Wolfsburger Umbruch:Verhandlungsmasse

Wolfsburger Umbruch: Lieber Europapokal als nix: Naldo verlässt den VfL Wolfsburg in Richtung Schalke 04.

Lieber Europapokal als nix: Naldo verlässt den VfL Wolfsburg in Richtung Schalke 04.

(Foto: Ronny Hartmann/AFP)

Naldo, in einer völlig verkorksten Saison noch einer der besten VfL-Spieler, wechselt nach Schalke - und es ist schon von zahlreichen weiteren Leistungsträgern die Rede, die den Verein im Sommer verlassen könnten.

Nach einer bitteren Saison ohne Qualifikation für den Europapokal richtete Dieter Hecking am Samstag schon wieder eine Kampfansage an den Rest der Liga. "Wir werden im kommenden Jahr ein sehr gutes Team haben und wieder angreifen", sagte der Trainer des VfL Wolfsburg nach dem abschließenden 3:1 gegen den VfB Stuttgart.

Woher Hecking diese Zuversicht nimmt, sagte er nicht. Doch spätestens seit Sonntag ist klar: Die Zuversicht ist wirklich sehr optimistisch. Der personelle Umbruch und damit die Herausforderungen für Trainer und Manager Klaus Allofs werden riesig sein. Einen Tag nach dem Saisonfinale gegen den VfB verkündete Konkurrent FC Schalke 04 die Verpflichtung von Wolfsburgs Abwehrchef Naldo. Der 33-Jährige - in der völlig verkorksten Saison noch einer der konstant ordentlichen VfL-Profis - wechselt ablösefrei. Eine Klausel in seinem Vertrag hatte vorgesehen, dass im Falle der verpassten Europapokal-Qualifikation eine Weiterbeschäftigung neu verhandelt werden musste.

"Wir denken schon, dass wir Naldo ein großzügiges Angebot gemacht haben. Aber da mag es immer zwei Meinungen geben", sagte Allofs am Sonntag dem Kicker. Es deutet sich an, dass die Niedersachsen nicht nur Problemfälle im Sommer abgeben, sondern noch weitere Leistungsträger verlieren. Selbst die Nationalspieler Julian Draxler und André Schürrle, die beide noch gültige langjährige Verträge haben, ließen am Samstag ihre Zukunft offen.

"Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken. Der Fokus lag auf dem Comeback und jetzt auf der Europameisterschaft", erklärte etwa Draxler, der nach seiner Verletzungspause wieder im Kader stand. Zuletzt gab es Gerüchte um eine Rückkehr Draxlers zum FC Schalke. Von dort war der Weltmeister erst im vergangenen Sommer für rund 35 Millionen Euro gekommen. Beim VfL hat er einen Vertrag bis 2020.

"Von einer guten Saison zu sprechen, das können wir vergessen"

Bereits am Pfingstmontag fliegen Draxler und Schürrle erst einmal mit dem VfL nach China. Nur Ricardo Rodriguez (verletzt) und Luiz Gustavo (private Probleme) fehlen bei dem Trip - und sind wahrscheinlich auch in der kommenden Saison nicht mehr dabei. Dass sich viel verändern muss beim VfL, ist nach der verkorksten Saison zwangsläufig. Auf Pokalsieg und Vize-Meisterschaft folgte national der sportliche Absturz, die Niedersachsen beendeten die Spielzeit auf Rang acht. "Mit dem Potenzial dieser Mannschaft müssen wir besser abschneiden. Das ist ärgerlich", erklärte Manager Klaus Allofs. "Von einer guten Saison zu sprechen, das können wir vergessen. Da sind wir ganz klar enttäuscht", bilanzierte Draxler.

Auch auf der Torhüterposition deutet sich eine Veränderung an: Am Samstag stand erneut Koen Casteels im Wolfsburger Gehäuse. Der Belgier ist drauf und dran, den langjährigen Keeper und Kapitän Diego Benaglio abzulösen. "Wir sprechen über die Konstellation mit unseren Torhütern. Wenn Diego spielt, ist das gut. Wenn Koen spielt, ist das gut", sagte der Manager und ergänzte: "Der Trainer macht sich Gedanken darüber."

Als Zugang steht bislang der Stuttgarter Daniel Didavi fest, außerdem sollen übereinstimmenden Medienberichten zufolge Verhandlungen mit dem Kölner Mittelfeldtalent und U-21-Nationalspieler Yannick Gerhardt weiot fortgeschritten sein, von 12 bis 14 Millionen Euro Ablöse ist die Rede. Die größte Lücke ist jedoch in der Innenverteidigung gerissen. Naldos Nebenmann Dante hat den Kader in dieser Saison kaum verstärkt.

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