Wimbledon:Kiefer verliert, Nadal flucht

Mit Nicolas Kiefer ist auch der letzte Deutsche in Wimbledon ausgeschieden. Nach zahlreichen Verzögerungen durch Regen ging es am Ende schnell.

Nicolas Kiefer hat das längste Match seines Lebens nach hartem Kampf hauchdünn verloren und die erhoffte Geburtstags-Party in Wimbledon verpasst. Nach endlosen Warteschleifen im Regen von Wimbledon um einiges entfernt von seiner sensationellen Comeback-Leistung scheiterte der letzte verbliebene Deutsche im Tiebreak-Krimi der dritten Runde mit 6:7 (4:7), 7:6 (8:6), 2:6, 6:7 (5:7) gegen den Serben Novak Djokovic.

Die Regenpausen beschrieb Kiefer so: "Ich habe in drei Tagen bestimmt vier Kilo zugenommen. Ich habe immer wieder Sandwiches und Bananen gegessen. Und viel getrunken. Zwischendurch habe ich gewürfelt, Fußball gespielt und versucht, locker zu bleiben. Der Vater von Maria Scharapowa hat von der Bärenjagd erzählt. In den Kabinen kommt man sich vor wie im Zoo, weil alle Spieler dort rumhängen und raus wollen."

Kiefer zeigte sich ermüdet von den zermürbenden Unterbrechungen des Spiels, das eigentlich bereits am Samstag hätte über die Bühne gehen sollen. "Ich bin total enttäuscht, weil ich nicht das gespielt habe, was ich kann. Das ärgert mich tierisch", sagte Kiefer. "Wenn man so verliert, kann man nicht zufrieden sein. Das Fighten war okay, aber ich hätte viel mehr Risiko gehen müssen."

Auf den Punkt topfit war Vorjahresfinalist Rafael Nadal, der nicht weniger lange um den Einzug ins Achtelfinale kämpfen musste. "Ich bin froh, dass es endlich vorbei ist", meinte der Spanier nach dem "schlimmsten Match seiner Karriere". Stinksauer und wütend war er am Abend zuvor nach der neuerlichen Unterbrechung beim 4:4 im fünften Satz gegen Robin Söderling vom kleinen Center Court marschiert. Das Nervenspiel der Wiederaufnahme gewann der French-Open-Sieger schließlich mit 6:4, 6:4, 6:7 (7:9), 4:6, 7:5 und schimpfte danach über das "schlechte Benehmen" seines schwedischen Gegners, der ihn nachgeäfft und provoziert hatte.

Der viermalige Champion Roger Federer "lachte sich derweil ins Fäustchen", wie die frühere Wimbledonsiegerin Martina Navratilova meinte. Dank der Absage von Thomas Haas, der sich in der Heimat die gerissene Bauchmuskulatur behandeln lässt, hatte der Schweizer schon den fünften Tag spielfrei. In der Runde der letzten 16 soll er diesen Donnerstag gegen den Spanier Juan Carlos Ferrero antreten. Nadal bekommt es mit dem Russen Michail Juschni zu tun, während Djokovic gegen Lleyton Hewitt aus Australien spielt. Weiter kam auch der zweimalige Finalist Andy Roddick aus den USA, der im Viertelfinale in Richard Gasquet oder Jo-Wilfried Tsonga auf einen Franzosen trifft.

Am Tag vor seinem 30. war Nicolas Kiefer völlig von der Rolle, als die Partie um 11.17 Uhr Ortszeit beim Stand von 30:15 aus seiner Sicht im dritten Satz begann. Begleitet von heftigen Windböen musste er gleich seinen Aufschlag abgeben und geriet mit 0:3 in Rückstand. Nichts war mehr zu spüren vom Selbstvertrauen und der Zuversicht des Vortages. Da hatte er binnen 20 Minuten, die der Regen den Akteuren zum Spielen erlaubte, den 1:1-Satzausgleich geschafft. Doch diesmal schien Kiefer mit dem falschen Bein aufgestanden zu sein. Der an Nummer vier gesetzte Shooting-Star Djokovic machte ernst und leistete sich vor allem sehr viel weniger Fehler als noch in den quälend oft unterbrochenen Spielabschnitten der vergangenen Tage.

Maria Scharapowa konnte im Duell der Wimbledon-Siegerinnen gegen Venus Williams auch eine rund 95-minütige Regenpause nicht vor dem Aus retten. Die Titelträgerin von 2004 unterlag der Amerikanerin im Achtelfinale mit 1:6, 3:6. In der Runde der letzten Acht trifft die ältere der beiden Williams-Schwestern, die 2000, 2001 und 2005 triumphiert hat, in Swetlana Kusnetzowa wieder auf eine Russin.

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