin. Eine Übersicht.

Von Jonas Beckenkamp

10 Bilder

Olympics Day 13 - Athletics

Quelle: Getty Images

1 / 10

Von den zehn schnellsten Sprintern der Geschichte sind bis heute nur zwei unbelangt: Der jamaikanische Weltrekord-Mann Usain Bolt und sein Kollege Nesta Carter. Alle anderen 100-Meter-Läufer in den Top Ten wurden als Doper überführt, gesperrt oder standen vor Gericht. Einer dealte sogar mit Heroin. Eine Übersicht.

Von Jonas Beckenkamp

1. Usain Bolt (Jamaika), Bestzeit: 9,58, Doping: unbelastet

Der schnellste, selbstbewussteste und posenstärkste Mann der Welt gilt als sauber. Noch. Seit Usain Bolt im Sprintzirkus dabei ist, hat er sämtliche Rekorde zertrümmert. Bei seinem Weltrekord bei den Olympischen Spielen in Peking staunte die Welt erstmals über diesen unfassbar rasanten Typ und seine Lässigkeit. Noch schneller war er dann bei der WM in Berlin im Jahr 2009. Bolt rannte in 9,58 Sekunden ins Ziel - und konnte sich am Ende sogar noch ein paar Mätzchen erlauben. Die letzten Meter trabte er mehr als er sprintete. Gerüchte um Doping gab es immer wieder, doch bestätigt ist bislang nichts. 

-

Quelle: AFP

2 / 10

2. Tyson Gay (USA), 9,69, positive A-Probe (2013)

Er galt lange als erster Herausforderer von Usain Bolt. 2007 wurde er dreifacher Weltmeister, 2009 war er WM-Zweiter - aus dem selben Jahr stammt auch sein persönlicher Rekord. Nach einigen Verletzungssorgen 2012 kehrte er in dieser Saison wiedererstarkt zurück. Er überragte bei den US-Trials und besiegte Bolt bei einem internationalen Meeting. Dann wurde er überführt. Eine im Mai genommene Probe der US-Anti-Doping-Agentur erwies sich als positiv. Gay sagt: Er habe jemandem vertraut und sei hängengelassen worden - mit welcher Substanz er dopte, ist noch nicht klar. 

Yohan Blake

Quelle: dpa

3 / 10

3. Yohan Blake (Jamaika), 9,69, drei Monate Sperre (2009)

Kraftpaket, Supersprinter, Bolt-Trainingskollege: Yohan Blake ist seit einigen Jahren die Nummer zwei aus Jamaika. Bei der WM 2011 wurde er Weltmeister, ein Jahr später gewann er hinter Bolt Silber bei den Spielen in London. Eine Doping-Vergangenheit hat aber auch er: Bei den Meisterschaften in seiner Heimat im Juni 2009 war er positiv auf das Stimulanzmittel 4-Methyl-2-hexanamin getestet worden. Er erreichte zunächst einen Freispruch, da die Substanz nicht auf der Dopingliste der WADA stand, wurde aber danach doch mit einer dreimonatigen Sperre belegt - es stellte sich heraus, dass das Mittel eine ähnliche Struktur wie ein verbotener Dopingstoff hat.

148073382

Quelle: AFP

4 / 10

4. Asafa Powell (Jamaika), 9,72, positive A-Probe (2013)

Er ist der erfahrenste unter Jamaikas Superläufern. Seine größten Erfolge feierte er als Mitglied der 4x100-Meter-Staffel, mit der er 2008 Olympiasieger und 2009 Weltmeister wurde. Dazu hielt er zwischen 2005 und 2007 den Weltrekord über 100 Meter. Jetzt ist er als Betrüger entlarvt: Powell räumte ein, positiv auf das verbotene Doping-Stimulanzmittel Oxilofrin getestet worden zu sein. "Ich bestätige, dass eine Probe, die ich bei den nationalen Leichtathletik-Meisterschaften im Juni abgegeben habe, einen positiven Befund hatte", sagte er im Zuge der Enthüllungen in diesem Sommer.

ATHLETICS-MEX-TIM MONTGOMERY

Quelle: AFP

5 / 10

5. Tim Montgomery (USA), 9,78, zwei Jahre Sperre (2005)

Seine Zeit liegt schon etwas zurück. Der Amerikaner galt um die Jahrtausendwende als einer der schnellsten Typen des Planeten. Seinen Weltrekord erreichte er bei einem Meeting in Paris im Jahr 2002. 2004 tauchte sein Name dann im Zuge der Ermittlungen in der sogenannten "BALCO"-Affäre auf. Er soll mit dem künstlichen Designer-Steroid THG gedopt haben - nach seiner Überführung wurde Montgomery 2005 für zwei Jahre gesperrt, zudem annullierte man seinen Weltrekord. Einen Tag nach Verkündung seiner Sperre erklärte er seinen Rücktritt. In der Folge stürzte der ehemalige Partner der Supersprinterin Marion Jones komplett ab - er musste sich wegen Heroinhandels verantworten und landete im Gefängnis. 

(FILE) Jamaican Sprinter Nesta Carter Reported To Have Failed Drugs Test

Quelle: Getty Images

6 / 10

6. Nesta Carter (Jamaika), 9,78, unbelastet

Ein weiterer Weggefährte von Usain Bolt - Nesta Carter gewann mit seinem rasanten Landsmann zweimal Olympiagold in der Staffel. In diesem Jahr war er der zweitschnellste Läufer über 100 Meter, dann kamen die Enthüllungen, die jetzt aus Jamaika in die Öffentlichkeit drängen. Zunächst berichteten Medien, dass auch Carter zu jenen Sündern gehöre, die neben Asafa Powell wegen Konsum des Stoffes Oxilofrin überführt wurden. Doch davon wollen Carter und sein Manager Adrian Laidlaw nichts wissen. Der Läufer habe keinen positiven Dopingbescheid erhalten und sei sich keines Vergehens bewusst. "Nesta wird am Mittwoch in Luzern ganz legal starten, er ist nicht gesperrt. Wer das Gerücht in die Medien gesetzt hat, wissen wir nicht", gab Laidlaw zu Protokoll.

US-Trials - Greene

Quelle: dpa/dpaweb

7 / 10

7. Maurice Greene (USA), 9,79, vor Gericht belastet, nicht gesperrt (2008)

Seine "goldene" Zeit waren die späten Neunziger und die Jahrtausendwende. Nach den WM-Triumphen 1997 und 1999, rannte er auch bei den Spielen in Sydney allen davon. Auch in Athen holte er noch einige Medaillen - seine Weltrekordzeit lief er in 9,79 Sekunden. 2008 beendete er seine Karriere, auch weil er sich nicht mehr recht motivieren konnte. Noch im selben Jahr brachte die New York Times die Geschichte, dass Greene einem Händler 10.000 Dollar für Dopingmittel gegeben habe. Der Athlet räumte die Zahlung ein, behauptete aber vor Gericht, für andere Teamkollegen Geld bereitgestellt zu haben. Einige seiner Mitstreiter wurden überführt. 

Seoul 1988 - Ben Johnson

Quelle: dpa

8 / 10

8. Ben Johnson (Kanada), 9,79, zweimal gesperrt (1988/1993 lebenslang)

Er war der Erste, der weltweit Empörung auslöste. Ben Johnson gewann bei Olympia 1988 in Seoul souverän Gold im 100-Meter-Sprint. Zwei Tage später wurden in seiner Urinprobe Steroide gefunden. Die Medaille musste er zurückgeben - seit seiner lebenslangen Sperre gilt er als berühmtester Dopingfall der Leichtathletik. 

Gatlin of the U.S. runs during the men's 100m event at the IAAF Diamond League athletics meet in Doha

Quelle: Fadi Al-Assaad/Reuters

9 / 10

8. Justin Gatlin (USA), 9,79, zweimal gesperrt (2001/2006)

Der Goldgewinner der Spiele in Athen ist wie viele seiner Kollegen ein muskelbepackter Modellathlet. Obwohl seine Blütezeit langsam zu Ende ist, holte er in London sogar noch einmal Bronze über 100 Meter. 2006 hielt er zudem den Weltrekord über diese Strecke. Mit Doping hatte er gleich zweimal zu tun: Erstmals überführte man ihn 2001, als er mit Amphetaminen erwischt wurde. 2006 stellte man bei ihm eine positive A-Probe auf Testosteron fest, auch die B-Probe zeigte das gleiche Ergebnis. Zunächst erhielt er deswegen eine drastische Strafe: Er wurde für acht Jahre gesperrt - 2010 hob ein Schiedsgericht die Verbannung dann auf.

88994809

Quelle: AFP

10 / 10

10. Steve Mullings (Jamaika), 9,80, lebenslang gesperrt (2011)

Er ist der am wenigsten prominente Sprinter unter den schnellsten Zehn der Welt. Der heute 30-Jährige holte mit der jamaikanischen Staffel Gold bei der WM in Berlin. Zuvor wurde er bereits für die Spiele in Athen gesperrt, weil ihn die Fahnder mit Methyltestosteron erwischten. Richtig in Erscheinung trat er abgesehen von WM-Silber 2007 mit der Staffel erst wieder, als er 2011 plötzlich bemerkenswerte 9,80 Sekunden über 100 Meter lief. Kurz vor der WM im selben Jahr entdeckte man bei ihm das verbotene Maskierungsmittel Furosemid. Er wurde lebenslang gesperrt. 

© SZ.de/jbe
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: