Wintersport: Langlauf:Blut, Schweiß und Behle

Die deutschen Langläuferinnen enttäuschen. Das liegt auch an Cheftrainer Jochen Behle, der seinen Sportlerinnen den Spaß am Sport gründlich genommen hat.

Joachim Mölter

In gewisser Weise passen die deutschen Ski-Langläuferinnen in das Gesamtbild der aktuellen Tour de Ski: Nach der ersten Hälfte des Acht-Etappen-Rennens hatte sich bereits ein Drittel der Teilnehmer verabschiedet, darunter fast alle Vertreterinnen des Deutschen Skiverbandes (DSV).

Wintersport: Langlauf: Ein Trainerkollege vermutete, dass Jochen Behle einfach nicht mit Frauen umgehen könne.

Ein Trainerkollege vermutete, dass Jochen Behle einfach nicht mit Frauen umgehen könne.

(Foto: Foto: dpa)

Für die Massenflucht gibt es Gründe: Zum einen behalten die Aussteiger im Gegensatz zu früher ihre auf den ersten Etappen gesammelten Weltcup-Punkte; zum anderen stehen erstmals nach der 2007 eingeführten Tour Olympische Winterspiele im Kalender; wer im Tour-Klassement aussichtslos zurückliegt, spart seine Kräfte dafür auf.

Letzteres war auch der Grund für Bundestrainer Jochen Behle, seine Frauen heimzuschicken: Sie sollen sich in Form bringen für Vancouver. Damit könnte man die Sache gut sein lassen, wären da nicht die harschen Worte, die der Coach den Athletinnen mitschickte ins Trainingslager: Sie kommen im Grunde einem Misstrauensvotum gleich, bei Olympia traut er ihnen nichts zu.

Es ist nicht das erste Mal, dass Behle seine Langläuferinnen scharf kritisiert; seine Rundumschläge haben Tradition seit der Heim-WM 2005 in Oberstdorf, bei der sie ihm ausnahmsweise keine Medaille bescherten. Zuvor hatten die DSV-Frauen in der Staffel geglänzt als Goldgewinnerinnen bei Olympia 2002 und WM 2003, auch später holten sie verlässlich Edelmetall. Warum Behle dennoch dauernd an den Frauen herummäkelt, ist ein Rätsel. Ein Trainerkollege vermutete, dass er einfach nicht mit Frauen umgehen könne.

Behle ist jedenfalls ein Absolvent der alten Trainerschule, in der Blut, Schweiß und Tränen als Hauptfächer gelehrt werden - Spaß muss nicht sein. Aber auf den legen die deutschen Läuferinnen auch Wert. Den Spaß hat ihnen Behle nun gründlich ausgetrieben.

Es ist nicht sensibel von ihm gewesen, als er den eigens für die Frauen eingestellten (und beliebten) Finnen Ismo Hämäläinen nach nur einer Saison vergraulte und vor dem Olympiawinter durch einen Mann ersetzte, der die harte Philosophie pflegt. Es war auch nicht geschickt, bereits zu Saisonbeginn die Biathletinnen Magdalena Neuner und Miriam Gössner als Kandidatinnen für die Langlauf-Staffel bei Olympia ins Gespräch zu bringen. Wenn die deutschen Frauen in Vancouver hinterherlaufen, hat das Behle zu verantworten.

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