WM-Tagebuch "Blog do Brasil":Herr Bonn aus Trininad & Tobago

Fußball-WM, Deutsche Nationalmannschaft, WM-Blog

Nicht nur auf den Fanmeilen hat die deutsche Nationalmannschaft Bewunderer.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Er trägt das deutsche Trikot im Pressezentrum: Unter den Journalisten der WM in Brasilien ist auch ein Mann aus Trinidad und Tobago, der vor allem über die DFB-Elf berichtet - seitdem er weiß, dass er wie die ehemalige Hauptstadt der Bundesrepublik heißt. Was SZ-Reporter bei der WM erleben.

Von Boris Herrmann, Porto Alegre

Da sitzt ein Mann im Deutschland-Trikot. Und er sieht glücklich aus. Das wundert schon deshalb, weil es, dem großen Achtelfinal-Murren nach zu urteilen, eigentlich keine Deutschland-Fans mehr geben kann. Schon gar keine glücklichen. Es wundert aber zusätzlich, weil dieser gut gelaunte Deutschland-Fan im Medienzentrum eines WM-Stadions sitzt und gerade in seine Tasten hackt. Er trägt die Rückennummer 00. Darüber, wo sonst Götze oder Özil steht, steht bei diesem Trikot der Name: BONN.

Bonn, mit dieser Ortsmarke haben früher immer die Nachrichten in der "Tagesschau" begonnen. Der Journalist Donstan Bonn kennt die Tagesschau nicht, er war noch nie in Deutschland. Er stammt aus Trinidad & Tobago und berichtet von dieser WM für die Zeitung Trinidad Express. Er sagt, er versuche, so gut es eben gehe, objektiv zu sein. Aber so richtig gut geht es leider nicht. Denn Herr Bonn ist glühender Fan der deutschen Nationalmannschaft. Er sagt: "Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr endlich unseren vierten Titel holen."

Mertesacker? Wie einst Briegel und Förster!

Wenn der Trinidad Express das ZDF wäre, hätte Per Mertesacker nach dem Algerien-Spiel vermutlich kein Motz-Interview geben müssen. Der WM-Berichterstatter des Trinidad Express hält Mertesacker nämlich weiterhin für einen tadellosen Defensivkünstler, der in bester Tradition von Karlheinz Förster und Hans-Peter Briegel stehe. Briegel, der in seiner Heimat auch als die "Walz aus der Pfalz" bekannt ist, wird in Trinidad & Tobago übrigens unter dem Namen "The German Wall" verehrt. Sagt Bonn.

Seit 1974, damals war er zehn Jahre alt, verfolgt Bonn den Werdegang der DFB-Auswahl. Seit ihm seine Mutter erzählte, dass er wie die Hauptstadt von West-Germany heißt. Der Name verpflichtet, findet Herr Bonn. Das muss natürlich nicht zwingend bedeuten, dass Paris Hilton im Viertelfinale Frankreich unterstützt. Und ob Rio Reiser für Brasilien wäre, wenn er noch lebte, weiß nur der Julimond. Donstan Bonn steht jedenfalls tapfer zu Löw, auch jetzt noch, da die German Wall nicht mehr da ist (weder die eine noch die andere) und er eigentlich Donstan Berlin heißen müsste.

Wenn Bonn Löw einen Tipp geben dürfte, dann diesen: Klose muss spielen. Klose braucht nämlich noch ein Tor, denn: "Er kann es schaffen, der zweite Spieler der Geschichte zu werden, der in vier aufeinanderfolgenden Weltmeisterschaften jeweils zwei Tore oder mehr erzielte. Die Ironie ist, der andere ist auch ein Deutscher." Wer mehr über Uwe Seeler erfahren will, muss den Trinidad Express lesen.

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