WM 2010: Debatte um Vuvuzelas:Jetzt mal ganz ruhig

Während in Südafrika Ohrstöpsel zum Verkaufsschlager werden, wollen TV-Sender die Vuvuzelas bei Fernsehübertragungen per Computerfilter zum Verstummen bringen.

Simon Feldmer

Dass es auf dem Globus einige Menschen gibt, denen das laute Brummen der Vuvuzelas auf die Nerven geht, ist spätestens seit dem Eröffnungsspiel der WM klar. Schnell wurde der Lärm auch für die mittelmäßige fußballerische Qualität der Spiele verantwortlich gemacht. Und so ist es kein Wunder, dass mittlerweile mehr als 250000 Menschen der Facebook-Seite "A Vuvuzela Free Worldcup 2010" beigetreten sind.

Wer am Mittwochnachmittag jedoch den Sieg des Schweizer Teams über die Favoriten aus Spanien gesehen hat, könnte das erste Mal seit WM-Start andere Geräusche im Ohr gehabt haben: Schweizer Kuhglocken. Denn beim Bezahlsender Sky lief am Mittwochnachmittag der On-Air-Test für den Vuvuzela-freien WM-Genuss. Das Abendspiel der Gastgeber aus Südafrika gegen Uruguay wurde dann schon mit "einer neuen Tonoption" angeboten, "über die der Zuschauer die Spiele mit spürbar reduziertem Klang der Kunststofftrompeten verfolgen kann", wie Sky stolz vermeldet. Der Filter habe bereits zu positiven Rückmeldungen im eigenen Call-Center geführt, berichtet ein Unternehmenssprecher.

Der kriselnde Bezahl-TV-Anbieter Sky, der in der Vergangenheit ein ums andere Mal enttäuschende Abonnenten- und Umsatzzahlen vorgelegt hat, kann Rückenwind brauchen. Ganz besonders bei der WM, die auch komplett bei den frei empfangbaren Sendern zu sehen ist. Ob die Erfindung seines Produktionspartners Plazamedia dem Pay-TV-Kanal neue Zuschauer bringt, darf bezweifelt werden. Denn selbst technikscheue Fußballfans können die Vuvuzela-Dröhnung einfach eliminieren. Anleitungen dafür finden sich im Internet. Das Werkzeug: Eine gängige Musiksoftware wie Logic oder Garage Band und ein Kabel, um den Fernseher an den Computer anzustöpseln. Auch an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Universität in Aachen haben zwei Informatiker bereits eine neue Software mit dem Namen "Vuvuzela Lautlos" entwickelt.

Auch der ARD ist am Donnerstag etwas eingefallen. Ein neuer "Vuvuzela-reduzierter Tonkanal" wurde installiert. Voraussetzung für den Empfang ist allerdings ein digitaler Kabel- oder Satelliten-Receiver. Damit biete man den Zuschauern die Wahl, die Nebengeräusche nahezu stumm zu schalten oder die Stadionatmosphäre zu erhalten, heißt es bei der ARD. Beim ZDF will man auch den Ton während der Übertragung des Deutschland-Spiels am Freitag gegen Serbien wieder mit "speziellen Geräuschfiltern" bearbeiten. Sicherheitshalber sind ARD- und ZDF-Kommentatoren zudem mit sogenannten Lippenmikrofonen ausgestattet, die Nebengeräusche begrenzen sollen. Simon Feldmer

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