Zahlen-Vergleich zum CL-Finale:Mandzukic sticht als eifriger Arbeiter

Es war ein sehenswertes, ausgeglichenes Endspiel, doch warum gewann am Ende der FC Bayern? Dortmund ging irgendwann die Luft aus und die Titel-Gier der Münchner war wohl zu groß. Eine Statistik-Analyse fördert die kleinen, aber womöglich entscheidenden Unterschiede zu Tage.

Von Lisa Sonnabend

Es war ein sehenswertes, ein kraftvolles, ein spannendes Finale, bei dem schließlich der FC Bayern die Nase knapp vorne hatte. Was war entscheidend? Glück? Die Abgebrühtheit der Münchner, die Gier nach dem Titel? Waren die BVB-Spieler in den letzten Minuten zu erschöpft? Die statistischen Daten unseres Partners Opta (siehe Grafik oben sowie am Ende des Artikels) helfen, das Spiel zu analysieren - und die kleinen, aber womöglich entscheidenden Unterschiede herauszufiltern.

  • Bayern hatte mehr Ballbesitz

Das Spiel der Bayern folgt der Devise: immer schön am Ball bleiben. Meist haben die Münchner deutlich mehr Ballbesitz als der Gegner, zumindest wenn dieser nicht FC Barcelona heißt. So ist es auch logisch, dass die Münchner in Wembley mehr Ballbesitz hatten als der BVB. Die Deutlichkeit überrascht allerdings: 60,8 Prozent im Vergleich zu 39,2 Prozent. Denn in den ersten 25 Minuten machte eigentlich nur eine Mannschaft das Spiel: Dortmund. Kam der FC Bayern mal den Ball, verlor er ihn meist bereits in der Nähe des eigenen Strafraums wieder.

Das Pressing der Dortmunder funktionierte nahezu perfekt. Je länger das Spiel dauerte, desto besser wurde allerdings der FC Bayern und desto müder wurden die Dortmunder. Den Ball hatten fortan meist die Bayern. Eine Folge des auf hohen Ballbesitz ausgelgeten Spieles: Neben Barcelona sind die Bayern die besten Passspieler in Europa. Auch im Finale zeigte sich dies: 77,8 Prozent der Pässe waren erfolgreich, beim BVB 72,7 Prozent. Bester Passgeber war dabei Javier Martínez: 92,3 Prozent seiner Pässe erreichten den jeweiligen Mitspieler.

  • Es war ein Duell der Torwarte

Das Niveau des Finales war hochklassig, die Leistung der beiden Torwarte gar Weltklasse. Zahlreiche Aktionen von Manuel Neuer und Roman Weidenfeller hätten ein Kapitel in einerm Torwart-Lehrbuch verdient. Die beiden hechteten nach dem Ball, hielten in den entscheidenden Momenten den Arm, die Faust oder den Knöchel hin. Und wenn es nötig war, wehrte der BVB-Torwart auch mit dem Kopf ab. In Zahlen: Weidenfeller zeigte sieben Torschussparaden, Neuer sechs. Der BVB-Keeper hatte 53 Mal Kontakt mit dem Ball, der Münchner 45 Mal.

Weidenfeller spielte sogar 25 Pässe, 68 Prozent davon waren lange. Neuer kam auf 23 Pässe, nur 52,2 Prozent waren lange. Die Passquote des FCB-Schlussmannes war dabei deutlich genauer: 78,3 Prozent seiner Zuspiele kamen beim Teamkollegen an - im Vergleich zu 48 Prozent bei Weidenfeller. Einen Elfmeter hielt keiner der beiden. Weidenfeller bekam im Vergleich zu Neuer allerdings auch gar nicht die Möglichkeit dazu.

  • Starke BVB-Abwehr

Die Abwehr aus Dortmund gilt als eine der versiertesten Europas - und auch der FC Bayern hatte große Probleme mit Mats Hummels, Neven Subotic, Marcel Schmelzer und Lukas Piszcek. Lange wolte einfach kein Tor gelingen. In der 72. Minute rettete Subotic spektakulär kurz vor der Linie, nur Schmelzer sprang beim ersten Tor ein wenig ungelenk am Ball vorbei und traf nur die Luft. Auch die Zahlen sprechen für die BVB-Abwehr: Die schwarz-gelben Verteidiger gewannen 87 Prozent ihrer Tacklings, sie trennten also in etwa neun von zehn Fällen den Gegner robust, aber fair vom Ball. Den Bayern gelang dies nur zu 69,6 Prozent. Die BVB-Defensive gelangen 43 klärende Aktionen, der der Bayern nur 20.

Auffällig ist, dass die Bayern-Verteidiger deutlich mehr Ballontakte hatten als die Dortmunder. Zwischen 68 (Dante) und 87 (David Alaba) im Vergleich zu 45 (Schmelzer) bis 60 (Hummels). Dies lässt sich mit dem hohen Ballbesitz der Bayern erklären. Die Bayern-Abwehr konnte zudem alle Kopfballduelle gewinnen, die Dortmunder nur 25 bis 66,7 Prozent. Zwei Verteidiger versuchten sich zudem als Torschützen: Alaba und Hummels schossen je einmal auf den Kasten. Vergebens.

  • Mandzukic war der hilfsbereitere Stürmer

17 Mal feuerte der FC Bayern in Wembley auf das Tor, der BVB lediglich zwölf Mal. Dass die Chancen der Bayern dabei auch die besseren waren und oft nur dank der Paraden von Weidenfeller nicht zum Erfolg führten, war am Samstagabend vor dem Fernseher zu beobachten, aber auch folgende Opta-Statistik legt dies nahe: Zwölf Mal gab ein Münchner einen Schuss aus dem Strafraum ab, der BVB jedoch nur sechs Mal aus unmittelbarer Tornähe.

Auch zu den beiden Stürmern Mario Mandzukic und Robert Lewandowski liegen Zahlen zur Partie vor. Lewandowski hatte 39 Ballontakte, Mandzukic 38. Mandzukic konnte 36,4 Prozent seiner Kopfballduelle gewinnen, Lewandowski lediglich 12,5 Prozent. Auch die Zweikampfquote des Münchner Stürmers (33,3 Prozent zu 18,2 Prozent) ist wie zu erwarten höher, da Mandukic beim Pressing der Bayern seine Kollegen eifrig unterstützt. Dass Lewandowski an diesem Abend nicht in allerberster Form war, zeigt natürlich auch diese Zahl: Ins Tor traf an diesem Abend nur Mandzukic.

Statistiken zum Finale:

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: