WM-Massenstart der Frauen:Neuner geht volles Risiko, Berger gewinnt

Es wurde nichts mit einer finalen Goldmedaille: Nach einer wilden Einlage beim letzten Schießen kommt Magdalena Neuner abgeschlagen ins Ziel - es gewinnt erneut die Norwegerin Tora Berger. Ein gutes Ergebnis gelingt indes Tina Bachmann.

Carsten Eberts, Ruhpolding

Die Kameras begleiteten Magdalena Neuner auf dem Weg in die Arena, in den Minuten vor dem Start, in den Sekunden vor dem Start, sogar dann, als der Startschuss fiel. Es war Neuners letztes WM-Rennen überhaupt, bevor sie demnächst ihre Karriere beendet - und jeder sehnte sich nach dieser wunderbaren Geschichte zum Abschluss: Dass sie, Magdalena Neuner, noch einmal Gold holen würde.

WM-Massenstart der Frauen: Sechs Fehler sind zu viel für eine Medaille. Magdalena Neuner enttäuscht im letzten WM-Rennen ihrer Karriere.

Sechs Fehler sind zu viel für eine Medaille. Magdalena Neuner enttäuscht im letzten WM-Rennen ihrer Karriere.

(Foto: AFP)

"Aufhören, wenn es am Schönsten ist", hatte Neuner stets gesagt - dies klappte nun ausgerechnet bei ihrem letzten WM-Auftritt nicht. Sie absolvierte kein einziges Schießen fehlerfrei, musste beim letzten Anschlag sogar dreimal in die Strafrunde und kam schließlich mit über einer Minute Rückstand auf Platz elf ins Ziel. Es gewann die Norwegerin Tora Berger vor Marie Laure Brunet und Kaisa Mäkäräinen. Beste Deutsche war Tina Bachmann auf Platz vier.

"Die Staffel war ein anstrengendes Rennen, da habe ich mich verausgabt", sagte Neuner gleich nach dem Rennen: "Beim Schießen war es heute immer ein Fehler zu viel. Und am Ende war es dann richtig daneben."

Das Rennen begann erwartbar, die laufstarken Athletinnen wetzten den ersten Anstieg hinauf - Darja Domratschewa vor Tora Berger und Magdalena Neuner. Dann das erste Schießen: Neuner vergab gleich den ersten Schuss, traf anschließend jedoch sicher, ging nach ihrer Strafrunde mit 20 Sekunden Rückstand auf die fehlerfreie Berger zurück auf die Strecke.

Ganz vorne in der Spitzengruppe hielt sich indes Teamkollegin Tina Bachmann, zunächst nur bis zur Anfahrt zum zweiten Schießen. Die Norwegerin Synnoeve Somedal war in der abschüssigen Kurve zu Fall gekommen, riss einige Starterinnen mit zu Boden, darunter auch Bachmann. Beim zweiten Schießen blieb wiederum Berger fehlerfrei. Die drei Deutschen (Neuner, Henkel, Bachmann) leisteten sich je einen Fehler.

Vor allem Neuners Schießleistungen waren zuletzt ja enttäuschend gewesen: Sechs Fehler im Einzelrennen vom Mittwoch, sieben gar in der Staffel am Samstag, als ihre Teamkolleginnen die Missgeschicke ihrer Frontfrau noch ausbügeln konnten. Würde sie heute in ähnliche Dimensionen vorstoßen?

Berger spurtet acht Sekunden heraus

Zunächst blieb Neuner immerhin konstant: Je ein Fehler bei den ersten drei Schießen genügten jedoch, um sie alsbald auf die hinteren Ränge zu spülen. Vorne schossen besonders zwei Konkurrentinnen stark: Marie Laure Brunet und tatsächlich Kaisa Mäkäräinen, die im Weltcup so famose Finnin, an der diese WM bislang völlig vorbeigelaufen war.

Das letzte Rennen dieser WM in Ruhpolding entschied sich beim finalen Schießen. Brunet und Mäkäräinen schossen je einen Fehler, Magdalena Neuner ging unter Zeitdruck volles Risiko - und leistete sich drei Fehler. Von hinten stürmte die Norwegerin Berger am Führungsduo vorbei und ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen. Auf der Schlussrunde spurtete sie acht Sekunden Vorsprung auf Brunet heraus, Dritte wurde Mäkäräinen.

Tina Bachmann wurde sehr gute Vierte, hatte jedoch bereits schon über 40 Sekunden Rückstand. Über den Sturz wollte sie gar nicht lamentieren: "Wenn ich den letzten Schuss nicht verschossen hätte, wäre ich auch so um eine Medaille mitgelaufen." Andrea Henkel kam auf Platz 13 ins Ziel.

Von den Zuschauern im Stadion wurde Neuner trotzdem noch gebührend verabschiedet, mit viel Applaus und roten Rosen. Wenn auch nicht mehr vor ganz großer Kulisse: Nach ihrem letzten Schießen setzte eine kleine Völkerwanderung in Richtung Parkplätze ein - die Enttäuschung über das verpatzte Finale war eben doch groß.

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