WM 2010: Deutscher Auftakt:Löws Botschaft an die Kritiker

Natürlich sagt das beeindruckende 4:0 gegen Australien nur wenig über den weiteren Turnierverlauf aus. Doch es verdeutlicht zugleich: Joachim Löws grundsätzliche Personalentscheidungen sind richtig.

Klaus Hoeltzenbein

Steht die Fußball-Welt jetzt unter Schock? Sind Konkurrenten, die sich was ausgerechnet haben in Südafrika, zurück in ihre Quartiere geeilt, um die Koffer zu packen und die sofortige Abreise einzuleiten? Ist den Deutschen, wenn nicht schon der Titel, so doch zumindest die Finalteilnahme fest versprochen, nach der eindrucksvollsten Kombinationsflut des ersten WM-Wochenendes?

Gemach, alle die bleiben und weiter an sich glauben, haben ja auch diese Australier ackern gesehen. Jene Breitschultern, von denen man behaupten könnte, sie hätten defensiv im Stil von Möbelpackern ("Her mit dem Klose!") zugepackt. Was aber so manchen Möbelpacker zu einer Beleidigungsklage mit Aussicht auf Erfolg veranlassen könnte.

Geschenkt, Rugby können sie besser. Und so hat dieses Auftaktspiel aus deutscher Perspektive wenig über die Qualität der Konkurrenz insgesamt ausgesagt. Es hat auch kaum Hinweise auf den Turnierverlauf geliefert, es hat nur eine wichtige, beruhigende Botschaft enthalten. Nach innen, für Bundestrainer Löw und seinen Stab: Die Planung stimmt, die Kalkulation ist auf den Tag genau aufgegangen.

Chance für einen neuen Weg

Diese Mannschaft ist jung, aber nicht nur fit und damit turnierreif, sondern auch durch und durch clever komponiert. Zentrale Personalien wurden zum Start bestätigt: Es war richtig, dem Stürmer Klose seine Verdienste der Vergangenheit hoch anzurechnen, ihm die Chance zu geben, einen Weg ins Turnier zu finden - sein Kopfballtor war erster Dank. Es war richtig, mit Podolski zu arbeiten, was die Frage aufwirft, was der 1. FC Köln eine Saison lang mit ihm getrieben hat.

Es war aber auch richtig, nicht allzu tief in Erinnerungen zu schwelgen und sich Ex-Darsteller wie Frings oder Kuranyi von einer im Frühsommer höchst nervösen Medienöffentlichkeit zurück ins Team befehlen zu lassen. Selbst dann nicht, als mit Ballacks Verletzung die sportliche Staatskrise ausgebrochen zu sein schien. Denn darin, dass jetzt eine dominierende, aber auch vereinnahmende Figur fehlt, liegt die Chance für einen neuen Weg.

Die DFB-Elf ist kaum weiter als ein Formel-1-Team, welches das Training dominiert und feststellt: Ein Rädchen greift ins andere, das Paket, mit dem gar Möbelpacker aus dem Weg geräumt werden konnten, stimmt. Das Rennen kann kommen.

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