Wettskandal: Sponsoren:Adidas: "Traurig und verärgert"

Adidas-Chef Hainer fordert, "dass sich so etwas nicht wiederholt". Auch andere Sponsoren drohen den verwickelten Klubs mit Kündigung. Mit Video.

U. Ritzer und S. Boehringer

Der Wettskandal im europäischen Fußball hat auch die Ausrüster und Sponsoren von Spielern und Profiklubs aufgeschreckt. Sie fürchten Schaden für ihr Image, das sie mit Hilfe von Sportlern als Werbeträger eigentlich pflegen wollen. Herbert Hainer, Vorstandsvorsitzender des Sportartikelherstellers Adidas, kündigte bereits Konsequenzen an für den Fall, dass ein von dem fränkischen Hersteller ausgerüsteter Fußballer oder Klub in den Skandal verwickelt sein sollte:

Wettskandal: Sponsoren: "Wir schauen uns das sehr genau an, denn wir wollen, dass unsere Athleten Botschafter der Marke Adidas sind." Adidas-Chef Herbert Hainer.

"Wir schauen uns das sehr genau an, denn wir wollen, dass unsere Athleten Botschafter der Marke Adidas sind." Adidas-Chef Herbert Hainer.

(Foto: Foto: dpa)

"Wir haben in unseren Verträgen mit Sportlern und Vereinen ganz klar drin, dass wir bei kriminellen Vergehen die Zusammenarbeit fristlos kündigen können". Ähnlich sei man in Doping-Fällen verfahren, "für den Wettskandal gilt das ganz genauso", sagte Hainer der Süddeutschen Zeitung. "Wir schauen uns das sehr genau an, denn wir wollen, dass unsere Athleten Botschafter der Marke Adidas sind. Dazu gehört ganz sicher nicht, dass man gegen Gesetze verstößt."

Hainer, zugleich Aufsichtsratsmitglied beim FC Bayern München, zeigte sich vom Ausmaß des Wettskandals "überrascht, traurig und verärgert." Nach dem Hoyzer-Skandal 2005 habe er gedacht, "dass diese Dinge grundlegend aufgearbeitet sind und sich so etwas nicht wiederholt".

Das fränkische Unternehmen ist weltweit der größte Hersteller von Fußballausrüstung und hat zahlreiche namhafte Vereine und Nationalteams unter Vertrag. Diese erhalten neben Ausrüstung meist auch viel Geld - bei Spitzenteams oder erfolgreichen Nationalmannschaften mehr als 20 Millionen Euro pro Jahr, in Einzelfällen noch mehr. Denn längst sind die großen Fußballstadien auch die Laufstege, auf denen Fußballer die Kollektionen einem Millionenpublikum vorführen. Eine Verwicklung von Teams oder Sportlern wäre unter Marketinggesichtspunkten schädlich.

Auch Puma will hart durchgreifen. Die Verträge mit den Sportlern oder Klubs würden einen sofortigen Ausstieg erlauben, sobald ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werde, sagte ein Unternehmenssprecher. Ähnliche Töne kommen von Audi. Der Automobilhersteller ist Sponsor von Bayern München und einiger europäischer Klubs, darunter auch Real Madrid. "Eine Verwicklung in den Wettskandal würden wir bei einem unserer Partner prinzipiell nicht akzeptieren", so eine Audi-Sprecherin.

Auch die Wettanbieter selbst sorgen sich um ihr Geschäft. Jörg Wacker, Chef von bwin, forderte "effektivere Schutzmaßnahmen für die Branche". Die Politik müsse die "erlaubten Einsatz- und Gewinnhöhen viel stärker limitieren und die Abgabe anonymisierter Wetten strikt verbieten", sagte er der Zeitung Die Welt. Außerdem machte sich Wacker für die Aufhebung des staatlichen Glücksspielmonopols stark.

Seit dieses 2008 in Kraft trat, habe der Schwarzmarkt laut einer Studie der Universität Linz um 370 Prozent zugelegt. Nach Angaben Wackers gibt es allein im Internet 3000 Sportwettenseiten, die deutschen Kunden zugänglich seien. Wacker fordert einen "liberalisierten und streng regulierten Wettmarkt, denn nur so kann man die Vorgänge kontrollieren und Betrügereien aufspüren."

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