Wolfsburger Niederlage gegen Neapel:Nur die Gäste können feiern

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  • Der VfL Wolfsburg steht vor dem Aus in der Europa League. Gegen den SSC Neapel verlieren die Niedersachsen 1:4.
  • Nur dem eingewechselten Bendtner gelingt im Viertelfinal-Hinspiel ein Tor für den VfL.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen der Europa League

Von Carsten Eberts, Wolfsburg

Heimelig war es zuletzt selten beim SSC Neapel, von daher wird es den Fußballtrainer Rafael Benitez gefreut haben, dass er seinen 55. Geburtstag fern der Heimat feiern dürfte. In Neapel wurde Benitez' Team vom Präsidenten unter Hausarrest gestellt. Niemand darf öffentlich reden oder auch sonst in irgendeiner Weise das Leben genießen - so schlecht waren einige der jüngsten Ergebnisse. Dann doch lieber einen Abend im Osten Niedersachsens an einer Wolfsburger Seitenlinie verbringen, wird sich Benitez gedacht haben.

Für Benitez wurde es tatsächlich ein schönes Geburtstagsfest, sehr zum Ärger des VfL Wolfsburg, der sich nach dem Viertelfinal-Hinspiel der Europa League als bereits annähernd ausgeschieden bezeichnen darf. Nach Toren von Gonzalo Higuaín (15.), Marek Hamsik (24., 64) und Manolo Gabbiadini (77.) siegte Neapel 4:1 (2:0), nur Nicklas Bendtner traf für Wolfsburg (80.). Der VfL benötigt im Rückspiel ein ausgewachsenes Fußballwunder.

Dabei wurde das Duell zuvor bereits als vorgezogenes Finale bezeichnet. Wer sich in diesem Viertelfinale in zwei Spielen durchsetzen würde, dürfte endgültig als Favorit auf den Titelgewinn gehandelt werden. Doch den Wolfsburgern gelang lediglich der bessere Auftakt: In der zehnten Minute brachte Kevin De Bruyne den Ball gefährlich in die Mitte, wo Neapels Albiol schneller mit dem klärenden Fuß zur Stelle war als Bas Dost. Ein guter Anfang, dem nur wenig folgen sollte.

Danach spielten nur noch die Italiener. Genauer gesagt, sie warteten ab - und konterten kühl bis ans Herz. Bei einem schnellen Vorstoß Neapels über die linke Seite hastete Naldo überstürzt an die Seitenlinie. In der Mitte verlor Robin Knoche den Argentinier Higuaín völlig aus den Augen, der trocken einschoss - bei der Ballannahme jedoch gewinnbringend den Oberarm einsetzte (15.). Der Treffer zählte, auf den Tribünen wurde es plötzlich sehr laut. Die Italiener hatten sich überraschend zahlreich mit Tickets in den Wolfsburger Fanblöcken eingedeckt.

Der VfL reagierte angefasst, und ließ Neapel weiter gewähren. Neun Minuten später fast das gleiche Bild: Erneut ein Konter der Italiener, diesmal über Links, wieder stimmte die Zuordnung in der Viererkette gar nicht. Zwischen Vieirinha und Naldo fand so Hamsik seinen Platz und schob ähnlich souverän ein wie zuvor Higuaín - nur ohne Oberarmhilfe (24.). Wolfsburg drohte die Partie früh zu entgleiten.

De Bruyne erwischt einen irdischen Tag

Erst kurz vor der Pause zeigte der Bundesliga-Zweite, wie er sich zu wehren gedachte. André Schürrle zog aus der Distanz ab und malträtierte die Latte (45.), wer jedoch auf das Startsignal für eine stürmische zweite Hälfte hoffte, wurde enttäuscht. Wolfsburg mühte sich, nach vorne zu spielen, Trainer Hecking brachte sehr zeitig in Bendtner einen frischen Stürmer. Viel Gefahr ergab sich daraus nicht, insbesondere weil De Bruyne, Wolfsburgs Wunderjunge, nach vielen außerirdischen Tagen einen sehr irdischen erwischte.

So galt es nur noch, das Ergebnis erträglich zu gestalten, um im Rückspiel nicht allzu chancenlos dazustehen. Es kam noch schlimmer. Ein Fehlpass von Josuha Guilavogui leitete den nächsten verhängnisvollen Konter ein. Hamsik schob locker ein (64.), wenig später köpfelte der eingewechselte Gabbiadini gar den vierten Treffer (77.). Durch die Arena hallten "Napoli, Napoli"-Sprechchöre. Bendtners Ehrentreffer (80.) wird den Wolfsburgern im Rückspiel auch nicht mehr viel nutzen.

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