Jüngste WM-Torjäger:Bubis auf der großen Bühne

Kylian Mbappé begeistert mit Dynamik und Toren, er gehört zu den jüngsten WM-Torschützen der Geschichte. Andere waren noch früher erfolgreich - doch nicht bei jedem folgte eine Weltkarriere.

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Kylian Mbappé

World Cup - Round of 16 - France vs Argentina

Quelle: REUTERS

Im französichen Team ist Kylian Mbappé mit seinen rasanten Sprints und trickreichen Dribblings der Mann, der für Spektakel und bewundernde Blicke steht. Der Stürmer von Paris Saint-Germain spielt in Russland seine erste Weltmeisterschaft, im zweiten Gruppenspiel gegen Peru schoss er sein erstes Tor. Zu diesem Zeitpunkt ist er 19 Jahre und 183 Tage alt. Das macht ihn zwar zum jüngsten französischen Torschützen der WM-Geschichte, doch im internationalen Vergleich liegen noch zehn Angreifer vor ihm. Sie alle waren bei ihren WM-Toren noch jünger.

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Tostão

Jul 15 1966 World Cup Football Hungary beat Brazil 3 1 Photo Shows Tostao Brazil scores Braz; Tostao

Quelle: imago/ZUMA Press/Keystone

Pelé sagte einst über Tostão: "Ich brauchte nur ein Spiel und wusste, dass dieser hochbegabte Junge wie ein Zwillingsbruder zur mir passen würde. Wenn ich den Ball führe, weiß er, wohin er laufen muss. Er ahnt förmlich meine Gedanken." Bei seinem WM-Debüt 1966 musste Tostão (im Bild Nummer 20) aber ohne die zielvorgebenden Pässe des verletzten Pelé auskommen, den Weg zum Tor fand er dennoch. Mit 19 Jahren und 171 Tagen gelang ihm gegen Ungarn das 1:1. Tostão war ein trickreicher Angreifer, der in seiner Zeit bei der Seleção 32 Tore in 54 Spielen schoss. In der Qualifikation für die WM 1970 gelangen ihm zehn Treffer, einer mehr als Gerd Müller. Mit seinem Spezi Pelé holte er sich später auch den Titel, obwohl seine Teilnahme wegen einer Netzhautablösung bis kurz vor Turnierbeginn fraglich gewesen war.

In der Saison 1972/73 zwangen ihn gesundheitliche Probleme letztlich dazu, seine Laufbahn zu beenden, weil er zu erblinden drohte. Nach dem Fußball studierte Tostão Medizin, praktizierte als Arzt, gab seinen Beruf aber auf, weil er fand, dass "der Mensch im brasilianischen Gesundheitswesen nichts, aber auch gar nicht zählt". Danach kehrte er zum Fußball zurück, als Journalist und Fernsehexperte.

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Martin Hoffmann

Martin Hoffmann

Quelle: imago sportfotodienst

Martin Hoffmann ist der Traum aller Chronisten, zumindest jener, die sich mit der Geschichte des Fußballs in der DDR beschäftigen. Der ehemalige Linksaußen ist ein seltener Zeitzeuge, weil er die drei großen Momente des DDR-Fußballs mitgestaltet hat. Im Mai 1974 gewann er mit dem 1. FC Magdeburg den Europapokal der Pokalsieger gegen den AC Mailand. Wenige Monate später war Hoffmann am Kunststück beteiligt, die scheinbar übermächtigen Widersacher aus der BRD bei der WM zu schlagen. Noch vor dem prestigeträchtigen 1:0 im letzten Gruppenspiel hatte Hoffmann sein erstes WM-Tor im Duell gegen Chile (1:1) geschossen (mit 19 Jahren und 88 Tagen).

1976 gewann der 1,68 Meter große Außenstürmer mit der DDR die Goldmedaille beim olympischen Fußballturnier, im Finale schoss er ein Tor. Nach seiner Spielerkarriere wurde Hoffmann Trainer. Dabei blieb er - bis auf ein halbjähriges Intermezzo 1996 beim Parchimer FC - dem 1. FC Magdeburg treu. 2013 endete sein Engagement dort als U19-Trainer.

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Divock Origi

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Quelle: AFP

So eine WM ist für Talent-Scouts eine feine Sache. Sie müssen nicht in verschiedene Länder fliegen, um sich mögliche Verpflichtungen genauer anzuschauen. Bei einer WM versammeln sich die aufregendsten jungen Spieler in einem Land und warten nur darauf, entdeckt zu werden. So geschehen bei Divock Origi und dem FC Liverpool. Die Talentspäher der Reds kamen 2014 nach Südafrika und sahen, wie Origi im Alter von 19 Jahren und 65 Tagen sein erstes WM-Tor beim 1:0-Sieg gegen Russland erzielte. Der Stürmer spielte in allen fünf Partien der belgischen Nationalmannschaft auf ihrem Weg ins Viertelfinale.

Liverpool überwies nach dem Turnier zehn Millionen Pfund an den OSC Lille, parkte Origi aber noch eine Saison in Lille. Ab 2015 streifte er sich dann tatsächlich das Liverpool-Trikot über, doch richtig durchsetzen konnte er sich an der Anfield Road nicht. Im Sommer 2017 schloss er sich leihweise dem VfL Wolfsburg an.

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Julian Green

Julian Green

Quelle: AP

Julian Green spielt mittlerweile bei Greuther Fürth. Dazu muss gesagt sein: Beim Zweitligisten Greuther Fürth zu spielen, ist wahrlich keine Schande; aber der Karriere von Green schien lange ein anderer, hochklassiger Weg vorbestimmt zu sein. Im Januar 2014 unterschrieb der 18-jährige Jugendspieler seinen Profivertrag beim FC Bayern, er trainierte unter Pep Guardiola und wurde am Ende der Saison von Jürgen Klinsmann ins Aufgebot der US-Nationalmannschaft berufen.

Mit 19 Jahren und 25 Tagen schoss er im Achtelfinale ein sehenswertes Volley-Tor zum 1:2 gegen Belgien, sein erstes WM-Tor. Der Stürmer bekam den Namen "German Wunderkind" verpasst. Doch seine Karriere wollte danach nicht richtig zünden. Nach Stationen in Hamburg und Stuttgart landete er in Fürth. Für die US-Elf läuft er noch auf.

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Lionel Messi

Group C Argentina v Serbia & Montenegro - World Cup 2006; Lionel Messi 2006 gegen Serbien

Quelle: Laurence Griffiths/Getty Images

2006 war Lionel Messi, Spitzname "La Pulga" (der Floh), wirklich noch ein kleiner im Weltfußball. Beim Turnier in Deutschland saß er im ersten Gruppenspiel der Argentinier gegen die Elfenbeinküste die komplette Spielzeit auf der Bank. Im zweiten Vorrundenduell gegen Serbien-Montenegro durfte er beim Stand von 3:0 dann in der 74. Minute ran. Vier Minuten später hatte der Linksfuß seine erste Vorbereitung auf dem Konto, in der 88. Minute dann sein erstes WM-Tor. 18 Jahre und 357 Tage ist Messi da jung. Der stille Dribbelkünstler legt in den folgenden Jahren eine Weltkarriere hin, gewinnt mit seinem Klub FC Barcelona alles, was es zu gewinnen gibt. Nur mit der Albiceleste wird Messi nie glücklich. Am nächsten kommt er einem Titel noch 2014, scheitert im Finale aber an der deutschen Mannschaft. Zwischen seinem ersten WM-Treffer und seinem vielleicht letzten Spiel für Argentinien liegen 4397 Tage.

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Dmitri Sytschow

Riadh Bouazizi of Tunisia; Dmitri Sytschow

Quelle: Getty Images

Dass aus frühen Toren keine großen Karrieren werden müssen, zeigt sich an Dmitri Sytschow. Der in der ehemaligen Sowjetunion geborene Stürmer galt schon in Jugendjahren als Connaisseur gepflegter Ballbehandlung und mischte die Teams mit seiner Anwesenheit auf. Bei der WM 2002 war er bei trostlosen Auftritten der Russen ein Lichtblick. In der letzten Vorrunden-Partie gegen Belgien schoss er mit 18 Jahren und 231 Tagen ein Tor für Russland, das Team verlor aber trotzdem 2:3 und schied aus. Wieder zurück im Heimatklub Spartak Moskau, forderte Sytschow zusammen mit seinem Vater und einem Berater gleich mal mehr Geld, was der Klubbesitzer allerdings nicht mitmachte.

Direkt nach seiner Durchbruchs-WM trat der Jugendliche auf der Fußballbühne gar nicht mehr auf. Er streikte, unterschrieb dann gleich wieder bei mehreren Klubs, wurde gesperrt und tauchte schließlich bei Olympique Marseille wieder auf. Allerdings hielt die gute Stimmung dort auch nur ein Jahr, Sytschow blieb ein schwieriger Charakter. Größter Erfolg: Russlands Spieler des Jahres 2004.

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Nicolae Kovacs

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Quelle: Quelle: Wikimedia Commons

In der Zeit, in der Nicolae Kovacs Fußball spielte, war eine WM noch ein Turnier überschaubaren Ausmaßes: Der 1911 in Rumänien geborene Angreifer spielte von 1929 bis 1938 für sein Heimatland und traf 1930 bei der WM in Uruguay lediglich auf zwölf konkurrierende Mannschaften. Peru war eine davon, in der Vorrunde trafen beide Teams aufeinander, Kovacs sorgte beim 3:1-Auftaktsieg für den Schlusstreffer - mit damals 18 Jahren und 197 Tagen. Es war eine rüde Partie, sein Kollege Adalbert Steiner brach sich nach einem Foul das Bein. 1941 trat Kovacs noch für ein Spiel für die ungarische Auswahl an, ab 1946 trainierte er diverse rumänische Mannschaften.

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Michael Owen

Michael Owen; Michael Owen

Quelle: Getty Images

Nicht nur ein Versprechen für die Zukunft blieb Michael Owen: Mit 18 Jahren und 190 Tagen schoss er bei der WM 1998 den Ausgleich im zweiten Gruppenspiel gegen Rumänien, nur sechs Minuten brauchte er dafür nach seiner Einwechselung. Die Partie ging trotzdem noch verloren, aber Owen - damals schon beim FC Liverpool und gerade Torschützenkönig der Premier League - schaffte damit seinen internationalen Durchbruch, schon im nächsten Spiel stand er in der Startelf. Die WM endete für England im Achtelfinale, aber Owen wurde zum immer stärker beachteten englischen Stürmer, auch in der Folgesaison schoss in der Premier League niemand mehr Tore als er. Bei seinem 100. Pflichtspieltreffer für Liverpool war er gerade mal 22 Jahre alt.

Bei Real Madrid wollte er seine Karriere ab 2004 auf ein neues Level heben, doch die Konkurrenz dort war mit Brasiliens Ronaldo und dem Spanier Raúl enorm. Schon nach einem Jahr kehrte Owen nach England zurück - diesmal zu Newcastle United. Zahlreiche Verletzungen prägten seine Jahre als Profifußballer, 2011 kam er mit ManUnited zu seinem einzigen Meistertitel. Mit 40 Toren in 89 Länderspielen liegt er in der ewigen Torschützenliste der Engländer auf Rang fünf.

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Manuel Rosas

Strafraumszene aus dem ersten WM Finale 1930 Uruguay dunkle Hosen schlägt Argentinien 4 2 hier; Manuel Rosas

Quelle: imago/Colorsport

In irgendeiner Schublade schlummert sie vielleicht: Die Liste der jüngsten Eigentor-Torschützen bei einer WM. Noch vor seinem ersten WM-Treffer trug sich der Mexikaner Manuel Rosas Sánchez nämlich in jene ein, 1930 im Gruppenspiel gegen Chile trug er zur 0:3-Pleite seines Teams bei. Drei Tage später hatte er sich rehabilitiert, als er gegen Argentinien das 1:3 per Elfmeter erzielte - mit 18 Jahren und 93 Tagen. Er schoss auch das 2:5, doch die Partie ging schließlich mit 3:6 verloren. Mexiko wurde Gruppenletzter, es war die letzte WM für Rosas, in den Geschichtsbüchern steht er bis heute: Sein Elfmeter gegen Argentinien war der erste einer WM - genau wie das Eigentor.

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Pelé

Fußball-WM 1958

Quelle: dpa

Über allem schwebt natürlich: Pelé. Der brasilianische Superstürmer kam mit 17 Jahren und 238 Tagen zu seinem ersten WM-Treffer, er erlöste damit sein Team gegen Wales im Viertelfinale beim 1:0-Erfolg. Im Halbfinale gegen Frankreich schoss er gleich nochmal drei Tore, im Finale gegen Schweden zwei - es war seine WM. Und es sollten noch zwei weitere WM-Titel folgen. Dabei hatte er 1966 schon entschlossen, an keiner WM mehr teilzunehmen, weil ihn die Verteidiger dieses Planeten nur noch mit unfairen Mitteln zu stoppen versuchten und davon reichlich Gebrauch machten. Als er 1969 für den FC Santos seinen 100. Treffer erzielte, läuteten in Brasilien zahlreiche Kirchenglocken, die Post widmete ihm eine eigene Briefmarke. Mit 77 Treffern in 92 Spielen für Brasilien ist seine Torgefahr bis heute in den Statistiken verewigt.

© SZ.de/ska/tbr/jbe
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