Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki:Strahlefrau mit Grasallergie

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Im Wimbledon-Finale: Sabine Lisicki (Archivbild). (Foto: dpa)

Früher sah sich Sabine Lisicki immer die Matches von Steffi Graf und Boris Becker an. Schon als Kind besuchte sie Wimbledon, jetzt steht sie dort selbst im Endspiel. Die Briten lieben ihre Art, wie sie strahlt und lächelt, ihre gewaltigen Aufschläge nahe der 200-km/h-Grenze. Manche Gegnerin ist hingegen genervt.

Von Michael Neudecker, London

Sabine Lisicki war das erste Mal in Wimbledon, als sie ein Kind war; erst neulich hat sie die Geschichte mal wieder erzählt. Sie riss die Augen auf und blickte umher, so habe sie sich gefühlt, sagte sie: "Ich hab' mich sofort in Wimbledon verliebt." Jetzt, mit 23, steht sie im Finale des berühmtesten Tennisturniers der Welt, als erste Deutsche seit Steffi Graf vor 14 Jahren.

Wimbledon ist das älteste Tennisturnier der Welt, es ist das einzige der großen Turniere, bei dem auf Rasen gespielt wird, und das einzige, bei dem die Spieler weiße Kleidung tragen müssen; wer hier gewinnt, wird Teil der Sporthistorie. Es gibt nur vier Deutsche, denen das je im Einzel gelungen ist: Cilly Aussem gewann 1931, Steffi Graf gewann in den Achtzigern und Neunzigern sieben Mal, Boris Becker gewann in der gleichen Zeit drei Mal, Michael Stich siegte 1991.

Alles schon lange her, Tennis war damals ein Sport, den Millionen Menschen vor dem Fernseher verfolgten, heute ist das Wimbledon-Finale mit Sabine Lisicki nur im Bezahlfernsehen zu sehen. In Großbritannien aber ist sie, die überwiegend in Bradenton, Florida, lebt, populär, die Zuschauer rufen oft ihren Namen, es klingt wie "Lasickey".

Sie lächelt und strahlt immerzu, manche Gegnerinnen nervt das, die Briten aber lieben ihre Art, sie lieben ihr Spiel, ihre gewaltigen Aufschläge oft nahe der 200-km/h-Grenze und ihre wuchtige Vorhand. Die Times schrieb, sie sei so gut, dass sie mühelos in "white lederhosen" spielen könne.

Ihre Gegnerin an diesem Samstag, die Französin Marion Bartoli, ist dagegen eher unbeliebt, für Lisicki ist das kein unwesentlicher Punkt. Es gibt Sportler, die im Rampenlicht nervös werden, wenn sie es nicht gewöhnt sind; für die die Zuneigung des Publikums zur Last werden kann. Sabine Lisicki wächst mit der Größe der Bühne, auf der sie auftritt. Es gibt im Tennis keine bedeutendere Bühne als den Centre Court von Wimbledon, weshalb man es glauben darf, wenn Lisicki betont, dass dieser Ort ihr Lieblingsstadion sei. Lisicki gilt als sensibel, aber sie steht gerne im Mittelpunkt.

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Immer an ihrer Seite, während der Matches wie während des Trainings, sind ihre Eltern, ein Sportwissenschaftler und eine Künstlerin, die 1979 aus Polen nach Deutschland auswanderten. 1989 wurde die einzige Tochter Sabine in Troisdorf bei Köln geboren, sie lernte das Tennisspielen beim TC Rot-Weiß Troisdorf; 2003 zog die Familie nach Berlin. Die Lisickis sahen sich Matches von Becker und Graf im Fernsehen an, damals, sagt Lisicki, habe sie schon von Wimbledon geträumt. Sie sagt, es sei egal, wie eine Saison jeweils gelaufen sei - in Wimbledon sei sie stets überzeugt, gewinnen zu können.

Auf ihrem Weg in ihr erstes Grand-Slam-Finale hat die 24. der Weltrangliste die als unbesiegbar geltende Amerikanerin Serena Williams geschlagen, seitdem gilt sie als Titelfavoritin. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sie bei dem Turnier Allergietabletten nehmen muss: Sie verträgt Gras nicht

© SZ vom 06.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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