Werder verliert erneut in der ersten Pokalrunde:Die nächste Pointe

1. FC Saarbrücken v Werder Bremen - DFB Cup

Werder-Spieler Clemens Fritz kann das Aus im DFB-Pokal nicht fassen.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Heidenheim, Münster, jetzt Saarbrücken: Werder Bremen scheitert zum dritten Mal nacheinander an einem Drittligisten. Beim 1:3 nach Verlängerung blamiert sich die Elf des neuen Trainers Dutt nach Kräften. Am Ende siegt der Drittligist sogar verdient.

Von Ulrich Hartmann

Die besten Witze sind jene mit gleich mehreren Pointen. Als Werder Bremen 2011 sein Erstrunden-Pokalspiel beim Drittligisten 1. FC Heidenheim 1:2 verloren hatte, war das schon mal eine gute Basis für eine Pointe, die Werder ein Jahr später mit dem 2:4-Erstrunden-Aus beim Drittligisten Preußen Münster lieferte. Am Sonntag nun, ein weiteres Jahr darauf, spielte Bremen sein Erstrunden-Pokalspiel beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken - und trieb seinen bitteren Pokalwitz mit einer noch famoseren Pointe auf die Spitze.

Trotz der erhofften Aufbruchstimmung durch den neuen Trainer Robin Dutt spielten die Bremer wie paralysiert und verloren im dritten Jahr nacheinander in der ersten Runde gegen einen Drittligisten. Dem mit zwei Niederlagen in die Saison gestarteten 1. FC Saarbrücken unterlagen die enttäuschenden Werderaner verdient 1:3 (1:1, 0:1) nach Verlängerung und bescherten ihrem neuen Trainer, dem vormaligen Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes, einen schmerzlichen Einstand.

"Es gibt nichts schön zu reden"

Nach Spielschluss machten die Bremer Anhänger ihrem Ärger lautstark Luft. "Sie waren richtig sauer, aber der Unmut ist berechtigt. Da ist es auch meine Aufgabe, Rede und Antwort zu stehen", sagte Robin Dutt. "Es gab sicherlich vieles zu erklären, aber es gab nichts schön zu reden."

Der italienische Zugang Luka Caldirola von Brescia Calcio spielte als Innenverteidiger an der Seite von Sebastian Prödl, während Zugang Cedric Makiadi vom SC Freiburg als alleiniger Sechser vor der Abwehr Stellung bezog und halbseitig Mehmet Ekici und Zlatko Junuzovic als Partner vor sich hatte. Links auf dem Flügel bekam anstelle des kranken Flügelstürmers Eljero Elia zunächst der junge Niclas Füllkrug den Vorzug vor Marko Arnautovic, um den es weiterhin so manches Gerücht über einen möglichen Abschied gibt. Rechts spielte Nils Petersen, in der Mitte Aaron Hunt.

Diese respektable Startformation schaffte es gegen die Saarbrücker in der ersten Halbzeit allerdings kein einziges Mal gefährlich vors Tor. Im Gegenteil: Die Saarländer erspielten sich gegen eine fragile Bremer Defensive blendende Chancen und nutzten in der 45. Minute die letzte zur 1:0-Führung. Nicht nur dieser Tusch vor dem Pausenpfiff veranlasste Dutt, zur zweiten Hälfte Arnautovic für Füllkrug einzuwechseln. Die Elf mühte sich nun um mehr Zug zum Tor. Dutt hatte vor dem Spiel eine "sehr ordentliche Saison-Vorbereitung" konstatiert und ein 1:0 im Test gegen Fulham als "wichtig für den Kopf" bezeichnet - allerdings war von diesem vermeintlichen mentalen Vorteil wenig zu sehen, nachdem Prödl in der 59. Minute den 1:1-Ausgleich erzielt hatte.

Am Ende siegt das Team mit der größeren Leidenschaft

Statt den Druck auf die verunsicherten Saarbrücker nun sukzessive zu steigern, blieben sie die effektive Umsetzung des neuen Dutt-Systems schuldig und brachten ihren Torwart Sebastian Mielitz mit allzu langsamer Rückwärtsbewegung immer wieder in Verlegenheit.

In der 71. Minute lief Saarbrückens Raffael Korte allein auf Mielitz zu, vergab mit einem müden Schuss allerdings genauso die Chance zur sofortigen Sensation wie sieben Minuten später Marcel Ziemer aus spitzem Winkel und Serkan Göcer in der Schlussminute aus kürzester Distanz. Die Bremer blamierten sich inzwischen auch spielerisch nach Kräften. Dem neutralen Beobachter gab sich keinerlei Klassenunterschied zu erkennen.

In der Verlängerung ging es genauso weiter. Die Bremer blieben unfähig, sich aufzuraffen. Schließlich siegte Saarbrückens Leidenschaft. In der 105. Minute schoss Tim Stegerer sein Team mit einem von Fritz unhaltbar abgefälschten 25-Meter-Schuss in einen Rausch und die Norddeutschen vollends in die Verzweiflung. Den von 15 400 Zuschauern umjubelten Schlusspunkt setzte Marcel Ziemer mit dem 3:1 in der 112. Minute. Während das Heimpublikum euphorisch sang, blickte Dutt auf seiner Bank deprimiert drein.

Seit 1994 hatte Werder alle fünf Jahre den DFB-Pokal gewonnen. Nach den Triumphen 1994, 1999, 2004 und 2009 wären sie im Endspiel 2014 eigentlich wieder an der Reihe gewesen. Aber dass sie dieses Intervall nicht fortsetzen können, steht jetzt bereits nach dem ersten Pflichtspiel unter dem Trainer fest.

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