WM-Tagebuch "Blog do Brasil":Goethe ist überall

Ein Bücherregal in Salvador (Foto: Michaela Metz)

Heine, Hölderlin - und Goethes Faust. Anhand der Bibliothek ist nicht zu erkennen, dass man in Salvador da Bahia weilt. Zum Glück gibt es noch die Sirenen, die Böller, die Trommeln. Was SZ-Reporter bei der WM erleben.

Von Michaela Metz, Salvador da Bahia

Salvador da Bahia! Die afrikanischste aller Städte in Brasilien! Ich denke an Capoeira, Candomblé und die Trommeln der Banda Olodum. Hier herrscht ganz zweifellos die afrobrasilianische Kultur! Nichts ahnend beziehe ich mein Zimmer im Hause von Senhor Pietro - Stadtteil Ribeira, der schon bessere Tage gesehen hat - und werfe neugierig einen Blick auf seine erstaunlich gut sortierte Bibliothek.

Ist das zu fassen? Reinste europäische Kultur springt mir hier entgegen! Ein Libretto des Rosenkavaliers, Verdis Aida, Wagners Meistersinger, Tristan und Isolde, Das Rheingold. Thomas Manns Buddenbrooks, der Zauberberg, Heine, Hölderlin und - Goethes Faust! Zu allem Überfluss steht im Nebenraum ein Flügel aus dem Jahre 1880. Aus Wien. Johann Strauß (der Jüngere) und Johannes Brahms haben schon auf ihm gespielt...

Doch zum Glück höre ich von meinem Zimmer aus noch bis spätnachts den unbändigen Lärm dieser Stadt. Böller. Sirenen. Trommeln. Kindergeschrei. Außerdem entfernte Open-Air-Musik von zwei verschiedenen Konzerten, deren Beat ich im Bauch spüren kann. Wildes Kreischen und Singen einer Menschenmenge. Ja, ich bin in Salvador! Aber diese Stadt ist eben so viel mehr als nur das.

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