Wladimir Klitschko besiegt Mormeck:Mit schönen Grüßen an David Haye

Wladimir Klitschko schlägt den schwachen Franzosen Jean-Marc Mormeck in der vierten Runde nieder. Bei seinem 50. K.-o.-Sieg seiner Karriere muss der Schwergewichts-Weltmeister nur einen Schlag einstecken. Und weil immer noch brauchbare und gut zu vermarktende Gegner für die Klitschkos fehlen, kommt wieder der Brite David Haye als Gegner ins Gespräch.

Jürgen Schmieder, Düsseldorf

Kai Ebel ist nun wahrlich nicht bekannt dafür, besonders kritische oder besonders kecke Fragen zu stellen, dafür fühlt der Box-Reporter des Fernsehsenders RTL sich in seiner Rolle als Interview-Maskottchen viel zu wohl. Am Samstagabend allerdings, nach dem Kampf zwischen Wladimir Klitschko und Jean-Marc Mormeck, da stellte Ebel eine wunderbare Frage.

"Ganz ehrlich", leitet Ebel ein, "was war denn nun anstrengender: Der Kampf oder das Aufwärmen mit Trainer Emanuel Stewart?" Wladimir Klitschko guckte ein wenig verdutzt, dann erklärte er, dass er seinen Gegner keinesfalls habe unterschätzen wollen. Ebel nickte, auch wenn er keine Antwort auf seine Frage bekommen hatte.

Klitschko hat seinen Gegner in der vierten Runde durch Niederschlag besiegt, es war der 50. K.-o.-Sieg im 60. Kampf als Preisboxer. Er bleibt damit Weltmeister im Schwergewicht der Verbände WBA, WBO und IBF, dazu besitzt er den Gürtel des unabhängigen Ring Magazine als bester Schwergewichtler.

Es war wohl diesem Jubiläum geschuldet, dass die 50.000 Zuschauer in der Arena in Düsseldorf nicht heftiger gegen diesen Kampf und sein Ende protestierten, sie feierten Klitschko nicht wegen seiner Leistung an diesem Abend gegen einen viel zu schwachen Gegner, sie feierten ihn für sein Lebenswerk.

"Ich bin froh, meinen 50. Knockout geschafft zu haben", sagte Wladmir noch im Ring. Später auf der Pressekonferenz sagte er: "Ich habe mich präzise vorbereitet und mit Stewart eine Strategie erarbeitet. Das haben wir umgesetzt - und am Ende war ich einfach zu schnell und zu kräftig für meinen Gegner."

Mehr Ringen als Boxen

Mormeck war ein harmloser Gegner - er war nicht nach Düsseldorf gekommen, um zu boxen. Es erinnerte vielmehr an Ringen, was der 39 Jahre alte Franzose veranstaltete. Er rangelte, er schubste, er hielt, vor allem aber duckte er sich einfach weg in der Hoffnung, dass Wladimir Klitschkos Arme nicht lang genug sind, um derart weit nach unten schlagen zu können.

Klitschkos Arme waren jedoch lang genug, er dominierte den Kampf wie gewohnt mit seiner linken Führhand und ließ immer wieder den rechten wuchtigen Cross folgen. Vor allem aber zeigte Klitschko auch einige Kombinationen, einige schöne linke Haken und rechte Aufwärtshaken.

Am Ende musste der 35 Jahre alte Ukrainer seinen Gegner nur einige Male ordentlich treffen, dann war der Kampf vorbei. Mormeck konnte also nicht einmal beweisen, dass er über Nehmerqualitäten oder ein hartes Kinn verfügt - auch sein Kampfgeist darf infrage gestellt werden: Nach dem zweiten Niederschlag blieb er einfach liegen und ging nach dem Auszählen recht gelassen in seine Ecke.

Man hätte Mormeck womöglich nie in einen Ring mit Wladimir Klitschko lassen dürfen - doch das schließt natürlich die Frage an, wer denn in einen Ring mit den Klitschkos gehört? Alexander Powetkin, so genannter "regulärer Weltmeister der WBA" - Wladimir Klitschko wird als "Superchampion" geführt -, hatte schon gegen Marco Huck arge konditionelle Probleme. Wie sieht es dann erst gegen einen der Klitschkos aus?

Tyson Fury und Robert Helenius sind noch zu unerfahren, Dereck Chisora erst einmal gesperrt. Klitschko-Manager Bernd Bönte liebäugelt deshalb mit einem Duell gegen einen Amerikaner wie Chris Arreola - wohl auch wegen der Möglichkeit, wieder kräftig in den lukrativen amerikanischen TV-Markt einzusteigen.

Zunächst aber muss Wladimir Klitschko seinen IBF-Titel gegen Tony Thompson verteidigen - den hat er allerdings vor vier Jahren schon niedergeschlagen. Also wurde erneut Krawall-Boxer David Haye ins Spiel gebracht, der in einem Interview verkündet hat, eine Einigung über einen Kampf mit Vitali Klitschko steht kurz bevor.

"Das ist Quatsch", sagte Bönte dazu, "so lange Haye irrsinnige Summen fordert, kommt eine Einigung nicht infrage." Da schnappte sich Wladimir Klitschko das Mikrofon und sagte: "Warum nur sprechen wir über David Haye? Der ist doch in Rente. Er soll seinen Ruhestand genießen."

Wladimir sagte dann noch einen schönen Satz, der noch lustiger war als die Frage von Kai Ebel im Ring. Ein Reporter wollte wissen, ob der Kampf nicht zu einfach gewesen sei. Klitschko widerspricht: "Ich wurde ein Mal getroffen mit einem Jab. Das tut immer noch weh."

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