Wertvollster Basketballer der NBA:Höchste Zeit für Duftmarken

Golden State Warriors at Los Angeles Clippers

Wird er der MVP? Stephen Curry von den Golden State Warriors

(Foto: dpa)
  • Aberwitziges Wettrennen: In der NBA wird der wertvollste Spieler der Liga gesucht.
  • Es ist eine schwierige Wahl, denn es gibt viele Kandidaten - doch nicht immer gewinnt bei der MVP-Wahl der beste.
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Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es war dieser Moment, in dem Stephen Curry von den Golden State Warriors seinen Gegenspieler Chris Paul von den LA Clippers älter aussehen ließ, als der jemals werden wird: Er dribbelte zwei Mal hinter dem Rücken und sorgte dafür, dass Paul die Balance verlor und beinahe auf seinem Hintern landete, während Curry den Ball formschön in den Korb warf. Die Menschen im Internet spielten verrückt, wie immer bei solchen Gelegenheiten, der Verkohlte wurde danach von Kollegen und Komikern noch weiter verhohnepiepelt.

Die Reaktion von Paul: Er veröffentlichte die lustigsten Bilder auf Instagram mit dem Zusatz, durchaus über sich selbst lachen zu können - einen Abend später schaffte er gegen die Portland Trail Blazers 41 Punkte und 17 Zuspiele. Am selben Tag erzielte James Harden von den Houston Rockets 51 Punkte gegen die Sacramento Kings, Russell Westbrook präsentierte bei der Niederlage gegen die Dallas Mavericks sein zehntes Triple Double (31 Punkte, elf Rebounds, elf Zuspiele) in dieser Saison für Oklahoma City Thunder. Und LeBron James? Steuerte mal schnell 23 Punkte, acht Rebounds und sieben Zuspiele für die Cleveland Cavaliers gegen seinen alten Verein Miami Heat bei.

Der MVP darf auf Werbeverträge und Filmrollen hoffen

In der nordamerikanischen Profiliga NBA findet gerade ein witziges Wettrennen statt. Es geht jedoch nicht nur um die letzten Plätze und die Setzliste für die Ausscheidungsrunde - es geht auch darum, wer am Ende der regulären Saison zum wertvollsten Spieler der Liga (MVP) gewählt wird. Die Auszeichnung ist bedeutsam in einer Liga, die sich noch immer über Einzelkönner definiert und in der millionenschwere Werbeverträge und Filmrollen gemeinhin an jene Spieler verteilt werden, die solche Auszeichnungen gewonnen haben.

Deshalb setzen die Favoriten in diesen Tagen gerne mal Duftmarken in Form statistischer Statements ab, um nur ja nicht in Vergessenheit zu geraten. Harden etwa schaffte in den vergangenen fünf Spielen 32,6 Punkte und 6,2 Zuspiele, Westbrook 28,8 Punkte und 9,8 Zuspiele - Curry erreichte 30,2 Punkte und sieben Zuspiele und hat seit dem 9. März keinen Freiwurf mehr neben den Korb gesetzt. James hat dafür gesorgt, dass sein Verein seit dem 7. Januar nicht mehr in heimischer Halle verlor und mittlerweile auf Platz zwei der Eastern Conference vorgerückt ist.

Bei aller Statistik-Versessenheit der Amerikaner: Gesucht wird nicht der treffsicherste Werfer, der präziseste Passspieler oder der kräftigste Ballpflücker. Dafür gibt es eigene Auszeichnungen wie übrigens auch für den besten Ersatzspieler oder jenen Akteur, dem die beeindruckendste Entwicklung gelungen ist. Der MVP, das ist auch nicht zwingend der beste Basketballspieler - es soll jener Spieler sein, der durch seine Leistungen für den größten Unterschied bei seinem jeweiligen Verein gesorgt hat. Dessen Klub aufgrund seiner Präsenz am erfolgreichsten ist.

Curry und Harden gelten als favorisiert

Manchmal ist die Wahl eindeutig, Shaquille O'Neal (2000) und LeBron James (2013) erhielten jeweils 120 von 121 Stimmen. In dieser Saison jedoch gestaltet sich die Suche als knifflig, weil nun die Definition des Begriffes "wertvoll" hinterfragt wird. Beschreibt er den besten Spieler der Mannschaft mit der besten Bilanz? Das wäre Stephen Curry von Golden State.

Soll der Akteur ausgezeichnet werden, der seinen Verein trotz Verletzungen anderer Schlüsselspieler zu zahlreichen Siegen geführt hat? Das ist James Harden aus Houston. Oder sollte dann doch jener Spieler ausgezeichnet werden, der die meisten Partien alleine entschieden hat? Das wäre Russell Westbrook aus Oklahoma - der zudem seine Mannschaft trotz des Ausfalls von Kevin Durant (MVP der vergangenen Saison) in die Playoffs führen dürfte. Oder dann doch der beste Allrounder? Das ist unbestritten LeBron James aus Cleveland.

Derzeit gelten Curry und Harden als favorisiert, doch noch sind ein paar Partien zu absolvieren. Interessant ist dabei eine Umfrage des Sportsenders ESPN, der zunächst wissen wollte: Wer wird MVP? Das Ergebnis: 80,5 Prozent stimmten für Curry, 18,3 Prozent für Harden und 1,2 Prozent für Westbrook, niemand für James. Die zweite Frage: Wer sollte gewinnen? Nun bekam Curry nur noch 52,4 Prozent der Stimmen, Harden 32,9 Prozent, neun Prozent für James und 5,7 für Westbrook.

Dirk Nowitzki hat keine Chance

Wer in dieser Saison sicher nicht zum MVP gewählt wird: Dirk Nowitzki von den Dallas Mavericks, der im Jahr 2007 gewählt worden ist - obwohl dessen Verzicht auf sehr viel Geld, um den Kader der Mavericks insgesamt zu verstärken - durchaus als wertvoll interpretiert werden kann. Oder Carmelo Anthony, der aufgrund der Chancenlosigkeit seiner New York Knicks beschloss, seine Verletzungen zu kurieren und erst in der kommenden Spielzeit wieder mitzuwirken.

Vereinspräsident Phil Jackson übrigens schrieb am Freitag über die Spielzeit der Knicks: "Scheiße passiert - und in diesem Jahr ist sie uns passiert." Der Titel des wertlosesten Spielers wird leider nicht vergeben in der NBA. Anthony wäre jedoch ein heißer Kandidat.

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