Wolfsburger 2:0-Sieg:Ruhe in der Stadt

Nach sieben Spielen ohne Sieg stimmt sich der VfL mit einem schmucklosen Erfolg gegen Ingolstadt auf das Champions-League-Achtelfinale ein. Die wichtigen Spiele kommen erst noch.

Von Javier Cáceres, Wolfsburg

Sollte die Theorie zutreffen, dass die Lage bei Volkswagen auf die fußballspielende Filiale namens VfL Wolfsburg abstrahlt, war am Samstag alles für eine grandiose Leistung des DFB-Pokalsiegers und Vizemeisters bereitet. "Volkswagen startet mit Absatzplus ins neue Jahr", jubelte die Wolfsburger Allgemeine. Unter qualitativen Gesichtspunkten hielt sich der fußballerische Vortrag der Werkself gegen den FC Ingolstadt dann zwar in eng gezogenen Grenzen. Für den VfL sprang aber immerhin der erste Sieg seit dem 6:0 gegen Werder Bremen vom 21. November heraus: Der FC Ingolstadt wurde schmuck- und emotionslos 2:0 (2:0) besiegt. Das dürfte zumindest ein wenig Ruhe in die Stadt bringen.

Wie garstig die Stimmung am Ufer des Mittellandkanals geworden ist, war in riesigen grünen Lettern auf weißem Grund zu lesen. "Reißt Euch endlich den Arsch auf", stand auf einem Banner, das in der Nordtribüne hing, der Heimat der Wolfsburger Fans. Ob man die dürftigen Leistungen, die der VfL in dieser Saison geboten hat, tatsächlich auf fehlendes Engagement herunterbrechen kann, ist zwar fraglich. Aber dass Manager Klaus Allofs in der Halbzeitpause beim Fernsehsender Sky konzedierte, dass "das manchmal so gewirkt hat", als ob die Einstellung nicht gestimmt habe, sprach Bände.

Auf der Bank sitzen Weltmeister Schürrle und Dante

Gleiches galt für die Aufstellung. Trainer Dieter Hecking reagierte auf die Krise (sieben Spiele in Serie ohne Sieg) mit einigen Umstellungen, die nur im Fall von Torwart Diego Benaglio (Blockade im Rippenbereich) und Josuha Guilavogui (Hüftbeugerzerrung) einen gesundheitlichen Hintergrund hatten. Auf der Bank mussten in Innenverteidiger Dante und Weltmeister André Schürrle zwei teure Einkäufe des Kalenderjahres 2015 Platz nehmen, ebenso Linksverteidiger Ricardo Rodríguez, der seit Wochen außer Form ist. Nicklas Bendtner, der gegen den FC Schalke (0:3) sogar von Anfang an hatte spielen dürfen, schaffte es nicht mal mehr in den Kader, obwohl der andere Mittelstürmer, Bas Dost, noch immer an den Folgen eines Mittelfußbruchs leidet.

VfL Wolfsburg v FC Ingolstadt - Bundesliga

Mal wieder gewonnen: Wolfsburg siegt erstmals seit sieben Partien - die Ingolstädter können sich darüber sichtlich nicht freuen.

(Foto: Martin Rose/Getty Images)

Gelungene Kombinationen waren dennoch lange Mangelware, Fehlpässe und Missverständnisse bis hin zu einem Einwurf, der beim Gegner landete, hingegen nicht. "Man hat gemerkt, dass die Unruhe da ist, in den ersten 20 Minuten haben wir uns leichteste Ballverluste geleistet", ärgerte sich Wolfsburgs Trainer Hecking, äußerte aber zugleich Verständnis: "Wenn man so lange nicht gewonnen hat, kann man nicht erwarten, dass alles wie aus einem Guss gelingt.

"Wir haben den Gegner durch Fehler stark gemacht", sagt Hasenhüttl

Für seine Wolfsburger sprach immerhin, dass sie vor dem Tor die lange vermisste Konsequenz zeigten. Zur 1:0-Führung wurde nämlich nach knapp einer halben Stunde die erste herausgespielte Chance der Partie überhaupt genutzt. Bis Julian Draxler eine von Daniel Caligiuri mit dem Außenrist geschlagene Flanke aus fünf Metern ins Netz drückte, hatte nur Wolfsburgs portugiesischer Publikumsliebling Vieirinha (6. Minute) mit einem direkt auf das von Ramazan Özcan gehütete Tor gezirkelten Freistoß für so etwas wie Gefahr sorgt.

"Es ist schade, dass wir den Gegner durch Fehler stark gemacht haben", sagte Ingolstadts Trainer Ralph Hasenhüttl. Verglichen mit der Führung war das 2:0 durch Dante-Ersatz Robin Knoche in seiner Entstehung von geringem ästhetischem Wert. Nach einem Gestochere im Ingolstädter Strafraum, das sich an einen Eckball anschloss, konnte der Wolfsburger Innenverteidiger einen von Özcan mühsam abgewehrten Ball aus drei Metern einschießen.

Die nächsten Spiele haben für den VfL wegweisenden Charakter

Schema & Statistik

Alle Daten und Fakten zum Spiel stehen hier.

Der Rest der Partie ist schnell erzählt: Die Ingolstädter entsprachen der Vorstellung, die man von einem Team haben muss, das in seinen Auswärtsspielen nur fünf Tore erzielt hat. Benaglio-Vertreter Koen Casteels verbrachte einen derart ruhigen Nachmittag, dass es an ein Wunder grenzte, wie wach er bei einem gefährlichen Kopfball von Marvin Matip (68.) sowie bei einem Freistoß von Pascal Groß (72.) war. Den Wolfsburgern fehlt die Sicherheit, um spielerische Akzente zu setzen. Trainer Hecking ("Wir haben den Negativlauf unterbrochen") wie auch Torschütze Draxler gaben sich genügsam: "Unterm Strich stehen die drei Punkte, die brauchten wir".

Möglicherweise aber war in den Wolfsburger Köpfen schon die kommende Woche präsent: Am Mittwoch bestreitet der Bundesligist (ohne den gesperrten Innenverteidiger Naldo) beim belgischen Meister KAA Gent das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League, in zwei Wochen ist der FC Bayern zu Gast und am nächsten Samstag reisen die Niedersachsen nach Berlin - dem Ort des letztjährigen Pokaltriumphs. Bei der Hertha muss der VfL seine europäischen Ambitionen für die kommende Saison bestätigen. "Wir wissen, dass es fußballerisch besser werden muss", sagte Hecking. Zu diesem Zweck folgen nun also zwei Spiele, die für den VfL wegweisenden Charakter haben.

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