WM-Quali in Südamerika:Null Stars, null Tore

Willian, Lucas, Daniel Alves

Hauptsache schnell verschwinden: Lucas Lima, Willian und Dani Alves in Chile.

(Foto: AP)
  • Fehlstart in die WM-Quali: Brasilien und Argentinien rangieren torlos am Tabellenende.
  • Beide Großmächte mussten ohne ihre Weltklasse-Stürmer auskommen.
  • Nur Uruguay zeigt, wie es auch ohne die vermeintlich besten Spieler geht.

Von Thomas Hummel

Brasilien und Argentinien sind eigentlich große Fußballnationen. Doch beide haben gerade große Schwierigkeiten, sich von einzelnen Spielern zu emanzipieren. Zum Auftakt der Qualifikation für die WM 2018 in Russland fehlte bei Brasilien Neymar, der noch eine Sperre nach seinen Ausfällen bei der Copa América absitzt. Und bei Argentinien fehlte der verletzte Lionel Messi. Beide Großmächte Südamerikas verloren und erzielten nicht ein Tor.

0:2 in Chile - die erste Auftaktniederlage in einer WM-Quali für Brasilien überhaupt. Das Drama der Seleção geht damit in die nächste Runde. Der historischen Demütigung im Halbfinale der Heim-WM gegen Deutschland folgte ein 0:3 im Spiel um Platz drei gegen Holland. Bei der Copa im Juni dann das Aus im Viertelfinale gegen Paraguay. Wie am Donnerstagabend Ortszeit in Santiago de Chile ist allen Niederlagen gemein, dass die Mannschaft ohne Neymar auskommen musste.

Der Stürmer des FC Barcelona hatte bei der Copa América nach der Vorrunden-Niederlage gegen Kolumbien die Nerven verloren, eine Rangelei angezettelt und den Schiedsrichter wüst beschimpft. Nun ist er immer noch gesperrt und seine Kollegen verharrten auch in Chile in ihrer Mittelmäßigkeit. Selbst der beim FC Bayern so imposante Douglas Costa war kaum zu sehen, die wenigen Chancen der Brasilianer hielt Chiles Torwart Claudio Bravo sicher.

"Es fehlte ein Ball, der mal ins Tor ging", klagte Brasiliens Trainer Carlos Dunga. Die Chilenen waren im Angriff indes wesentlich gefährlicher. Schon vor dem 1:0 durch den Hoffenheimer Eduardo Vargas (72.) hatten die Gastgeber im kühlen Éstadio Nacional große Chancen, trafen zweimal den Pfosten. Als Alexis Sánchez den letzten Konter zum 2:0 abschloss, bebte das Gemäuer.

Die Chilenen hatten an gleicher Stelle im Juni das Finale der Copa América gegen Argentinien gewonnen und nun den anderen großen Rivalen besiegt. "Das wird uns Respekt einbringen in der Welt, das müssen wir nun ausnutzen", sagte Trainer Jorge Sampaoli.

Trost fanden die Brasilianer nur in dem Umstand, dass auch der große Rivale Argentinien seinen Start in die WM-Quali verpatzte. Zum ersten Mal seit 22 Jahren verlor die Mannschaft im Éstadio Monumental in Buenos Aires, 0:2 gegen den krassen Außenseiter Ecuador. Doch während die Brasilianer für sich in Anspruch nehmen konnten, bei den starken Chilenen wenigstens das Spiel halbwegs ausgeglichen gestaltet zu haben, zeigten die Argentinier ein ganz schwaches Spiel.

Agüero wird verletzt vom Platz getragen

Zwar wiesen die Statistiker am Ende 70 Prozent Ballbesitz für die Gastgeber aus, "Ecuador war uns aber dennoch in allen Belangen überlegen. Es gibt viel zu besprechen", sagte Argentiniens Trainer Gerardo Martino. Ohne Messi ging in der Offensive wenig. Als Stürmer Sergio Agüero, der zuletzt für Manchester City fünf Tore in 20 Minuten erzielt hatte, nach 20 Minuten mit einer Muskelverletzung vom Platz getragen wurde, fast nichts mehr.

Bei Ecuador hingegen wirbelten die pfeilschnellen Antonio Valencia (Manchester United), Jefferson Montero (Swansea City), Miller Bolanos (CS Emelec) und Felipe Caicedo (Espanyol Barcelona) den Favoriten bisweilen derart durcheinander, dass "wir völlig aus dem Konzept geraten sind", wie Argentinies Routinier Javier Mascherano feststellte. Das Sportblatt Olé titelte entsprechend: "Ecuaterror". Die Treffer von Frickson Erazo (81.) und Felipe Caicedo (82.) binnen 60 Sekunden fielen folgerichtig und waren hochverdient.

Und so steht nach dem ersten Spieltag der südamerikanischen WM-Qualifikation eine wohl nie dagewesene Tabelle. Mit Argentinien und Brasilien auf den letzten Plätzen.

Wie man den Ausfall seiner vermeintlich besten Spieler kompensiert, zeigte hingegen Uruguay. Das kleine Land muss auf seine Weltklasse-Stürmer Luis Suárez (FC Barcelona) und Edinson Cavani (Paris Saint-Germain) verzichten. Beide sind gesperrt, Suárez wegen seiner Bissattacke bei der WM in Brasilien, Cavani wegen einer Tätlichkeit bei der Copa América (was insgesamt einiges aussagt über die Disziplin der sogenannten Superstars in Südamerika, wenn sie zu ihren Nationalmannschaften kommen). Dennoch gewann Uruguay zum ersten Mal in der 113-jährigen Verbandsgeschichte im 3650 Meter hoch gelegenen La Paz. Beim 2:0 (1:0) erzielten Martin Cáceres (9.) und Diego Godín (68.) die Tore. Beides Verteidiger.

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