WM-Sprint der Männer:Weltmeister Fourcade lässt schwache Deutsche hinter sich

Erster Sprint bei der Biathlon-WM: Der Franzose Martin Fourcade liefert ein eindrucksvolles Rennen und gewinnt souverän vor dem Norweger Emil Hegle Svendsen. Die Deutschen laufen hinterher, schießen schlecht - und wissen selbst nicht, woran es liegt.

Carsten Eberts, Ruhpolding

Im Grunde war nach wenigen Minuten klar, dass es mit einem deutschen Männer-Sieg an diesem WM-Tag nichts werden würde. Die ersten Zwischenzeiten trudelten ein, von Andreas Birnbacher und Arnd Peiffer, den beiden größten Goldhoffnungen. Was der Computer ausspuckte, war ernüchternd: Birnbacher lag bereits 19 Sekunden zurück, Peiffer auch schon zwölf. Die Referenzzeit lieferte der Franzose Martin Fourcade. Nach gerade einmal zwei Kilometern.

WM-Sprint der Männer: Eindrucksvoller Sprint-Weltmeister: Martin Fourcade.

Eindrucksvoller Sprint-Weltmeister: Martin Fourcade.

(Foto: AFP)

Fourcade war an diesem Tag tatsächlich nicht zu schlagen. Er lieferte kein perfektes Rennen, verschoss zweimal, verteilte seine beiden Fehler hübsch auf Liegend- und Stehendschießen. Fourcades Laufzeit war jedoch außerordentlich - und so kam er am Ende mit 15,1 Sekunden vor dem Zweiten Emil Hegle Svendsen ins Ziel.

"Das war der beste Tag meines Lebens", jubelte Fourcade, "obwohl es nicht so leicht war, heute bei diesem Publikum zu schießen." Das war halb als Lob für die Ruhpoldinger zu verstehen, halb jedoch auch als Kritik. Auf Platz drei eine kleine Überraschung: der Schwede Carl Johan Bergman (17,7 Sekunden zurück), der nach einem guten Saisonstart merklich abgetaucht war.

Und die Deutschen? Die hatten sich ihren WM-Start anders vorgestellt. Schon in der Mixed-Staffel hatte das letzte Schießen von Peiffer die Goldmedaille gekostet. Im Sprint lief es sogar noch schlechter: Bester Deutscher wurde der zuvor so starke Birnbacher - auf einem ernüchternden 16. Platz.

"Ich war auf der Loipe sehr kaputt, vor allem vor dem zweiten Schießen", erklärte Birnbacher. Das Stehendschießen - er schoss zweimal daneben - vermasselte ihm eine bessere Platzierung. Simon Schempp lief auf Platz 19 ein, Michael Greis auf Rang 26, Peiffer gar auf Platz 37. Für die morgige Verfolgung ist dies bereits eine kräftige Hypothek.

Viele Favoriten, nicht nur Fourcade und Birnbacher, hatten an diesem warmen Samstagnachmittag unerwartete Schießprobleme, als hätte sich die kräftige Sonne direkt auf die Konzentration der Schützen geschlagen: Auch Svendsen, der Norweger, leistete sich zwei Fehler, seine Landsleute Ole Einar Björndalen und Tarjei Bö sogar drei. Bald war klar: Wer heute null Fehler schießen und halbwegs passabel über die Runde kommen wird, ist automatisch vorne mit dabei.

So gelangten einige Außenseiter, die sonst selten etwas mit der Medaillenvergabe zu tun haben, auf die vorderen Rängen: Der Italiener Markus Windisch etwa. Oder Daniel Mesotitsch von den arg gebeutelten Österreichern. Beide blieben fehlerlos, Windisch wurde am Ende Achter, Mesotitsch raste mit 27 Sekunden Rückstand als Vierter nur knapp am Podest vorbei.

Birnbacher ist ratlos

Die Deutschen haben ihre erste Einzelmedaille der WM deutlich verpasst. Birnbacher haderte vor allem mit seinem zweiten Schießen. In der Mixed-Staffel hatte er noch geschossen wie eine alte, antike Wanduhr, die laut vor sich hintickt: "Tock, tock, tock" hämmerte er seine zehn Schüsse ins Ziel. Diesmal zeigte auch er Nerven. "Ich weiß nicht, woran es lag. Ich bin völlig von meinem Konzept abgekommen", sagte er.

Die Stimmung der Tausenden auf der Ruhpoldinger Wand war merklich gedrückt. Auch bei Peiffer: "Die Strecke war heute deutlich tiefer", sagte er: "Ich habe konstant verloren und weiß selbst nicht genau wo." Dann das ernüchternde Fazit: "Heute hat einfach nicht viel zusammengepasst. Das muss ich erst mal verdauen."

Mit am besten machte es noch der junge Simon Schempp: Der 23-Jährige schoss zwei Fehler und kam als passabler 19. ins Ziel. Und klagte gar: "Die zwei Fehler im Stehendschießen waren eindeutig zu viel. Heute war einiges mehr drin." Seine Nominierung für den Sprint hatte Schempp trotzdem gerechtfertigt.

Weltmeister sein sei toll, hatte der Sieger Fourcade noch kurz vor der WM erzählt - sein Ziel sei, auch bei der WM in Ruhpolding wieder einen Titel mitzunehmen. Das hat er nun bereits nach dem ersten Einzelstart geschafft. "Mein erster Sieg in Deutschland, darauf bin ich sehr stolz", jubelte er.

Auf dem Sofa im Zielbereich, wo die Führenden Platz nehmen, warf Martin Fourcade noch eine Kusshand in die Kamera. Und hatte die Gewissheit: Es geht bei dieser WM sogar noch besser.

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