Wimbledon-Finale der Herren:Wiedersehen der Giganten

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Roger Federer (links) und Novak Djokovic stehen sich erneut im Finale von WImbledon gegenüber.

(Foto: AFP)
  • Roger Federer und Novak Djokovic stehen sich erneut im Finale von Wimbledon gegenüber. 2014 gewann Djokovic.
  • Federer beeindruckte im Halbfinale mit einem souveränen Sieg über Andy Murray.
  • Sollte der Schweizer gewinnen, wäre das sein achter Wimbledon-Sieg und ein neuer Rekord. Djokovic konnte Wimbledon bislang zweimal gewinnen.

Von Lisa Sonnabend, Wimbledon

Boris Becker verbrachte am Freitag deutlich mehr Zeit auf dem Centre Court in Wimbledon als in seinem eigenen Wohnzimmer. In weißem Polohemd beobachtete der 47-Jährige zunächst, wie sein Schützling Novak Djokovic in zwei Stunden und 21 Minuten den Franzosen Richard Gasquet besiegte.

Danach hieß es für Becker: ab in die Umkleide. In hellgrauem Sakko und mit dunkelblauer Krawatte kehrte er zurück ins Stadion, diesmal durfte er sogar in der Royal Box Platz nehmen. Becker lehnte sich entspannt zurück, verschränkte die Arme, doch es dürfte ihm nicht gefallen haben, was er nun zu sehen bekam: Roger Federer zerlegte mit imposantem Angriffstennis Andy Murray und fordert nun im Finale Djokovic heraus. Eine knifflige Aufgabe.

Federer spricht von "einem der besten Spiele meiner Karriere"

Federer war nach der Partie sehr zufrieden mit sich: "Das war definitiv eines der besten Spiele meiner Karriere", sagte er. Er glänzte vor allem beim Aufschlag, fast jedes erste Service saß: Der 33-Jährige bugsierte den Ball mal mit Drall übers Netz, mal mit Slice, dann zog er wieder durch, er traf die Linien, servierte mal auf die Rückhand-, mal weit auf die Vorhandseite. Wenn der erste Aufschlag kam, gewann Federer 86 Prozent aller Punkte. Eine beeindruckende Zahl. Für Murray war es frustrierend: Der Brite spielte an diesem Nachmittag gutes Tennis - aber wie sollte er gegen Federer jemals ein Break schaffen? Es gelang ihm nicht.

Nach zwei Stunden und sieben Minuten stand es 7:5, 7:5 und 6:4. Jedes Mal, wenn der Satz dem Ende zuging, zog Federer scheinbar mühelos an und nahm dem Gegner den Aufschlag ab. Der Weltranglisten-Zweite hatte bislang in Wimbledon einen starken Eindruck hinterlassen - doch so souverän, so selbstbewusst, so fokussiert und zugleich so entspannt wie im Halbfinale war selbst er in den vergangenen Tagen nicht aufgetreten. Federer spielte derart entfesselt, dass sogar der Großteil des Publikums statt des eigenen Landsmanns ihn anfeuerte.

Murray zollt Federer Anerkennung

Als Murray nur wenige Minuten nach der Niederlage in den Main Media Room kam, gab er sich nicht konsterniert wie Maria Scharapowa nach ihrer Niederlage gegen Serena Williams. Der Brite sprach voller Anerkennung über seinen Gegner. "The guy served unbelievable", der Typ habe so unglaublich aufgeschlagen, raunte er. Er könne sich nicht erinnern, je gegen einen so starken Federer gespielt zu haben.

Boris Becker sah die gefährlichen Schläge des Schweizers vom bestem Platz des Stadions aus mit an. Immerhin dürfte den Trainer in der Royal Box beruhigt haben, dass auch Djokovic in seinem Halbfinale kaum Mühe hatte. Beim 7:6 (7:2), 6:4, 6:4 war nur der erste Satz umkämpft. Der Serbe spielte konzentriert und entschlossen, mit seinem offensiven Grundlinientennis konnte Gasquet nicht mithalten.

Die Finalgegner standen sich 40 Mal gegenüber

Am Sonntag kommt es nun zur Neuauflage des Wimbledon-Endspiels 2014. Damals triumphierte Djokovic - allerdings nur knapp in fünf Sätzen. Insgesamt standen sich die beiden in 39 Matches gegenüber. 20 Mal gewann der Schweizer, 19 Mal der Serbe.

Sollte Djokovic am Sonntag erneut den Pokal in die Höhe stemmen, würde er mit seinem Trainer gleichziehen: Es wäre der dritte Wimbledon-Sieg für den 28-Jährigen, Becker gewann 1985, 1986 und 1989. Federer dagegen hat seinen Coach Stefan Edberg längst übertroffen. Der Schwede holte nur zweimal in London den Titel, Federer dagegen steht in seinem zehnten Wimbledon-Endspiel. Sieben Mal gewann er - noch nie zuvor ist dies einem Spieler achtmal gelungen.

Als Djokovic nach seinem Sieg zur Pressekonferenz erschien, wurde er natürlich auch nach Federer gefragt. "Er ist der Größte von allen", meinte er, die Hände hatte er vor sich gefaltet. "Er spielt immer am besten, wenn es um viel geht." Auch Federer lobte seinen Finalgegner, als "den besten Spieler der Welt". Doch er sagte auch: "Ich weiß, wie ich ihn schlagen kann." Womöglich reicht es, wenn Federer wieder so unglaublich serviert.

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