WM-Tagebuch "Blog do Brasil":Am Ende tanzen alle in den Gängen

Inmitten vieler Brasilianer das Deutschland-Spiel zu gucken, kann ziemlich aufregend sein. Vor allem wenn einer portugiesische Großeltern hat. Was SZ-Reporter bei der WM erleben.

Von Michaela Metz, Salvador

Stadion Fonte Nova, Salvador. Deutschland spielt gegen Portugal. Ich sitze hinter dem Tor, ziemlich weit oben. Um mich herum sind hauptsächlich Brasilianer. Gleich oberhalb grüßt auf einer großen Fahne Berlin-Kreuzberg. Die Deutschen werden bald schlappmachen bei der Hitze heute, sagt der Typ neben mir. Er ist Brasilianer, hat aber portugiesische Großeltern. 1:0! Ich jubele! Die Deutschen spielen einfach viel besser, sagt er und jubelt gemeinsam mit mir. Beim zweiten Tor auch noch.

Doch inzwischen steht es 3:0, das ist dann doch zu viel für die portugiesische Seele. Der deutsche Fanblock neben uns tobt. Ich brauche jetzt erst mal ein Bier, sagt er - verschwindet und kommt mit drei leeren Bechern zurück.

Die Portugiesen sind ja nur zum Stockfischessen nach Brasilien gekommen, klagt er jetzt und spielt damit auf die Ladung Fisch an, die die Mannschaft extra einfliegen ließ.

4:0! Ich springe vom Sitz, "Tschuldigung" rufe ich ihm zu und jubele. Da springt er auch auf und reißt die Arme hoch. Sie ist Deutsche, erklärt er den Brasilianern vor mir. "Alemanha", rufen jetzt auch sie.

"Ein Tor darf Portugal aber schießen, oder?", fragt er mich. Klar! Aber das muss dann schnell gehen, sage ich. Wir schauen auf die Uhr: 88. Minute. Da! Freistoß für Portugal. Uuuuuuh! Wieder daneben.

Doch am Ende tanzen Deutsche, Brasilianer und Portugiesen in den Gängen. Gemeinsam singen sie: "A Fonte Nova é nossa- uuhuu aaaahhaaaa! A Fonte Nova é nossa- uuhuu aaahaaa!"

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