Wenn man von Belo Horizonte mit dem Auto in Richtung der alten Kolonialstadt Ouro Preto fährt, taucht plötzlich rechter Hand ein ganz eigenartiger Ort auf. Das Schallplattenmueum Jeca Tatu von Leornardo Ruggio.
Auf dem Platz direkt an der Schnellstraße stehen zwei zerschlissene gelbe Schulbusse und ein kleines verwinkeltes Holzhaus, mehr eine große Hütte. Einer der Schulbusse ist jetzt eine Bibliothek, im Fond des anderen lächelt mir Mona Lisa entgegen. Es ist ein surrealistischer Ort, die bunt zusammengewürfelte Retrospektive eines Brasiliens der fünfziger bis achtziger Jahre.
Wie Reliquien hängen überall an den Wänden und an der Decke Schallplatten, alte Plattencover, Trompeten, Gitarren und ein Saxophon. Im Raum verteilt stehen hölzerne Kinositze, Uralttelefone, Schreibmaschinen und Kassettenrekorder. Ein antiquierter Plattenspieler spielt brasilianische Klassiker. Ein weiterer Schulbus, der mit dem Haus schon verwachsen zu sein scheint, ist jetzt ein Kino.
Ursprünglich war das Museum Jeca Tatu ein einfacher Kiosk an der Schnellstraße, der sich durch Leonardo Ruggios besessene Sammelleidenschaft immer mehr in ein Museum verwandelte.
Leonardo stürmt zur Begrüßung auf uns zu und lädt uns gleich zum Mittagessen ein. Ich probiere dicken süßen Maissaft, Maniokkuchen und Pasteten, gefüllt mit Fleisch und Bananenblättern. Leonardo rezitiert währenddessen Gedichte. Auf kleinen verknitterten Zettelchen hat er seine Verse notiert. Dann folgt ein wunderschönes Gedicht des brasilianischen Dichters Joachim Machado de Assis. Lieber Leonardo, danke dafür!