WM 2010: Mario Gomez:Bloß kein Urlaub!

Mario Gomez hat die WM mehr als Tourist erlebt denn als Spieler. Um beim FC Bayern ein ähnliches Schicksal zu vermeiden, möchte er Louis van Gaal eine Freude machen und topfit nach München zurückkehren. Gomez weiß: Ihm bleibt wenig Zeit.

Christof Kneer

Louis van Gaal hat ein etwas ambivalentes Verhältnis zu dieser WM. Er ist einerseits der Meinung, dass dieses Turnier viele geglückte Momente ausdrücklich IHM zu verdanken hat, weil Spieler wie Robben, van Bommel, Schweinsteiger, Lahm, Klose und Müller natürlich nur so gut sind, weil sie alles von IHM gelernt haben.

WM 2010 - Deutschland - Spanien

Auf dem Weg zum größten deutschen Sturmrätsel: Mario Gomez.

(Foto: dpa)

Andererseits mag er diese WM doch nicht so sehr, weil dieses unverschämte Turnier es wagt, sich IHM zu widersetzen. Dieses Turnier enthält ihm die Spieler vor, sie dürfen erst einen lästigen Urlaub antreten, bevor sie wieder beim besten Trainer der Welt das beste Training der Welt genießen dürfen. Louis van Gaal muss sie dann erst wieder aufpäppeln.

Einfach nicht warm

Mario Gomez hat sich fest vorgenommen, van Gaal eine Freude zu bereiten. Das ist ihm nicht oft gelungen in der vergangenen Saison, dabei hat er wirklich eine Menge versucht. Er hat es zum Beispiel mit Toren probiert, gleich zu Beginn der Spielzeit, aber sein Trainer war dafür ebenso wenig empfänglich wie für die Phase, in der es Gomez mit keinen Toren probierte. Sein Trainer wurde einfach nicht warm mit ihm.

Nun will Gomez ihn überraschen, indem er nicht wie ein Urlauber aus dem Urlaub zurückkehrt. Er wird nur ein paar Tage frei machen nach der WM und sich dann mit einem Fitnesscoach in Frühform bringen. Gomez hat keine Zeit zu verschenken, er kennt ja seine Konkurrenten im Sturm. Der erste ist Miroslav Klose, er kämpft bei der WM um den goldenen Schuh. Der zweite ist Thomas Müller, der mutmaßlich beste Nachwuchsspieler dieses Turniers. Und der dritte ist der Kroate Ivica Olic, der sich im WM-Sommer erholen konnte und monströs fit sein wird.

Überragende, fulminante Szenen

Was Gomez dagegen halten kann, sind bisher: 56 WM-Minuten, verteilt auf die Spiele gegen Australien, Serbien, England, Spanien. Kein Tor. Keine Torvorlage. Keine erinnerungswürdige Szene.

Gomez ist auf einem solidem Weg, Klose als größtes deutsches Sturmrätsel abzulösen. Kloses Geheimnis ist ja inzwischen enttarnt, er macht sich einen Spaß daraus, zwischen den Turnieren zu verschwinden, um bei den Turnieren zum besten Stürmer der Welt zu werden. Aber Gomez?

Er war mal auf dem Weg, der beste Stürmer der Welt zu werden, aber dann ist er irgendwie aus der Karriere gefallen. Wenn man davon ausgeht, dass man sich Gomez' überragende, fulminante, explosive Szenen im Trikot des VfB Stuttgart nicht nur eingebildet hat, dann darf man sich fragen, wohin die Fähigkeit zu überragenden, fulminanten, explosiven Szenen verschwunden ist.

Schlechter Einwechselspieler

Gomez hofft noch aufs Spiel um Platz drei, aber er ahnt längst, dass dies das zweite Turnier hintereinander sein wird, das er als Geschlagener verlässt. Er habe exzellent trainiert, versichern alle im Stab, selbst Gomez weiß nicht, warum die Transformation auf den Rasen nicht gelingt. Er hat sich eingeredet, ein schlechter Einwechselspieler zu sein, und er bestätigt sich seine Theorie immer aufs Neue. Er versucht immer, das Schicksal in zehn Spielminuten zu drehen, er verkrampft, verliert seine Ruhe.

Ein Jahr hat er sich noch gegeben bei Bayern, wenn er es nicht schafft, muss er neu planen. Er braucht einen Klub, der ihn zu überragenden, fulminanten, explosiven Szenen motiviert.

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