WM 2010 in Südafrika:Pfusch am Bau

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Acht Tabellen-Zweite aus neun Europa-Gruppen tragen die Entscheidungsspiele um die letzten vier Startplätze aus. Die Architekten der Südafrika-WM handeln eher politisch und weniger sportlich.

Klaus Hoeltzenbein

Als da wären: Schweden, Griechenland, Slowenien, Russland, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Frankreich, Irland, Norwegen. Wo das Problem ist? Es sind neun Länder, nicht acht. Ein Land ist also zu viel, denn nur acht Tabellen-Zweite aus den neun Europa-Gruppen der Qualifikation für die WM 2010 können im November die Entscheidungsspiele um die letzten vier Startplätze austragen. Schon allein dies zeigt, dass es offenbar sehr kompliziert ist, so ein Weltmeisterschaft zusammen zu bauen. Und je komplizierter es wird, desto schwerer ist der gesamte Bauvorgang von außen zu durchschauen.

Dabei wäre alles - wenn es gewollt wäre - ganz einfach. Wenn, wie in jedem transparenten Verfahren, der Modus vor Start der Qualifikation festgelegt worden wäre. Und da gäbe es eigentlich nur zwei sportlich-faire Möglichkeiten: eine offene Auslosung, oder: Von acht Verbliebenen werden die besten vier gesetzt. Basta. Bis heute aber ist offiziell nur bekannt, dass - um von neun auf acht Zweite zu kommen - der tabellarisch Schwächste (derzeit Norwegen) von vornherein ausscheidet. Aber dann?

Spätestens jetzt, nachdem das Exekutiv-Komitee des Fußball-Weltverbandes Fifa eingestanden hat, es könne (oder wolle?) sich auf der Sitzung am 29.September in Rio noch immer nicht auf einen Auslosungs-Modus festlegen, dürfte auch dem Letzten klar sein, dass die Architekten der Südafrika-WM eher politisch und weniger sportlich handeln. Schließlich sind zurzeit einige erhoffte Attraktionen des Turniers akut in Gefahr: Den Werbe-Ikonen Messi (Argentinien/Ausrüster: adidas) und Ronaldo (Portugal/Ausrüster:Nike) droht das vorzeitige Scheitern, und falls die deutsche Elf am 10. Oktober in Moskau verliert, wäre Russland direkt dabei, die DFB-Elf müsste die Risiko-Relegation bestreiten.

Was aber weiß Wolfgang Niersbach? Der DFB-Generalsekretär erklärte beruhigend, aufgrund von Setzlisten - deren Mixtur als eine Art Fifa-Betriebsgeheimnis gilt - warte im Ernstfall der Relegation nicht Frankreich oder Kroatien; vielmehr dürfe Bundestrainer Löw auf Griechenland oder Bosnien-Herzegowina (samt Heimrecht fürs wichtige Rückspiel) hoffen. Entwarnung also wohl auch am Firmensitz in Herzogenaurach, ein dramatisches K.o-Duell der europäischen Kernmärkte - adidas-France gegen adidas-Deutschland - scheint ausgeschlossen zu sein. Was aber sagt die Konkurrenz von Nike dazu?

Es bedarf keiner großen prophetischen Gabe, um zu vermuten, dass sich die Fifa-Exekutive noch überfordert sah, über all die finalen Verteilungskämpfe schon im September in Rio zu richten. Im Oktober wird ja noch gespielt, in Moskau und auch anderswo. Da ist das Risiko hoch, mit einer Prognose falsch zu liegen.

© SZ vom 24.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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