Frauen-WM 2011: Vorrunde:Schweden tanzt zum Gruppensieg

Gelb-blaue Überraschung zum Abschluss der Vorrunde: Schwedens Fußballfrauen besiegen den WM-Favoriten USA mit 2:1 und ziehen als Gruppenerster ins Viertelfinale ein. Ein unglückliches 1:2 bedeutet das Aus für Norwegen - Australien kommt weiter. Auch Brasilien siegt, obwohl Spielmacherin Marta verfolgt wird.

Kanzlerin Angela Merkel und die deutschen Nationalspielerinnen auf der Tribüne wirkten beeindruckt: Waren das wirklich die großen Favoritinnen aus den USA, die dort verloren? Schwedens Frauen schafften zum Abschluss der WM-Vorrunde eine Überraschung und sicherten sich durch einen 2:1 (2:0)-Sieg in Wolfsburg den Sieg in Gruppe C.

Frauen-WM 2011 - Schweden - USA

Tanzend zum Erfolg: Schwedens Fußballerinnen stehen im Viertelfinale der WM - Gegner dort: Australien.

(Foto: dpa)

Die Skandinavierinnen feierten im dritten Spiel den dritten Sieg und treffen nun am Sonntag im Viertelfinale in Augsburg auf Australien. Die USA müssen in der Runde der letzten Acht in Dresden gegen Brasilien antreten. Vor 23.468 Zuschauern in der Wolfsburger Arena profitierten die Schwedinnen von der unglückseligen Amy Le Peilibet. Die Abwehrspielerin verschuldete vor der Pause beide Gegentore. Vor dem 0:1 grätschte sie grob gegen Lotta Schelin im Strafraum und erhielt die gelbe Karte (14.). Den fälligen Strafstoß verwandelte Lisa Dahlqvist sicher.

Beim 0:2 (35.) fälschte sie einen Freistoß von Nilla Fischer unhaltbar für US-Keeperin Hope Solo ins eigene Netz ab. Abby Wambach (67.) erzielte mit ihrem ersten Turniertor den 1:2-Anschlusstreffer. Sollte Schweden sein Viertelfinale gegen Australien am Sonntag gewinnen, würde die Mannschaft von Thomas Dennerby im Halbfinale auf das deutsche Team treffen - falls auch die DFB-Elf ihr Viertelfinale gegen Japan am Samstag gewinnt.

Bundestrainerin Silvia Neid und die deutschen Spielerinnen, die vor dem Match mit der Bundeskanzlerin zu Abend gegessen hatten, erhielten bei ihrem Besuch einen Eindruck vom Tempo-Fußball der Skandinavierinnen, die im vierten Anlauf endlich ihren ersten Sieg gegen die US-Girls bei einer WM feierten.

Beide Mannschaften gingen von Beginn ein enorm hohes Tempo an und trugen zu einem der besseren Spiele der WM bei. Vor allem die USA knüpften zunächst an die guten Leistungen aus den beiden siegreichen Partien gegen Nordkorea (2:0) und Kolumbien (3:0) an und machten viel Druck.

Zunächst scheiterte Lauren Cheney mit einem Schuss aus kurzer Distanz, dann vergab Torjägerin Wambach per Drehschuss. Schweden ließ sich jedoch nicht beeindrucken und suchte seinerseits die Offensive. Stürmerin Lotta Schelin war nach einem langen Abschlag frei durch, doch US-Keeperin Hope Solo konnte gerade noch abwehren. Die Abwehr der USA zeigte ungewohnte Schwächen und bescherte den laufstarken Schwedinnen immer wieder gute Chancen.

US-Trainerin Pia Sundhage, gebürtige Schwedin und immer noch Rekordtorschützin ihres Landes, beobachtete den Spielverlauf mit ärgerlicher Miene vom Seitenrand. Im zweiten Durchgang begannen die US-Girls erneut druckvoll und drängten auf den Anschluss, doch der letzte Pass war oft ungenau, viele Abspielfehler störten den Rhythmus.

Mit Standardsituationen sorgte der Weltranglistenerste jedoch weiter für Gefahr. Bei einem 20-Meter-Schuss von Carli Lloyd (62.) hatte Torhüterin Hedvig Lindahl große Mühe. Nach dem 1:2 durch Wambach mussten die Schweden, die stets auf Konter lauerten, bis zum Schluss zittern. Bei den US-Amerikanerinnen gehörten Wambach und Cheney zu den besten Spielerinnen, bei den Schwedinnen überzeugten die Angreiferinnen Schelin und Dahlqvist.

Weit weniger aufregend verlief das letzte Vorrundenspiel der Gruppe C in Bochum: Nordkorea und Kolumbien trennten sich 0:0. Für die als Geheimfavoriten gehandelten Nordkoreaner war das Ergebnis eine weitere Enttäuschung. Genau wie die Kolumbianerinnen scheiden die Asiatinnen torlos aus dem Turnier aus.

Norwegen scheitert - Marta wird verfolgt

Es war nicht mehr lange zu spielen in dieser entscheidenden Partie zwischen Australien und den favorisierten Norwegerinnen, da flog ein Freistoß der Skandinavierinnen ans Kreuzeck des australischen Tores - und sprang wieder ins Feld. 1:1 hatte es zu diesem Zeitpunkt gestanden, ein Ergebnis, das den glücklichen Fußballerinnen aus "Down Under" zum Weiterkommen reichte. Für Gegner Norwegen hätte es schon ein Sieg sein müssen, um doch noch das Viertelfinale zu erreichen. Am Ende hieß es in dieser spannenden Begegnung in Leverkusen 2:1 (0:0) für Australien - die Frauen aus dem hohen Norden sind damit raus aus dem Turnier. "Das Ergebnis ist hart für uns", sagte eine enttäuschte Trainerin Eli Landsem mit trauriger Miene. "Denn damit haben wir auch die Olympia-Qualifikation verspielt."

Norway's Thorsnes tries to score against Australia's goalkeeper Barbieri during their Women's World Cup Group D soccer match in Leverkusen

Elise Thorsnes (Mitte) versucht einen Kopfball gegen die australische Defensive - ihr gelang an diesem Tag der einzige Treffer der Norwegerinnen.

(Foto: REUTERS)

Die Australierinnen dagegen zogen mit sechs Punkten an der Seite von Brasilien ins Viertelfinale ein. Die Seleção gewann zum Abschluss der Gruppe D in Frankfurt 3:0 (0:0) gegen Äquatorialguinea, schaffte trotz einer nur mäßigen Leistung den dritten Sieg im dritten Spiel und blieb in der Vorrunde ohne Gegentor.

Die als Mitfavorit gehandelten Norwegerinnen verpassten bei ihrer sechsten WM-Teilnahme erstmals die Runde der letzten Acht. Kyah Simon (57. und 87.) erzielte beide Tore für Australien, das zum zweiten Mal das Viertelfinale erreichte. Norwegen war durch Elise Thorsnes (56.) zunächst in Führung gegangen. Vor 18.474 Zuschauern hatten die sonst so selbstbewussten Norwegerinnen nervös begonnen und sich zahlreiche Ballverluste geleistet - für sie zählte in diesem engen Spiel nur ein Sieg. In der ersten Halbzeit hielten sich die gelungenen Offensivszenen auf beiden Seiten in Grenzen - bloß nicht verlieren, das war vor allem den Australierinnen anzumerken.

Nach der Pause kam Norwegen dann zur verdienten Führung: Nach einem Missverständnis schnappte sich Thorsnes den Ball und schob aus fünf Metern ins leere Tor ein. Zwei australische Abwehrspielerinnen hatten sich mit ihrer Torhüterin nicht einigen können, Norwegen lag vorne und schien auf dem Weg ins Viertelfinale.

Die Freude währte allerdings nur kurz. Im Gegenzug vertändelte Trine Rønning im eigenen Strafraum den Ball gegen Lisa De Vanna, die Simon bediente - es stand 1:1. Norwegen reagierte geschockt und ließ den Gegner machen, als hätte man sich bereits aufgegeben - bis zu jenem Moment, als der Ball an den Querbalken klatschte und die Skandinavierinnen ihre letzte Chancen vergeben hatten. Drei Minuten vor dem Ende besiegelte wieder Kyah Simon das endgültige Ende des norwegischen WM-Traumes. Australiens Fußballerinnen drehten anschließend mit ihrer Flagge eine Ehrenrunde nach der anderen und feierten ihren Erfolg, ihr Trainer gab mit breiter Brust Interviews. "Ich bin sehr stolz auf meine Spielerinnen", sagte Tom Sermanni.

In Frankfurt erzielten unterdessen vor 35.859 Zuschauern Erika (49.) und Cristiane (54., 90.+3/Foulelfmeter) die Tore für den Olympia-Zweiten Brasilien, der sich dennoch steigern muss, um im Viertelfinale bestehen zu können. Beide Teams ließen über weite Strecken spielerisches Niveau vermissen, auch Deutschlands Vorzeige-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus hatte einen eher durchschnittlichen Tag.

Während die Polizeibeamtin beim Spiel zwischen den USA und Nordkorea (2:0) über weite Strecken fehlerfrei agiert hatte, zeigte die 32-Jährigen am Mittwoch einige Unsicherheiten. Die Brasilianerinnen erreichten souverän und ohne Punktverlust die nächste Runde - wer Weltmeister werden möchte, wird es früher oder später noch mit den Südamerikanerinnen zu tun bekommen.

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