WM-Tagebuch "Blog do Brasil":Neymars Hose auf Halbmast

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Neymar nach dem Kamerun-Spiel.

(Foto: AFP)

Neymar verzückt die Brasilianer nicht nur mit seinen Toren - sondern auch mit seiner tiefsitzenden Hose. Nicht nur die Fans, auch der Markenbeauftragte der Fifa schreit auf. Was SZ-Reporter bei der WM erleben.

Von Konstantin Kaip, Rio de Janeiro

Beim Spiel gegen Kamerun am Montag hat Neymar viel gezeigt - nicht nur sein Talent und seinen enormen Wert für die brasilianische Nationalmannschaft. Der 22-Jährige, der durch seine beiden Treffer im letzten Gruppenspiel mit vier Toren neben Messi aktuell bester WM-Schütze ist, stellte auch seine Unterhose vor den Augen der Welt zur Schau.

Schon beim Gang aus der Kabine zur zweiten Halbzeit ließ er seine weiße Sporthose wie ein Rap-Star so tief hängen, dass der Reporter von SporTV von einem "Schtripitschisi" sprach. Die Szene wiederholte sich als der Mann des Abends nach dem Trikotwechsel klatschend von den Fans verabschiedete: Seine Hose hing dabei auf Halbmast und gab den Blick auf die enganliegende mit dem Motiv der Nationalflagge bedruckte Sunga frei, wie körperbetonte Badehosen in Brasilien heißen.

Das hat nicht nur seine junge weibliche Fangemeinde zum Kreischen gebracht, sondern auch die Markenbeauftragten der Fifa. Denn erstens dürfen auf den Bildern aus dem Stadion nur die Marken zur Geltung kommen, die zu den offiziellen Sponsoren der WM gehören. Und zweitens hat sich Neymar bereits in der vergangenen Champion's League-Saison eine Verwarnung der Uefa eingehandelt, als er in einer ähnlichen Aktion bei einem Barcelona-Spiel freimütig eine Short der brasilianischen Marke Lupo zur Schau stellte, bei der er seit 2011 unter Vertrag steht. Die patriotische Unterhose vom Montag, das hat die Zeitschrift Veja nun herausgefunden, stammt allerdings vom Luxus-Bademodenlabel Blueman aus Rio de Janeiro.

Eine gezielte Marketing-Aktion, die ein Verstoß gegen die Fifa-Regularien wäre, verneint die Marke jedoch. Die Zurschaustellung "war zu 100 Prozent unerwartet", zitiert das Blatt die Blueman-Sprecherin Maria Dória. Das Label habe jedem Spieler der brasilianischen Nationalmannschaft eine beflaggte Unterhose als "Glücksbringer" geschenkt, auf Anregung der Kreativdirektorin Sharon Azulay, die einen Freund mit "Zugang zum Team" habe.

Beim Konkurrenten Lupo dürfte die Aktion wenig Gefallen gefunden haben. Schließlich hat deren Markenbotschafter Neymar gerade erst im März eine Kollektion mit "Glücksbringerunterwäsche" beworben, auf der auch die brasilianische Flagge zu sehen ist. Sein Striptease am Montag aber hat dem Konkurrenten Blueman Glück gebracht: Die Verkäufe des Modells seien nach dem Spiel gestiegen, zitiert Veja die Markensprecherin. Die hohe Nachfrage werde allerdings den Preis des Patriotenslips nicht in die Höhe treiben, versprach Dória. Die von Neymar berühmt gemachte Badehose soll weiterhin "nur" 191 Reais kosten - zirka 63 Euro.

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