Winterspiele:Bach kritisiert Oslos Nein zu Olympia

abgebaute Olympische Ringe

Symbolisch: abmontierte Olympische Ringe. In Oslo kommt es gar nicht so weit.

(Foto: dpa)
  • Oslo sagt "Nein" zu Olympia, IOC-Präsident Thomas Bach will von einem Ende der Olympischen Winterspiele aber nichts wissen.
  • Olympia sei immer noch ein "Premiumprodukt", so Bach.
  • In der norwegischen Presse gibt es harsche Kritik am IOC.

"Niemand muss sich Sorgen machen"

Oslo hat "Nein" gesagt, vor allem aus den europäischen Nachbarländern kommt viel Lob für diesen Schritt. Doch Thomas Bach gibt sich nach dem schmerzhaften Rückzug der norwegischen Hauptstadt aus dem Bewerberkreis für die Winterspiele 2022 trotzig bis kämpferisch. "Niemand muss sich Sorgen um die Olympischen Spiele machen", sagte Bach gegenüber dem SID, nachdem sich am Mittwochabend mit Oslo der sechste und letzte europäische Kandidat aus dem Kreis der möglichen Bewerber um die Ausrichtung der Winterspiele 2022 verabschiedet hatte.

Norwegische Zeitungen hatten zuvor bereits über das "historische Ende" der Olympischen Winterspiele spekuliert. "Sie haben Oslo nie die Hand gereicht. Jetzt wird das IOC zu Grunde gehen - und die Winterspiele nähern sich ihrem historischen Ende", schrieb die Zeitung Aftenposten. Hart ging auch Dagens Naeringsliv mit dem IOC ins Gericht: "Exit Olso. Aber ist es etwa total in Ordnung, an einem Fest teilzunehmen, solange eine Diktatur wie Kasachstan oder China die Bonzen versorgt?"

Warum Almaty nun als Favorit gilt

Als Favorit gilt nun Almaty in Kasachstan, das unter der Herrschaft des Autokraten Nursultan Nasarbajew steht, mit Peking gibt es nur einen weiteren Mitbewerber. "Wir haben zwei Kandidaten, und das ist nicht neu für das IOC", sagte Bach. Almaty stehe für die Wiederbelebung eines Wintersportzentrums aus Zeiten der Sowjetunion, Peking könne auf das Erbe der Spiele von 2008 zurückgreifen und entwickle ein neues Skigebiet.

Dass dort die Menschenrechte im Jahr 2022 und auf dem Weg dorthin nicht ausreichend beachtet werden könnten, glaubt Bach nicht. "Wir nehmen es sehr ernst, dass während der Olympischen Spiele die Olympische Charta Anwendung findet, das heißt, dass hier keinerlei Diskriminierung stattfindet, dass Meinungsfreiheit in Pressekonferenzen, Interviews und überall herrscht."

Bach ist von Oslo enttäuscht

An ein Ende der Ära der Olympischen Winterspiele glaubt Bach nicht. "Wir sehen weltweit, wie diese Spiele mehr denn je als Premiumprodukt wahrgenommen werden. Es würden sonst nicht sehr kühl kalkulierende Firmen oder TV-Anstalten Verträge bis ins Jahr 2032 abschließen", so Bach. Persönlich zeigte sich Bach enttäuscht von Oslo. "Zunächst mal bin ich traurig für die norwegischen Athleten und den norwegischen Sport, weil sie diese Bewerbung wirklich großartig unterstützt haben", sagte der 60-Jährige. "Es war eine politische Entscheidung und dem Fakt geschuldet, dass ein Regierungsbündnis eine Koalition aufs Spiel setzt für ein Projekt, dessen positive Auswirkungen sich erst nach dem nächsten Wahltag zeigen."

Auch zahlreiche norwegische Sportprofis reagierten enttäuscht auf das endgültige Nein. "Das ist wirklich schade", sagte Biathlet Emil Hegle Svendsen dem Fernsehsender NRK. Die Freestyle-Skifahrerin Tiril Sjåstad Christiansen meinte, für sie sei ein Traum geplatzt: "Wir haben eine einzigartige Chance verpasst, den norwegischen Wintersport zu fördern."

Das IOC hatte bis zuletzt um Oslo gekämpft und so viel Geld wie noch nie versprochen. Die Ausrichter-Stadt sollte 880 Millionen US-Dollar (696 Millionen Euro) als "Stütze" erhalten. Sotschi hatte für 2014 trotz immenser Gesamt-Investitionen von 50 Milliarden Euro "nur" 750 Millionen US-Dollar (593 Millionen Euro) erhalten. Zudem implementierte das IOC zuletzt erhöhte Anforderungen an Menschenrechtsfragen in die Bewerberverträge. Oslo überzeugte dies alles nicht mehr.

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Der Westen wendet sich von Olympia ab, kommentiert Carsten Eberts.

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