WM-Tagebuch "Blog do Brasil":Vision zwischen Bier und Popkorn

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Brasilien gegen Deutschland, eine Vision im Museum für Naive Kunst in Rio de Janeiro. (Foto: Museum für Naive Kunst, Rio de Janeiro)

In einem kleinen brasilianischen Museum in Rio de Janeiro hängt eine Vision: "Heute Brasil x Alemanha" steht auf dem Bild - doch das Gemälde stammt von 2006. Nun wird der Traum endlich Wirklichkeit.

Von Michaela Metz, Rio de Janeiro

Samstagvormittag im Zentrum von Rio de Janeiro. Eine Menschenschlange windet sich um den prunkvollen neoklassizistischen Bau des Centro Cultural Banco do Brasil (CCBB). Seit Ende Mai wird hier die Arbeit von Salvador Dalí gezeigt. Auf einem meterhohen Porträt sieht Dalí dem Besucher mit Spitzbart und Surrealistenblick entgegen.

Gleich daneben führt eine kleine Querstraße hinein ins alte Rio de Janeiro mit kolonialen Häusern, schmalen Gassen und kleinen Restaurants, wo die Cariocas samstags Feijoada essen. In einer dieser kleinen Straßen, versteckt hinter dem Prunk des CCBB befindet sich das Kulturzentrum der Post.

Fast läuft man daran vorbei, so unscheinbar ist sein Eingang. Hier gibt es keine Schlange. Ein uralter ratternder Aufzug mit Messinggitter bringt die Besucher hinauf in den dritten Stock, wo anlässlich der Fußballweltmeisterschaft die Ausstellung "A Bola da Vez!" mit Bildern aus dem Museum für Naive Kunst Brasiliens gezeigt werden.

Eines der Bilder ist eine Vision. Es erscheint wie eine Vorschau auf einen der spannendsten Tage dieses Jahres. Auf den kommenden Dienstag, wenn Deutschland und Brasilien in Belo Horizonte um den Einzug ins Finale spielen.

"Heute Brasil x Alemanha" steht auf einer Tafel im Bild. Die Deutschlandflagge weht neben dem Banner Brasiliens. Fliegende Händler verkaufen Bier und Popkorn im farbigen Getümmel auf dem Platz vor dem Stadion. Es ist ein Blick ins Herz Brasiliens, das der Künstler Orlando Fuzinelli zur WM 2006 in Deutschland geschaffen hat. Doch das Stadion in seinem Bild ist nicht das Mineirão in Belo Horizonte. "Allianz Arena" hat Fuzinelli mit weißen Lettern auf die Fassade gemalt.

Kurzerhand hat er die Münchner Arena in die brasilianische Fußballtraumwelt hineingebeamt. Damals endete seine Vision von einem Match der Brasilianer gegen Deutschland mit der Niederlage gegen Frankreich im Viertelfinale. Doch an diesem Dienstag wird sie wahr.

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